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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx
Autoren: Larry Brent
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gesprochen.
    Die Stimme vom frühen Abend!
    Franca war sofort hellwach. Diesmal zögerte sie keine
Sekunde. Sie sprang aus dem Bett, nur mit einem durchsichtigen Bikini
bekleidet, lief barfuß zur Tür und riß sie auf. Sie hatte Furcht, aber die
versuchte sie zu unterdrücken.
    Wie gebannt blieb sie auf der Schwelle stehen.
    Ihr Vater lag im Bett, atmete tief und ruhig, der
Schreibtisch war fein säuberlich aufgeräumt. Nur ein einziger Bogen lag dort,
daneben die Papyrusrolle.
    Doch in der Mitte des Zimmers stand die Gestalt!
    Franca Centis nahm sie nur für die Länge eines Atemzuges
wahr.
    Ein großer, hagerer Mann mit einem grauen Gewand, das bis
hinab über die Füße reichte, so daß es aussah, als würde die Gestalt den Boden
gar nicht berühren.
    Das Gesicht der schemenhaften Erscheinung wandte sich ihr
zu. Ein längliches Gesicht, dunkle, tiefliegende Augen, ernste, schmale Lippen
...
    Dann war der Spuk vorbei.
    Wie ein Nebel löste sich die Gestalt auf; Franca Centis
öffnete und schloß kurz hintereinander ihre Augen und wischte darüber.
    Die gespenstische Erscheinung war verschwunden.
    Narrte sie ein Spuk? Sah sie Dinge, die jenseits der
Wirklichkeit lagen?
    Wurde sie krank?
    Sie näherte sich auf Zehenspitzen dem Bett ihres Vaters.
Der schlief und hatte nichts bemerkt.
    Sie ging zum Tisch. Mit der klaren, gestochen scharfen
Schrift ihres Vaters standen nur wenige Zeilen auf dem Bogen, andere waren
wieder durchgestrichen.
    »Das ist der Fluch Yson-Thors! Die Pranke der Sphinx wird
den vernichten, der Hand anlegt an die Schätze, die seine Gruft beherbergen.
Blut klebt an ihnen, das Blut desjenigen, der sie berührt.«
    Das war offensichtlich ein Fragment.
    Franca Centis ging schweren Herzens in ihr Zimmer zurück.
Die Nacht wollte nicht vergehen, und als endlich die Sonne im Osten aufging und
golden durch die Vorhänge schimmerte, fühlte die junge Römerin sich müde und
zerschlagen. Es war der letzte Tag in Rimini, und sie tröstete sich damit, daß
sie noch ein paar Stunden am Strand schlafen konnte.
    Beim Frühstück erwähnte sie nichts von ihrem nächtlichen
Abenteuer. Ihr Vater machte einen zufriedenen Eindruck.
    »Ich werde nach Ägypten reisen«, sagte er. »Alles, was
ich schon immer vorhatte, werde ich in den nächsten Tagen über die Bühne gehen
lassen, Franca. Ich weiß jetzt, wo ich die Gruft Yson-Thors finde.«
    »Und du weißt auch, daß du dich in Gefahr begibst«,
platzte sie heraus und preßte sofort die Hand auf ihren Mund weil sie das nicht
hatte sagen wollen. Aber dann gab sie sich einen Ruck. »Ich war in der letzten
Nacht noch mal in deinem Zimmer. Ich habe einen Blick auf die Übersetzung
geworfen.«
    Er winkte ab. »Dieser komische Fluch ...«
    »Du nimmst ihn nicht ernst?«
    »Nein!«
    »Aber du hast bisher alles ernstgenommen, was mit
Yson-Thor und seinem geheimnisumwitterten Leben zu tun hatte. Du bist einer der
Wenigen oder vielleicht sogar der einzige, der fest davon überzeugt ist, daß es
die sagenhafte Grabkammer mit den märchenhaften Schätzen wirklich gibt. Das
alles existiert für dich. Den Fluch aber findest du lächerlich.«
    »Diese Warnung mußte in einem solchen Text stehen. Du
weißt selbst, wie die Pharaonen und Königinnen ihre Grabstätten sichern ließen,
um Diebe fernzuhalten.
    Angst machen, hieß die Parole. Nun, du wirst sehen, daß
alle Sorge unbegründet ist.
    Ich werde dich auf dem laufenden halten.«
    Er nickte ihr aufmunternd zu. Er war aufgeräumt wie ein
Junge, der sich einen langersehnten Wunschtraum verwirklichte.
    An diesem Morgen führte er mehrere Telefongespräche, und
Franca Centis wurde da erst klar, wie genau er schon alles bedacht hatte. Er
wußte, wen er mitnehmen wollte. Zwei junge Männer aus Venedig und Florenz rief
er an und wollte sich mit ihnen treffen, ferner schrieb er einem jungen
Engländer, der an Ausgrabungen in Ninive teilgenommen hatte, einen Brief, über
dessen Inhalt sie nichts erfuhr. An diesem Tag entwickelte ihr Vater eine
erschreckende Initiative, und Franca fragte sich, ob er nicht vom Wahn besessen
sei.
    Aber dann mußte sie wieder an die nächtliche Erscheinung
denken.
    Sie hatte den Spuk gesehen, daran gab es keinen Zweifel
mehr. Je mehr Zeit verstrich, desto sicherer wurde sie.
    Centis legte ein Tempo vor, das erschreckend war, und
Franca, die auch nach der Rückkehr nach Rom noch ständig an seiner Seite weilte
und Arbeiten erledigte, wie sie einer Sekretärin zukamen, erhielt tieferen
Einblick in sein
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