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1169 - Pforte des Loolandre

Titel: 1169 - Pforte des Loolandre
Autoren: Unbekannt
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    Inzwischen hatte Rank Flotho die Hände vom Gesicht gelöst. Er musterte den Bewußtlosen. Tränen quollen ihm aus den Augen. Schließlich rückte er näher. Er schob die schweren Hände unter Les Zerons Rücken und hob die reglose Gestalt auf. Die Umstehenden wichen zur Seite, als er von der Tafel fort durch die Gasse trat, die sich vor ihm gebildet hatte. Er stemmte den schlaffen Körper des Bewußtlosen in die Höhe. Seine kräftige Stimme, auf geheimnisvolle Weise verstärkt, drang bis in den hintersten Winkel der Halle, als er rief: „Was tun wir? Wir folgen dem Rat eines Teufels, der uns einredet, wir müßten uns die Mägen und Eingeweide voll schlagen. Wir stürmen zum Trog wie hirnloses Vieh. So verblendet sind wir, daß wir sogar den Freund bekämpfen, der uns in die Quere kommt."
    Während er sprach; tropfte das Blut aus der Platzwunde, die er Les Zeron beigefügt hatte, über seine Montur und rann daran herab.
    „Seht diesen Mann!" schrie er. „Er ist mein Freund. Ich habe ihn niedergeschlagen. Sein Blut befleckt meine Seele. Ich sah andere unter euch, die gegeneinander kämpften. Seht euch um. Waren es nicht Freunde, gegen die ihr die Faust erhobt? Was geschieht mit uns, frage ich euch! Wir sind keine Menschen mehr, wir sind Tiere. Sollen wir einander umbringen, nur weil uns eine teuflische Macht Gerichte auftischt, die wir seit anderthalb Jahren nicht mehr zu kosten bekommen haben? Oder wollen wir vernünftig werden - aufhören, uns wie eine Viehherde zu benehmen? Laßt mich hören, was ihr zu sagen habt!"
    Die Szene war unwirklich - so unwirklich wie alles, was sich während der letzten Stunde ereignet hatte. Perry hörte ein Rauschen in den Ohren. Sein Blickfeld verengte sich. Er sah die unglaubliche Szene wie durch eine Röhre. Jeden Augenblick, fühlte er, konnte die Pararealität sich auflösen und ihn übergangslos in einen Ort zurückbefördern, an dem Vernunft und Umsicht herrschten.
    „Aufhören", sagte eine laute Stimme neben ihm.
    „Aufhören... aufhören...", fielen andere ein.
    Die Stimmen schwollen an, wurden zum rhythmischen Dröhnen, zum rollenden Donner: „Auf - hö - ren! Auf - hö - ren! Auf - hö - ren..."
    „Ich höre euch!" schrie Rank Flotho. „Wir wollen vernünftig sein! Wir kehren zu unseren Schiffen zurück. Folgt mir!"
    Behutsam bettete er sich den Bewußtlosen über die Schulter. Er schloß zuerst Les Zerons Helm, dann den seinen. Er regelte das Gravo-Pak und stieg mit mäßiger Geschwindigkeit in die Höhe, dorthin, wo hinter der durchsichtigen Wandung der Kuppel die GHILA schwebte.
    Das Wunder geschah. Andere folgten seinem Beispiel. Ein Helm nach dem anderen schloß sich. Die Scharen, die erst vor wenigen Minuten gekommen waren, um sich an dem großen Festmahl zu laben, wandten den auf getafelten Kostbarkeiten den Rücken und schwebten in die Höhe. Zu Hunderten, zu Tausenden drangen sie durch die Strukturlücken der Kuppelwand und nahmen Kurs auf ihre Fahrzeuge.
    Draußen aber waren auch die Boote, die Space-Jets, die Korvetten und Leichten Kreuzer jener, die den günstigsten Augenblick des Aufbruchs versäumt hatten und erst jetzt sich der leuchtenden Kuppel näherten. Sie konnten nicht wissen, was sich bei den Tafeln abgespielt hatte. Und dennoch verlangsamten sie ihre Fahrt, verharrten ein paar Minuten in Wartestellung und setzten sich dann wieder in Bewegung - mit Kurs auf die Einheiten der Galaktischen Flotte, aus denen sie sich vor kurzem ausgeschleust hatten.
    Niemand unternahm mehr einen Versuch, den Ort des Fests zu betreten. Die Worte, die Rank Flotho gesprochen hatte, waren in der gesamten Flotte zu hören gewesen, und es hatte nur dieser Worte bedurft, um die Menschen wieder zur Vernunft zu bringen.
    Sato Ambush hatte recht: Die Parawirklichkeit half nicht nur dem Bedränger, sondern auch denen, die sich aus ihren Fängen befreien wollten. Was Rank Flotho zustande gebracht hatte, war nicht weniger als ein Wunder. In der Normwirklichkeit wäre alles unmöglich gewesen.
    Perry war einer der letzten, die sich von der leuchtenden Fläche lösten und in die Höhe hinaufstiegen. Er nahm an, die GHILA sei längst abgeflogen und er werde sich an Bord eines der anderen Fahrzeuge einen Platz suchen müssen. Aber auch in dieser Hinsicht wurde er angenehm überrascht. Die GHILA hatte auf ihn gewartet.
    „Wir werden doch nicht unseren besten Mann vergessen", sagte Rank Flotho.
     
    *
     
    Die Kommandozentrale der BASIS bot einen total veränderten Anblick.
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