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1171 - Emilys Engelszauber

1171 - Emilys Engelszauber

Titel: 1171 - Emilys Engelszauber
Autoren: Jason Dark
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mich bei der Ärztin. Auch Glenda flüsterte ihr noch einige Worte zu.
    Danach gab es für uns kein Halten mehr…
    ***
    Harold Winter war nervös. Er kannte den Grund selbst nicht so genau.
    Am Wetter konnte es nicht liegen, an den Tieren auch nicht, denn sie verhielten sich normal.
    Sechs schwarze Panther standen unter seinem Kommando. Sechs Raubkatzen. Herrlich anzusehen. Geschmeidig und voller Kraft steckend. Versehen mit kalten gelben Augen. Tiere, die auf das Kommando eines Menschen hörten und seinem Willen Untertan waren.
    Die Vorführung der Panther war der Höhepunkt der Vorstellung. Die Pause war vorbei. Helfer hatten die Gitter aufgestellt und daraus einen Käfig gebastelt. Noch waren die Besucher in der Pause. Das Zelt war so gut wie leer. Nur wenige Menschen hielten sich noch auf den Sitzen auf.
    Winter war ein sorgfältiger Mensch. Das musste er sein. Trotz aller Dressur waren die Raubtiere sehr gefährlich. Vertrauen konnte man ihnen nicht.
    Er überprüfte alles. Die vergitterte Laufstrecke von den Wagen in das Zelt hinein. Dort die kleine Tür, die der Fluchtweg war. Er rüttelte an den Stäben. Er überprüfte Verbindungsstücke und auch Haken. Er schaute sich die aufgebauten Reifen an, die Böcke und auch die Schaukel, auf der die Tiere hockten.
    Es war alles klar. Einer der Helfer blieb noch zurück. Er wollte sich von seinem Chef das Okay abholen.
    »In Ordnung, Boss?«
    »Ich bin zufrieden.«
    »Gut, dann können wir verschwinden.«
    »Ja, aber öffne noch nicht das Tor zu den Tieren. Da gebe ich euch Bescheid.« Winter, ein Mann mit dunklen Haaren und kräftiger Gestalt, nagte für einen Moment an der Unterlippe. »Ist dir an den Tieren etwas aufgefallen?«
    »Nein, nicht. Was sollte mir denn aufgefallen sein?«
    »Waren sie anders als sonst? Nervöser?«
    »Überhaupt nicht, Mr. Winter. Es lag alles im grünen Bereich.«
    »Okay, dann werde ich mich wohl geirrt haben.« Er grinste scharf.
    »Auch ein Zirkusdirektor kann mal einen schlechten Tag haben.« Er blickte auf die Uhr. »Noch eine knappe Viertelstunde.«
    »Sie sagen uns dann Bescheid.«
    »Ja.«
    Allein blieb Harold Winter im Käfig zurück. Sein Mitarbeiter hatte zwar nichts Ungewöhnliches gesehen, aber die Nervosität des Direktors war nicht verschwunden. Als wäre er selbst eine Raubkatze ging er im Käfig am Gitter entlang, schaute zu Boden, sah das Sägemehl und nahm auch die Gitterstäbe wahr, die bei jedem Schritt an seinen Augen vorbeihuschten, sodass die Zwischenräume immer enger wurden und schließlich völlig verschwunden waren. Mit den Füßen wühlte er das Sägemehl auf, und seine Blicke streiften über die Ränge außerhalb der Manege und des Käfigs hinweg. Sie fingen wieder an, sich zu füllen.
    Das Publikum kehrte zurück, und Winter wünschte sich, dass auch diesmal alles glatt ging.
    Er trug keine Kleidung, wie man sie von früher her bei einem Dompteur kannte. Er war locker angezogen, richtig zivil. Eine Hose aus Leder, ein helles Hemd, darüber eine Weste, ebenfalls aus dünnem braunem Leder. Seine Füße steckten in Stiefeln. Er nahm die Peitsche aus der Halterung, schlug einige Male gegen das Leder der Stiefel und schritt auf die schmale Ausgangstür zu, durch die auch sein Mitarbeiter den Käfig verlassen hatte.
    Winter kam nicht mehr dazu, sie zu öffnen. Er blieb stehen, als wäre er gegen das Gitter gelaufen. Dabei hatte er es nicht einmal berührt. Der Anblick draußen hatte ihn getroffen wie ein Hammerhieb.
    Dort saß jemand in der ersten Reihe. Eine junge Frau, beinahe noch ein Mädchen. Eine Person, die er nie hier erwartet hätte, sondern hinter den Mauern der Klinik.
    Aber jetzt war sie da. Es gab keinen Zweifel. Auch als sich Winter über die Augen gewischt hatte, blieb das Bild. Er war keinem Trugschluss erlegen.
    Emily lächelte. Sie winkte ihm zu. Es sah so harmlos aus, aber er wusste genau, dass es nicht harmlos war. Dahinter steckte mehr. Sie war nicht zurückgekehrt, um ihn einfach nur zu begrüßen. Sie würde Rache nehmen wollen, denn das hatte sie ihm angedroht. Winter selbst hatte dafür gesorgt, dass sie in die Klinik kam. Er erinnerte sich auch an ihre Prophezeiung, dass sie zurückkehren würde.
    »Mauern können keine Engel halten«, hatte sie ihm gesagt und damit den Punkt getroffen.
    Sie war ein Engel. Oder hielt sich dafür. Sie kommunizierte mit diesen Wesen. Sie hatte Kontakt, und sie war dabei, auch die anderen Menschen mit ihren Theorien zu malträtieren. Engel und Menschen,
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