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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx
Autoren: Larry Brent
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hierher, und niemand darf es nehmen.«
    »Unsinn!« stieß Centis heiser hervor. »Es gehört mir —
mir ganz allein... gehen Sie weg, verschwinden Sie!«
    In seinen Augen loderte ein wildes Licht. Er war aufs
äußerste erregt, und Schweiß perlte auf seiner Stirn. Dieser Geistesgestörte
der sich mit den blutbesudelten Schätzen des unheimlichen Yson-Thor belud,
dachte jedoch erstaunlich weiter, als man seinem Zustand entsprechend annehmen
konnte. Er ließ die brennende Fackel nicht los, welche die einzige Lichtquelle
war und die er noch brauchte, wenn er den Ausgang wiederfinden wollte.
    Centis nahm von Brent keinerlei Notiz. Er war Luft für
ihn.
    Larry ließ ihn gewähren. Die hektischen Bewegungen, der
fiebrige Glanz in den Augen, die Gier nach Besitz — das alles waren Dinge, die
Centis' Handlungsweise bestimmten.
    Er war nicht mehr der alte und wußte nicht, daß er die
eigene Tochter getötet hatte, als seine Seele noch im Körper der Mumie weilte.
    Und jetzt, beladen bis zum Umfallen, wankte er auf den
Durchlaß zu.
    Larry wollte sich ihm anschließen. Das war auch seine
Chance, denn Centis kannte die Gänge und Korridore, die Kammern und Nischen,
die er passieren mußte, um auf dem kürzesten Weg wieder in die Gruft zu kommen.
    Da hörte er eine Stimme aus dem Dunkel über sich, und im
gleichen Moment rieselte durch einen Spalt und die zahlreichen Löcher in der
Decke Sand auf ihn herab.
    »Larry! Mein Gott, bist du's wirklich?«
    Eine Bombe, in seiner unmittelbaren Nähe explodiert,
hätte keine größere Wirkung haben können.
    Das war die Stimme Morna Ulbrandsons!
    Er richtete sofort den Blick nach oben.
    Das schwache, sich ständig entfernende Licht der Fackel
war kaum noch in der Lage, soviel Helligkeit zu spenden, um die Dunkelheit zu
vertreiben, die sich wieder auf die Halle des Goldes herabsenkte.
    X-RAY-3 ahnte mehr die Bewegung über sich, als daß er sie
sah. Mehr Sand rieselte letzt herab. Er sah einen schlanken, dunklen Körper
durch den Spalt gleiten.
    Die Decke war etwa dreieinhalb Meter hoch. Wenn Morna aus
dieser Höhe sprang, konnte sie sich leicht einen Fuß verknacksen oder ganz und
gar brechen.
    X-RAY-3 stellte sich genau unter sie, reckte seine Arme,
so weit es ging, nach oben, umfaßte die Fußgelenke und rutschte mit den Händen
höher — ihren Waden entgegen, als Morna sich losließ. Und er merkte, wie
schwach er auf den Beinen stand, wie seine Muskeln zitterten. Zuviel Kraft
schon hatte ihn dieses Abenteuer gekostet, das noch nicht zu Ende war.
    Er konnte nur mit allergrößter Mühe das Gleichgewicht
halten. Morna glitt an seinem Körper herab. Alles ging gut, aber sie merkte
doch, daß er stark lädiert war.
    Im Halbdunkel legte sie die Arme um seinen Hals. »Schade,
ich würde dieses Plauderstündchen gern ausnutzen«, murmelte er. »Aber die
Pflicht ruft. Wenn du mir nur noch erklären würdest ...«
    Sie erklärte ihren Sturz in den Krater. »Dann bin ich auf
Geräusche und Stimmen aufmerksam geworden«, endete sie. »Ich glaubte, meinen
Ohren nicht trauen zu können, Sohnemann, als ich dein vertrautes Organ vernahm.
Ich warf soviel Sand wie möglich zur Seite und mußte feststellen, daß der Grund
des Kraters eine mehrfach gerissene Bodenplatte war, in der es Spalten gab, die
groß genug waren, einen Menschen durchzulassen.«
    »Bei deiner Figur ja«, knurrte Larry, ihr einen leichten
Klaps auf das Hinterteil versetzend, auf dem notgedrungenerweise noch immer
seine Hände ruhten, die automatisch dorthin geglitten waren, weil das beim
Abstieg der Schwedin gar nicht anders einzurichten gewesen war. »Wir sind
wieder zusammen. Und wir sollten alles tun, daß es auch so bleibt. Folgen wir
dem Licht! Über alles andere können wir uns später unterhalten. Wo kriecht
Brüderchen Kunaritschew herum?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht, Larry. Er hat keine Antwort mehr
gegeben. Dann war auch schon die Mumie da, und alles ging so schnell.«
    Brent preßte die Lippen zu einem schmalen Strich
zusammen. Er setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen und merkte, wie schwer
ihm das Gehen fiel und wieviel Schmerzen es ihm noch bereitete.
    Centis' Seele, zuerst von der Mumie eingefangen, hatte
den modrigen Leib wieder verlassen. Aber die Mumie lebte immer noch. Brent
hatte einen furchtbaren Verdacht.
    »Iwan steckt in ihr — und er kennt nicht die
Beschwörungsformel, an die Mario Centis sich offenbar gerade noch rechtzeitig
erinnern konnte. Und selbst,
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