Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
konnte hinzufügen und verändern. Der Papyrus wurde zu
einer Zeitbombe. Niemand durfte ihn vernichten, ohne den Fluch des Magiers und
seiner finsteren Gesellen auf sich zu ziehen, niemand durfte ihn anwenden, ohne
Gefahr an Leib und Seele zu nehmen. Meine Seele blieb erhalten, dank dem
Treueschwur an Isis, der göttlichen Mutter, der ich mein Leben geweiht. Sie gab
mir die Kraft, das Schreckliche durchzustehen, sie erhielt meine Seele über
Jahrtausende hinweg, während mein Körper längst zu Staub geworden und vom
Wüstenwind in alle Himmelsrichtungen getragen wurde. Du träumst und du
schläfst, und doch ist das kein richtiger Traum und kein richtiger Schlaf. Du
hörst meine Stimme wirklich, und es ist der Kunst Isis'
    zu verdanken, daß ich mich in deiner Sprache verständlich
machen kann. Der Zeitpunkt ist gekommen, dem Grauen ein Ende zu bereiten. Du
hast es erkannt: Mit meiner Hilfe ist es möglich. Du bist ein ungewöhnlicher,
tief nachdenkender Mensch. Ich selbst kann dir nur noch raten — selbst vermag
ich nichts mehr zu tun.
    Meine Kraft schwindet dahin, denn dreimal wurde mein Name
genannt und die magische Formel, die mich zwingt, einem in das Seelengefängnis
Yson-Thors geratenen Opfer zu helfen. Meine Zeit ist nur noch begrenzt. Höre
gut zu: Ich werde dir helfen, freizukommen. Verlasse diesen furchtbaren Ort,
suche die Mumie und die Sphinx — und dann zeige ihnen Isis' Bild. Da wird die
Nacht zum Tag werden, und du meinst, tausend Sonnen gleichzeitig würden
leuchten. Unter ihrem Glanz aber werden die zerfallen, die sich Isis' Gebot
entzogen und mit falscher Zauberkunst die Mächte der Finsternis beschworen ...«
    Die Nebel wichen wieder.
    Der Druck auf seinem Kopf und seinem Körper blieb.
    Im letzten Verglühen der Fackel an der Wand gegenüber sah
er, daß er nicht mehr allein war.
    Die Gestalt des Ikhom-Rha, hager und hochaufgerichtet,
stand vor ihm, und er wußte, daß er nicht träumte und nicht phantasierte.
    Es war im, als würde in dem schmalen, bleichen Anlitz ein
flüchtiges Lächeln sich zeigen.
    Ikhom-Rha bewegte sich.
    Er legte große Vasen und Ketten zur Seite und Larry
merkte, wie der Druck auf seinen Schultern nachließ.
    Von außen wurde ihm geholfen. Aus eigener Kraft hätte er
es wahrscheinlich nie geschafft.
    Aber er registrierte auch mit einigem Erschrecken, daß
das eintrat, wovon Ikhom-Rha ihn gewarnt hatte: daß seine Kräfte nachließen und
seine Zeit auf dieser Welt zu Ende ging.
    Aus der deutlich wahrnehmbaren Gestalt wurde ein Schemen,
der wie unter einem geheimen Luftzug hin und her wankte.
    Das graue Gewand löste sich von unten her auf und mit ihm
die Gestalt.
    Noch waren die Arme erhalten, der Kopf, ein großer Teil
des Rumpfes ...
    Larrys Oberkörper wurde frei.
    Die Gewichte, die auf seinen Armen lagerten,
verschwanden. Goldene Kessel und Schalen wurden zur Seite geräumt, und X-RAY-3
hörte es jedes Mal scheppern, wenn die Gegenstände seitlich auf dem anderen
Gold landeten.
    Der Gedanke, daß jeder dieser goldenen Gegenstände mit
dem Leben eines Menschen erkauft worden war, daß Gold und Blut wie selten
miteinander hier in Verbindung standen, berührte X-RAY-3 eigenartig.
    Jetzt konnte er schon den rechten Arm bewegen. Es war ein
Wunder, daß er hier nicht erdrückt worden war, daß die     einzelnen Gegenstände sich so ineinander
verkeilt hatten, daß Zwischenräume erhalten blieben, die für ihn lebensrettend
wurden.
    Ob Ikhom-Rah auch hier seine magische Kraft ins Spiel
gebracht hatte?
    Er sollte es nie erfahren.
    »Hier, nimm!« wurde er aufgefordert. Der Zauberer
streckte ihm die Rechte entgegen. Wie aus weißem Marmor gestaltet wirkte die
handgroße Nachbildung der Göttin Isis.
    Larry fühlte die kühle Statue in der Hand.
    »Man kann die Götter nicht zwingen«, sagte Ikhom-Rha mit
erlöschender Stimme, und sein Körper löste sich auf zu einem zerfließenden
Nebelstreif. »Man kann nur bitten — und muß froh sein, wenn sie einem Gnade
erweisen. Ich kann es nicht vollenden. Tu' du es für mich!«
    Dann herrschte Stille. Ikhom-Rah war nicht mehr. Er war
heimgekehrt in das Reich der Seelen, schon lange erwartet von seiner Göttin,
der er treu gedient und die ihm Gnade erwies.
    Alles andere lag nun in Larrys Hand.
    Schwach und verletzt wie er war, spürte er doch neue
Lebenskraft und neue Hoffnung durch seinen Körper strömen.
    Die Begegnung mit Ikhom-Rha, dem Gegenspieler Yson-Thors,
der über eine magische Kraft verfügte, daß einer des anderen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher