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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx
Autoren: Larry Brent
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polizeilichen Ermittlungen liefen in den
frühen Morgenstunden an, als das Mädchen kam, um seine Arbeit aufzunehmen.
    Die Untersuchung ergab, daß der Tod auf natürliche Weise
eingetreten war.
    Es fanden sich Fußspuren in dem schmalen Gartenstück vor
dem Haus, aber die erregten nur beiläufige Aufmerksamkeit.
    Die Polizei rekonstruierte den Fall schließlich so: Edgar
Bauser fühlte sich nicht gut, ging noch ans Fenster, und öffnete es, um frische
Luft zu schnappen. Vielleicht war er auch durch ein Geräusch aufmerksam
geworden und hatte nachsehen wollen, was los war. Dabei erlitt er einen
Herzschlag. Nichts Weltbewegendes war geschehen.
    Doch das war ein Irrtum.
    Später sollte nie festgestellt werden, wer die Diebe
waren und ob sie einen Auftraggeber gehabt hatten.
    Wer immer an den Papyrus wollte. stieß ihn jedenfalls
wieder ab, oder er wurde ihm wieder abgenommen.
    Durch einen Zufall landete er auf einem Flohmarkt in dem
italienischen Badeort Rimini. Professor Mario Centis hielt sich für ein paar
Tage dort auf, begleitet von seiner Tochter Franca.
    Sie kamen durch Zufall zu diesem Markt.
    Ein Stand reihte sich neben dem anderen. Hier wurde alles
verkauft, was man brauchen oder auch nicht brauchen konnte.
    Uralte, vergilbte Zeitschriften, alte Bücher und
Schallplatten, verrostete Geräte, Textilien und Kleider, alte und neue ...
zwischendurch hatten sogar Händler, die Wurst und Fleisch verkauften, ihre Stände
aufgeschlagen. Aufgeschlitzte, abgezogene Hasen, an denen sich ganze
Fliegenheere gütlich taten, sahen nicht gerade appetitanregend aus. Doch die
Händler priesen ihre Ware an, einer wollte den anderen übertrumpfen. Staub
wurde von zahllosen Füßen aufgewirbelt. Es wurde gehandelt. Die Käufer
versuchten den Preis für ein sie interessierendes Stück herunterzudrücken.
    Deutsche Touristen mit Strohhüten und Käppis, kurzen
Hosen und bunten Buschhemden bekleidet, bildeten das Gros der Interessierten.
    Der Geruch von Fisch lag in der Luft und mischte sich mit
dem Geruch von Rostbratwürsten, die hier massenweise verkauft wurden.
    Am äußersten Ende der Reihe mit den unterschiedlichsten
Ständen hockte ein alter Kriegsveteran, dem beide Beine amputiert waren.
    Ärmliche Dinge hatte er auf einer schmutzigen Wolldecke
vor sich ausgebreitet: Comic-Hefte, ein paar alte Zeitungen und Magazine.
Aktfotos neueren Datums, eine flache Metallkiste, die randvoll mit Knöpfen
verschiedener Größe und Farbe war.
    Links vor ihm standen ein paar verdellte Kupferkannen und
eine Keramikvase mit einem ausgefallenen, handbemalten Motiv, in der eine Rolle
brüchigen Pergaments steckte.
    Centis und seine Tochter waren schon achtlos an diesem
Angebot vorübergegangen, als der Professor plötzlich stehenblieb, den Kopf
wandte und nochmals einen Blick auf die Gegenstände warf.
    Der Schwerbeschädigte richtete aus müden Augen den Blick
auf ihn. Sein runzliges Gesicht war mit Schweiß und Staub bedeckt, und er trug
einen Hut, der mit zahlreichen Mottenlöchern durchsetzt und irgendwann mal
strahlend weiß gewesen war. Jetzt erinnerte er an die Farbe eines Putzlappens,
mit dem man seit Jahren Kohlestaub aufwischte.
    »Die Vase gefällt Ihnen wohl, Signore? Sehen Sie sie sich
genau an! Es ist ein wunderbares altes Stück.«
    Mario Centis, großgewachsen, drahtig und elegante
Erscheinung, nickte nur. Er griff nach der Rolle, die in der Vase steckte.
    »Ah, Sie interessieren sich dafür? Eine Papyrusrolle,
Signore. Garantiert echt!
    Wunderbare ägyptische Zeichen und Symbole darauf.«
    Was der Beinamputierte damit meinte, waren die
guterhaltenen Hieroglyphen.
    Centis hielt den Atem an. Auf Anhieb konnte er einzelne
sofort übersetzen, und er merkte, wie das Blut schneller durch seine Adern
pulste und eine Erregung ihn packte, der er nur schwer Herr wurde.
    »Yson-Thor«, murmelte er, den Blick seiner
vierundzwanzigjährigen Tochter zuwendend, die schlank, dunkelhaarig und
glutäugig wie ihre verstorbene Mutter war und deren samtene Haut eine bronzene
Tönung hatte.
    Centis schluckte.
    Franca, die ihren Vater am besten kannte, legte ihre
schlanke Hand auf die seine.
    »Ich dachte, dieser Traum wäre längst begraben«, murmelte
sie kaum hörbar.
    Er schüttelte den Kopf. »Begraben? Nein, begraben hatte
ich ihn niemals. Nur eine Zeitlang — in den Hintergrund gedrängt, Franca.«
    Sie blickte auf das vergilbte Pergament, das an den
Rändern eingerissen und eingekerbt war, das Knicke undFalten hatte.
    Sie sah die Zeichen,
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