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1171 - Emilys Engelszauber

1171 - Emilys Engelszauber

Titel: 1171 - Emilys Engelszauber
Autoren: Jason Dark
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Winter richtig klar, dass er einen Fehler begangen hatte. Er hätte Emily nie hinter den Mauern der Anstalt verschwinden lassen dürfen. Er hätte sie ernst nehmen und auf ihre Probleme eingehen müssen.
    Sie hatte ihn schließlich gehasst, und er war froh gewesen, sie los zu sein.
    Harold Winter spielte auch mit dem Gedanken, die Vorstellung abzubrechen. Aber welchen Grund sollte er den Besuchern angeben?
    Dass er einen Engel gesehen hatte und sich vor ihm fürchtete?
    Das würde ihm niemand glauben. Auslachen würde man ihn. Gut, er konnte die Raubtier-Nummer auslassen, doch auch das hätte sich herumgesprochen und einen Imageschaden bedeutet.
    Nein, dachte er. Ich werde es durchziehen. Ich lasse mich nicht fertig machen. Er fürchtete nur, dass seine Nervosität auf die Tiere übergehen konnte. Dann konnte er für seine Sicherheit nicht garantieren.
    Aber auch da musste er durch.
    Winter verschwand aus der Manege. Er nahm den normalen Weg und drückte sich durch den Spalt. Er kam außerhalb des Zelts an und blieb erst dort stehen.
    Der Himmel war dunkel geworden. Ein großer Teil der Wolken hatte sich verzogen. Auf den klaren Stellen des Himmels schimmerten die Sterne. Von seiner Besucherin sah er nichts mehr. Er wünschte sich, dass sie das Weite gesucht hätte, aber den Traum konnte er sich wohl abschminken.
    Er ging zu seinen Tieren. Neben den drei Wagen, die durch Gitter miteinander verbunden waren, wartete ein Helfer. Noch waren die Verbindungsgitter unten. Erst wenn Winter das Zeichen gab, würden sie hochgezogen.
    Die Tiere wussten, was auf sie zukam. Sie liefen unruhig in ihren Käfigen hin und her. Erst als Harold mit leiser Stimme auf sie einsprach, wurden sie ruhiger.
    Er fragte den Mitarbeiter, ob ihm etwas Ungewöhnliches aufgefallen war. Der Mann wollte zunächst nicht mit der Sprache heraus. Er strich einige Male Über sein karges Haar und sagte dann: »Ich weiß nicht, ob Sie mich auslachen, Boss…«
    »Rede, Mirko.«
    »Nun ja, aber nicht lachen.«
    »Nein.«
    »Ich hatte eine Halluzination. Vielleicht auch nicht. Aber so ähnlich. Ich habe Emily gesehen.«
    »Wo?«
    »Hier.« Er deutete schräg zu Boden. »Hier genau hat sie gestanden, Boss. Ob Sie es glauben oder nicht. Sie stand hier und schaute in die Käfige hinein.«
    Harold Winter musste schlucken. »Und - ähm - wie verhielten sich die Tiere?«
    »Tja, Chef, das ist ein Problem. Ein wirkliches Problem.«
    »Los, raus damit!«
    Mirko musste überlegen. Er kratzte sich am Nacken. »Sie war plötzlich da und ging auch dicht an die Wagen heran. Da schaute sie dann den Tieren in die Augen, habe ich das Gefühl gehabt. Und die Panther gehorchten ihr.«
    »Was?«
    »Ja, als wären sie dressiert worden. Sie schnalzte ein paar Mal mit der Zunge, da waren die Tiere brav wie die Lämmer. Sie drängten sich an die Gitter und ließen sich sogar streicheln. Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können, aber das stimmte alles so.«
    »Hast du sie angesprochen?«
    »Nein!«
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte Angst. Ich kenne sie ja von früher, aber so was habe ich noch nicht gesehen. Das war der blanke Wahnsinn. Ich hätte richtig Schiss. Sie ist dann auch verschwunden. Einfach so. Plötzlich war sie weg.«
    »Wie aufgelöst - oder?«
    »Ja.«
    Winter nickte seinem Mitarbeiter zu. »Okay, das habe ich nur wissen wollen.«
    »Ist Emily denn schon entlassen worden?«, fragte Mirko.
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann ist sie geflohen.«
    »Wir müssen mit allem rechnen.«
    »Soll ich die Polizei informieren?«
    »Nein, lass das mal.«
    »Gemacht, Boss. Viel Glück.«
    »Danke.« Winter sah auf die Uhr. »Du kannst die Gitter in genau einer Minute öffnen.«
    »Geht klar, Boss.«
    Ungefähr die Zeit benötigte Harold Winter, um in der Manege den Käfig zu erreichen. Die Strecke legte er jeden Tag locker zurück. Nur diesmal nicht. Er war weder locker noch freute er sich auf den Auftritt.
    Tief in seinem Innern hockte ein Gefühl, das er schon vergessen hatte, wenn er gearbeitet hatte.
    Es war die Angst!
    Und so etwas merkten die Tiere. Wenn jemand Furcht zeigte, reagierten sie wild und unberechenbar. Sie nutzten jede Chance aus und würden ihn zerreißen.
    Bevor er die Manege betrat, holte er noch die Peitsche hervor. Andere Mitarbeiter standen in der Nähe. Sie übten für ihre Auftritte. Ob es nun Akrobaten oder Jongleure waren, sie machten sich fit und warm, um in Bestform zu sein.
    Es war abgemachte Sache, dass der Dompteur vor seiner schwierigen Arbeit
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