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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten
Autoren: Unbekannt
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ja von Symbolen; oder nimmst du an, daß dieses schwarze Nichts Arme und Beine hat und einen Koffer durch die Zwischenzone des Korridors schwenkt? Nein, Demeter, dein Geist hat das, was dir die Fremden von sich nicht begreiflich machen konnten, in verständliche Bilder aus deiner eigenen Erfahrungswelt umgesetzt. Irdische Symbole für das Unfaßbare... Ist dir eigentlich bewußt, daß nur du den Kontakt zu den Fremden herstellen kannst...?"
    „Vielleicht war ich blind dafür", flüsterte Demeter betroffen. „Ja, es ist mir bewußt. Wann seid ihr hier? Ihr müßt mir helfen."
    Roi Danton lief es kalt den Rücken hinab. Die ganze Zeit hatte er sich hauptsächlich darauf konzentriert, ob sich die Fremden hinter ihnen weiterhin abwartend verhielten. Erst jetzt begriff er das, was Demeter und Taurec besprachen, in voller Konsequenz. Erst jetzt wurde ihm klar, daß der Gesandte der Kosmokraten eine neue Chance sah, die Zwischenzone zu verlassen.
    Demeter sollte es bewerkstelligen!
    Sie sollte nochmals träumen, Kontakt aufnehmen - und das Fremde veranlassen, die SYZZEL freizugeben ...
     
    *
     
    Das erstemal war es unbewußt geschehen, vielleicht aus Müdigkeit oder Langeweile.
    Diesmal sollte es gezielt herbeigeführt werden. Es war nicht leicht, sich in einer solchen Situation zu entspannen. Während Taurec lauernd und jederzeit startbereit vor seiner Pyramide hockte, redete Roi immer wieder beruhigend auf Demeter ein. Sie hatte keine Ahnung, wie lange er das tat. Womöglich vergingen mehrere Stunden, bevor ihre Gedanken endlich abschweiften. Irgendwann wurden Rois Worte zu einem zusammenhanglosen Murmeln.
    Sie versteht es nicht mehr; sie wundert sich lediglich, daß es unter diesen vielen hastenden Industriestädtern überhaupt jemanden gibt, der sie offen anspricht.
    Zunächst glaubt Demeter, es mit einem Außenseiter zu tun zu haben, der inmitten einer uniformen Menge eigene Ideen entwickelt. Ein Sonderling, dessen persönlicher Nonkonformismus darin besteht, einer Fremden im Straßenbild Beachtung zu schenken.
    Alle arideren kümmern sich weder um sie noch um ihn. Seine Maske ist ungewöhnlich bunt, mit vielen farbigen Tupfern auf grünem Untergrund. In der Glasfront des Hochhauses spiegelt sie sich auf bizarre Weise.
    Doch dann erkennt Demeter ihren Irrtum. Die Vielfarbigkeit dieser Maske drückt nicht nur das wache Interesse gegenüber dem Unbekannten aus. In ihr ist auch eine gehörige Portion körperlicher Neugier enthalten. Als der Fremde einige Schaltungen an seinem Koffer betätigt, gewinnt sein Blick eine stechende Lüsternheit.
    Demeter weicht vor ihm zurück. Plötzlich empfindet sie Abscheu vor dieser technologiebesessenen Gesellschaft, in der selbst die intimsten Regungen, die letztlich zur Fortpflanzung und Arterhaltung führen, so verkümmert sind, daß sie mittels Gefühlsmasken künstlich ausgedrückt werden müssen.
    Sie taumelt in die Arme einer anderen Person, die sie ungehalten von sich stößt. Haltlos stolpert sie voran und wird vom Sog der Menschen mitgerissen. Das bunt gepunktete Gesicht verschwindet in der Menge. Eine Weile läßt sich Demeter treiben, während sie Ausschau nach jener schwarzen Maske hält, die ihr bereits bekannt ist und zu der sie Kontakt sucht.
    Aber wie soll sie sie finden in diesem vielfarbigen, endlosen Getümmel? Irgendwann verlangsamt sie ihren Schritt. Sie will stehen bleiben und zunächst einmal überlegen, doch die geschäftige Menge duldet das nicht. Sie wird gestoßen, geschoben und gezerrt; einige Leute reden hektisch auf sie ein. Jemand drängt sie kraftvoll zur Seite und schiebt sie in den Strom jener Menschen, die den Gehweg in der Gegenrichtung benutzen. Das raubt ihr vollends den Überblick. Zahllose Masken tanzen wie rastlose Farbkleckse um sie herum.
    Ihre ungeduldigen Stimmen und die Geräusche des Straßenverkehrs vermischen sich zu einem dröhnenden Kreszendo. Sie taumelt wie blind umher und gerät unvermittelt auf die überfüllte Fahrbahn.
    Reifen kreischen auf dem Asphalt, Signalhörner stimmen schrille Warnungen an.
    Demeter spürt einen mörderischen Schlag in der Hüfte; sie wird angehoben und davongeschleudert und prallt hart auf den Boden. Irgendwo ertönt das Krachen zerbeulenden Blechs und das Splittern von Glas. Starke Arme greifen nach ihr und helfen ihr auf. Demeter hat keine Schmerzen, und sie dankt dem Schicksal, daß sie offenbar mit einem blauen Auge davongekommen ist. Ihr Blick wandert über das Chaos ineinander verkeilter
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