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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx
Autoren: Larry Brent
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zusammen.
    Sie hörte eine fremde Stimme. Unbekannte Laute drangen an
ihr Ohr.
    Nachdenklich näherte sie sich der Tür, legte vorsichtig
die Hand auf die Klinke, unterließ es aber dann doch, sie herabzudrücken.
    Ihr Vater hatte Besuch?
    Die Stimme schwoll noch mal kurz und heftig an, und es
hörte sich an, als würde jemand schimpfen.
    Dann folgte abrupt Stille. Franca klopfte kurz. Ihr Herz
schlug heftig. Niemand gab Antwort. Kurzentschlossen trat sie ein, und eiskalt
lief es ihr den Rücken hinab.
    Das Zimmer war leer — bis auf ihren Vater. Der lag über
dem Tisch und rührte sich nicht.
     
    ●
     
    »Vater!« Wild brach der Aufschrei über ihre Lippen.
    Franca Centis stürzte in den Raum. Hell brannten
sämtliche Lichter.
    Mario Centis fuhr erschreckt empor und warf den Kopf
herum.
    Seine Tochter stand wie erstarrt.
    »Ich dachte ... ich dachte ...«, stammelte sie, wagte
jedoch nicht, den Satz zu Ende zu bringen.
    »Ich sei — tot?« sagte da ihr Vater die Worte, die sie
verschwiegen hatte. »Aber Kind!« Er erhob sich. Dunkle Schatten lagen unter
seinen Augen, und er sah abgespannt aus. »Ich habe etwas geschlafen. Ich muß
über der Arbeit eingenickt sein. Die Entzifferung der Hieroglyphen gestaltet
sich doch schwieriger, als ich anfangs dachte.«
    Das Mädchen schloß zwei Sekunden lang die Augen.
    »Du bist bleich und ganz verstört. Ist dir nicht gut?« Er
legte seine Hände links und rechts an ihr Gesicht und sie lehnte mit der Stirn
gegen seine Schulter.
    »Ich bin erschrocken«, murmelte sie.
    »Als ich dich soliegen
sah. — Und da war noch etwas«, fügte sie leise hinzu, ehe er etwas auf ihre
Worte erwähnen konnte.
    »Noch etwas?«
    »Ich dachte — du hättest Besuch.«
    Er lachte leise. »Von wem sollte ich Besuch haben? Vom
Zimmermädchen vielleicht?«
    »Es war jemand, bei dir. Ich habe ihn reden hören.«
    »Ausgeschlossen, Franca!«
    »Ich weiß, was ich gehört habe!«
    »Nun, vielleicht habe ich im Schlaf gesprochen. So etwas
kommt meistens dann vor, wenn man sich mit einem Problem sehr konzentriert
befaßt. Dann arbeitet das Unterbewußtsein weiter. Vielleicht habe ich etwas
gesagt, schon möglich.«
    »Es war nicht deine Stimme, Vater!« Sie löste sich von
ihm und blickte ihm in die Augen. »Es war die Stimme eines Fremden.«
    Seine Augen wurden schmal.
    »Er war eben noch hier, in diesem Moment. Und nun ist er
verschwunden.« Sie ging durch das ganze Zimmer, warf einen Blick in die Nische
neben den Schrank und blickte hinter die schweren Vorhänge.
    Dann eilte sie plötzlich zur Tür. Die war von innen
verriegelt.
    Auf dem Balkon, hämmerten ihre Gedanken. Sie ging nach
draußen. Der Balkon war so klein, daß ein winziger Tisch und eine Liege gerade
Platz fanden. Hier konnte sich niemand verstecken. Und über den Balkon konnte
weder jemand gekommen noch gegangen sein. Das Zimmer lag im siebten Stock eines
insgesamt elf Stockwerke umfassenden Hauses.
    Franca griff sich an die Stirn. Ihr Kopf dröhnte.
    »Ich verstehe das nicht, Vater. Ich habe doch ganz deutlich
gehört, daß da jemand war.«
    Er legte sachte den Arm um ihre Schultern. Sie sah den
Tisch übersät mit Papieren, die voller Zeichen standen und voller italienischer
Worte. Auf einem direkt vor dem Sitzplatz liegenden Bogen hatte Centis damit
begonnen, seine Fragmente zu ordnen und den Text in Reinschrift auf Papier zu
bringen.
    »Wenn du ihn gehört hast, dann mußt du doch auch wissen,
was er gesagt hat, Franca?«
    »Ich konnte die Worte nicht verstehen. Es waren Worte aus
einer fremden Sprache.
    Sie klangen — ägyptisch.«
    »Du irrst dich, Franca.«
    »Nein, ich weiß, was ich gehört habe. Zwei Wörter habe
ich sogar deutlich verstanden.«
    »Was war das?«
    »Der Sprecher sagte: Ikhom-Rha.«
     
    ●
     
    Es war ein seltsamer Tag, und die Nacht, die sich
anschloß, wurde nicht minder seltsam.
    Franca fand keinen Schlaf, das Ereignis ging ihr nicht
aus dem Kopf.
    Sie hörte ihren Vater im Nebenzimmer rumoren. Der Stuhl
wurde gerückt und Papiere raschelten.
    Die Tür zum Badezimmer klappte wenig später, Wasser lief.
    Zehn Minuten vergingen. Dann war Stille.
    Franca drehte sich auf die andere Seite. Das Mädchen
vermochte später nicht zu sagen, wie lange sie so gelegen hatte.
    Blitzartig wurde sie wach. Die Stimme! Wie ein Signal
alarmierten sie die fremden Laute. Ein eigenartiger Singsang erfüllte das
Zimmer ihres Vaters, die geheimnisvollen Laute wurden von einer dumpfen,
guttural klingenden Stimme
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