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1171 - Emilys Engelszauber

1171 - Emilys Engelszauber

Titel: 1171 - Emilys Engelszauber
Autoren: Jason Dark
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helles Geriesel und darin bewegen sich Schatten. Aber ich kann keine Menschen mehr erkennen. Sie stehen doch dicht vor mir, aber es ist mir unmöglich, Sie zu erkennen. Höchstens ahnen. Das haben Sie erreicht, Sinclair!« Sie verzog das Gesicht und presste wieder die Finger gegen die Augen. Dann rieb sie, als könnte sie so ihre Blindheit vertreiben.
    Glenda kehrte zurück und blieb neben mir stehen. Auch sie hatte gesehen, was mit Dr. Foster passiert war. Das stumme Entsetzen lag in ihren Augen.
    »Emily«, sagte ich leise.
    »Ich weiß, John, ich weiß es.« Sie holte tief Luft. »Und ich verstehe es nicht. Dr. Foster hat ihr doch nichts getan. Bei den beiden Typen war es anders, aber…«
    »Weißt du genau, was sich hier abgespielt hat?«
    »Natürlich nicht. Aber…«
    »Emily geht davon aus, dass sie zu Unrecht hier eingesessen hat. Sie wird sich entsprechend beschwert haben. Sie wird auch immer wieder versucht haben, die Klinik zu verlassen, aber sie ist auf Granit gestoßen. Und wer glaubt schon einem Menschen, dass er ein Engel ist oder sich dafür hält?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Eben, Glenda.«
    »Sie ist ein Satan!«, flüsterte die Ärztin scharf. »Sie ist kein Engel, sie ist ein Teufel. Das muss man so sehen. Sie hat mich blind gemacht, verdammt noch mal!«
    Was sollte ich dazu sagen? Es war furchtbar für sie. Ich selbst hatte es schon erlebt, und ich wusste auch, dass die tröstenden Worte eines Fremden nichts daran ändern konnten. Aber ich wollte auch weiterkommen, und dabei konnte mir nur Dr. Gillian Foster helfen, sonst keiner. Sie war die Einzige, die über Emily Bescheid wusste.
    »Können wir trotzdem vernünftig miteinander reden?«, fragte ich.
    »Bitte.«
    Dr. Foster saß auf dem Schreibtisch wie ein Häufchen Elend. Die Augen waren so klar geworden. Darin sah ich kein Leben. Sie sahen hell aus, aber es war nichts zu erkennen, was auf ein normales Sehen hingedeutet hätte.
    Ich fragte nach Emily White. Ich wollte wissen, woher sie kam und wer sie eingeliefert hatte.
    Dr. Foster zeigte sich kooperativ. »Es ist alles anders gekommen, als ich dachte«, sagte sie mit leiser Stimme. »Sie war noch nicht lange hier. Erst knapp eine Woche. Hier muss man recht viel Geld bezahlen, und sie wurde auch eingeliefert.«
    »Von wem?«
    »Der Mann hieß Harold Winter.«
    Mir sagte der Name nichts. Auch Glenda, die neben mir stand, zuckte die Achseln. »Tut mir leid, aber da kann ich nicht mitreden.«
    »Zirkus Winter«, flüsterte die Ärztin.
    Plötzlich fiel bei mir das Geldstück. Ich erinnerte mich an unsere Hinfahrt. Hatten wir auf dem Weg nicht einen Zirkus gesehen? Ja, das Zelt, einige Wohnwagen, aber den Namen hatte ich mir nicht gemerkt und fragte deshalb: »Ist es der Zirkus, der nicht weit von hier entfernt seine Zelte aufgeschlagen hat?«
    »Ja, das ist er.«
    »Von dort ist sie gekommen?«, flüsterte Glenda.
    Die Blinde nickte. »Genau. Man hat sie hier abgeliefert. Ich hörte nur, dass sie etwas war oder ein Mensch war, der störte. Die Leute kamen mit ihr nicht zurecht. Deshalb haben sie Emily in dieses Haus gesteckt, damit sie unter Kontrolle ist.«
    »War sie denn krank?«
    Die Ärztin hob die Schultern. »Das kann ich nicht sagen. Sie war jedenfalls nicht normal. Sie sprach immer davon, ein Engel zu sein. Aber wer ist schon ein Engel?«
    »Es gibt welche«, sagte Glenda leise.
    »Jetzt weiß ich es auch. Aber das bringt mir nichts mehr.«
    »Hat Emily Sie gehasst, Doktor?«, erkundigte ich mich.
    Gillian Foster lachte scharf auf. »Gehasst? Und wie sie mich gehasst hat. Ich war ihre Feindin. Ich war der Feind hier in diesem Gebäude. Aber sie hatte auch andere. Draußen.«
    »Im Zirkus?«
    »Ja!«
    »Erzählen Sie!«, forderte ich die Frau auf, die wieder ihre Augen rieb und den Kopf schüttelte.
    »Sie hasste auch Winter.«
    »Dann wird sie zu ihm gehen, nehme ich an.«
    Plötzlich lachte Gillian auf und ließ die Arme sinken. »Was ist das?«
    Wieder das schrille Lachen. »Da ist doch was. Unglaublich.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich kann wieder besser sehen, Mr. Sinclair. Sie… sie hat… das Brennen es ist nicht so schlimm. Nicht halb so schlimm. Ich glaube, ich werde wieder gesund.«
    »Das wünschen wir Ihnen, Doktor! Emily scheint Sie doch nicht so stark gehasst zu haben. Für uns ist es wichtig, dass wir sie einfangen, bevor sie weiteres Unheil anrichtet.«
    »Sie hasst die Menschen im Zirkus!«
    »Sie meinen, dass wir sie dort finden können?«
    »Ja, nur da!«
    Ich bedankte
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