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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx
Autoren: Larry Brent
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verstand aber nicht viel davon,
obwohl sie Archäologie brennend interessierte. Sie studierte in Rom alte
Sprachen und Literatur.
    Hobbystudium war die Archäologie. Franca Centis wußte,
was jetzt in ihrem Vater vorging. Schon seit seiner Jugend träumte er davon,
die legendäre Grabkammer des geheimnisvollen Gott-Königs Yson-Thor zu finden.
Seit frühester Zeit hatte er alle Bücher und Schriften gelesen und gesammelt,
derer er habhaft werden konnte.
    Später, während seines Studiums, war er durch die Lande
gereist, suchte die großen Bibliotheken in Mailand, Florenz und Rom auf und
fuhr nach Paris und London, nach Alexandria und Kairo. Der Gedanke, daß es
diesen sagenhaften Gott-König Yson-Thor wirklich gegeben hatte, ließ ihm keine
Ruhe. Wie Heinrich Schliemann, der Troja ausgrub, und wie die Forschergruppe,
die im Tal der Könige das Grab Tut-anch-amon fanden, glaubte er fest daran,
eines Tages jenen fehlenden Stein in seinem Mosaik zu finden, der ihm noch den
Beweis erbrachte, daß Yson-Thor wirklich lebte.
    »Das gibt es nicht, das gibt es nicht«. kam es wie in
Trance über seine Lippen.
    Sekundenlang schloß er die Augen, und ein beinahe
verklärter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Glück und Verwirrung spiegelte sich
in seinem Antlitz.
    Franca preßte die schöngeschwungenen, roten Lippen
zusammen. Der sonnenblumengelbe Rock mit den großgemusterten Phantasieblumen
und die hellfliederfarbene Bluse standen ihr gut zu Gesicht.
    Er wandte sich wieder dem Beschädigten zu. »Woher haben
Sie dieses Papier?«
    wollte er wissen. Seine Stimme klang fest und ruhig. Er
mußte sich Mühe geben, aber das merkte der andere gar nicht.
    »Keine Ahnung«, zuckte der Kriegsbeschädigte die Achseln.
»Wollen Sie es haben? Zehntausend Lire — und es gehört Ihnen!«
    Zehntausend? Centis hatte das Zehnfache gegeben ...
    »Macht sich ganz gut in der Wohnung«, fuhr der Mann am
Boden fort..
    »Dekorativ. So ein altes Stück findet man nicht jeden
Tag.«
    »Es gefällt mir. Ich nehm's.«
    Centis rollte den Papyrus vorsichtig zusammen. Im Leben
spielten manchmal die merkwürdigsten Zufälle die größte Rolle.
    Der Professor aus Rom drückte dem verdutzten
Kriegsveteran drei Fünftausender in die Hand. Der war doch so ehrlich, ihn
darauf aufmerksam zu machen. »Ich hatte zehntausend gesagt, Signore!« Das war
für ihn viel Geld,, und er war dankbar dafür, daß sein Interessent nicht mal zu
handeln versucht hatte. Und nun bekam er sogar fünfzehntausend!
    Centis winkte ab. »Schon gut. Es hat seine Richtigkeit.
Ich habe schon lange so etwas Ähnliches gesucht. Wir sind beide gut bedient!«
    »Vielen Dank, Signore! Die Madonna möge Sie beschützen!«
    Der Forscher und seine Tochter gingen weiter.
    Wenig später überquerten sie die Straße. In der Nähe
eines blatternarbigen Kindererholungsheimes, direkt am Strand, gab es eine
Cafeteria, wo sie sich an einen Tisch unter einem farbigen Sonnenschirm
setzten.
    Der Professor und Franca bestellten zwei Eiskaffee.
    »Was steht in dem Papyrus?« wollte das Mädchen wissen.
    »Alles konnte ich nicht auf Anhieb übersetzen. Das kostet
mehr Zeit, sehr viel mehr. Franca.«
    »Du bist sicher daß es — nicht nur ein wertloses
nachgemachtes Dokument ist?«
    »Nein.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Ein einziger Name. Der steht drin.«
    »Was ist das für ein Name? Der Yson-Thors?«
    »Der taucht überall auf. Nein, es ist der Name eines Priesters,
eines Feindes Yson-Thors, der versucht haben soll, den Todesfluch des
Gott-Königs noch rückgängig zu machen oder abzuschwächen.«
    »Was ist das für ein Fluch?«
    Mario Centis hatte nie eingehend über diese Dinge
gesprochen. Franca wußte nur soviel, daß das Leben und Sterben des
sagenumwobenen Gott-Königs ihrem Vater schon manch schlaflose Nacht bereitet
hatte. »Es ist nur ein Verdacht, eine Vermutung. Genaues kann ich erst sagen,
wenn ich das Dokument in allen Einzelheiten übersetzt habe. Das wird ein paar
Tage dauern, schätze ich.«
    »Du wolltest mir etwas über das Siegel der Echtheit
sagen, das du gefunden zu haben glaubst, Vater.«
    »Der Name ist der des Priesters Ik-hom-Rha.«
    »Der steht in dem Dokument?«
    »Ja.«
    Sie zuckte die Achseln. »Der Name kann gefälscht sein.
Woher hast du die Gewißheit...«
    »Es ist keine Fälschung! Aus allen Werken, die über das
legendäre Leben und Sterben Yson-Thors berichten, wurde der Name jenes Mannes
getilgt, der dem Gott-König das Leben so schwer machte. Niemand kannte
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