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1169 - Pforte des Loolandre

Titel: 1169 - Pforte des Loolandre
Autoren: Unbekannt
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gewaltige Öffnung des Außenschotts glitt das Raumschiff in die Schwärze des Alls.
    Draußen, schien es, war eine neue Sonne aufgegangen. Zwei Lichtsekunden entfernt, wie der Orter auswies, schwebte sie im Vakuum des Raumes und überstrahlte mit ihrem Glanz das milchige Leuchten, das von der Pforte des Loolandre ausging. Die GHILA nahm Fahrt auf.
    Perry staunte. Bisher hatte er nur eine vage Vorstellung von Sato Ambushs Plänen gehabt. Der Pararealist hatte sich darüber ausgeschwiegen, wie er das Fest aller Feste zu gestalten gedachte. Seine Bemerkung, in der Pararealität seien Dinge möglich, an die in der gewohnten Wirklichkeit nur Phantasten zu denken wagten, ließ Beeindruckendes erwarten. Aber der Anblick, der sich ihm auf dem computergestützten Bild darbot, übertraf selbst seine kühnsten Vorstellungen.
    Das, was das verwirrte Auge infolge der intensiven Helligkeit zunächst für eine künstliche Sonne gehalten hatte, entpuppte sich als gewaltige, kreisförmige Fläche, über der sich in der Form einer Halbkugel eine kilometerhohe Kuppel wölbte. Die Fläche machte einen massiven Eindruck und bestand vermutlich aus Formenergie. Die Kuppel dagegen war eine Schirmfeldhülle herkömmlicher Struktur. Auf der strahlend hellen Fläche waren dunkle, regelmäßig geformte Objekte wahllos verteilt: die Tafeln, auf denen die Epikureer aufgetürmt finden würden, was ihr Herz begehrte. Es gab ihrer nicht allzu viele; fünfundzwanzig bis dreißig, schätzte Perry überschlägig. Sie waren groß, jede mehrere hundert Meter lang. Und dennoch würden längst nicht alle Platz finden, die sich an dem Fest aller Feste zu beteiligen gedachten. Das war Sato Ambushs Absicht.
    „Verdammt", knurrte Rank Flotho. „Sie sind schneller, als ich dachte."
    Das Orterbild, das noch vor einer Minute nur die ruhigen Reflexe der Einheiten der Galaktischen Flotte gezeigt hatte, war plötzlich von huschenden Leuchtpunkten erfüllt.
    Von überallher strebten sie auf die leuchtende Kuppel zu: Hunderte von Fahrzeugen aller Größen und Formen. Mit irrsinniger Geschwindigkeit näherten sie sich dem Ort des großen Fests. Die GHILA hatte einen Vorsprung von nicht mehr als ein paar tausend Kilometern. Sie würde die erste am Ziel sein, aber nur ein paar Sekunden nach ihrer Ankunft mußte es in der Umgebung der Kuppel von Fahrzeugen nur so wimmeln.
    „Das Innere der Kuppel", verkündete die Robotstimme, „besitzt normale Schwerkraft und Atmosphäre. Fahrzeugen ist der Zugang zur Festkuppel nicht möglich. Wer am Fest teilnehmen will, der entferne sich im Schutz eines SERUNS von seinem Fahrzeug. Für Objekte bis zu zweieinhalb Metern Maximalabmessung ist die Wandung der Kuppel ohne weiteres durchlässig. Beeilt euch! Nur die Tüchtigsten finden Platz an den Tafeln."
    Perry sah das fiebrige Leuchten in Rank Flothos Augen. Die Hände des stämmigen Mannes zitterten, während er die Kontrollen bediente. Die Blicke seiner Genossen wanderten zwischen dem Orterbild und der großen optischen Videofläche hin und her.
    Man merkte ihnen die Spannung an. Sie waren ausgezogen, um ein großes Fest zu feiern, aber angesichts der Konkurrenz, die sich von allen Seiten her auf den Festort zubewegte, wirkten sie wie Krieger, die in die Schlacht eilten.
    SERUNS wurden angelegt. Auch Perry ergriff sich eine der schweren Monturen. Den Rest des Anlegemanövers überließ Rank Flotho dem Autopiloten. Hundert Meter von der schimmernden Hülle der Kuppel entfernt kam die GHILA zur Ruhe. Der Sturm auf die Schleuse begann. Die Gruppe von Männern und Frauen, die bisher einen vergleichsweise einmütigen Eindruck gemacht hatte, zerfiel zu Individuen, von denen jedes nur das eine Ziel kannte: die Festtafel auf dem schnellsten Weg zu erreichen. Perry steckte eine Reihe unsanfter Rippenstöße ein, bevor er das Schleusenschott erreichte. Aber er blieb niemand etwas schuldig. Er benahm sich ganz wie einer, der völlig im Bann des Epikur-Syndroms stand.
    Die Kuppelhülle ließ sie ungehindert passieren. Sie reagierte auf die Annäherung menschengroßer Objekte und schuf kurzfristige Strukturlücken. Im Innern der Kuppel wirkte künstliche Schwerkraft von 1 Gravo. Perry sackte wie ein Stein in die Tiefe. Er öffnete den schweren Helm und kippte ihn nach hinten. Die Luft war warm und von Tausenden verlockender Düfte erfüllt. Die Tafeln kamen mit Fallgeschwindigkeit auf ihn zu. Waren sie wirklich? fragte er sich. Oder waren sie fiktive Produkte einer verschobenen Wirklichkeit,
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