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1167 - Die Tochter des Dämons

1167 - Die Tochter des Dämons

Titel: 1167 - Die Tochter des Dämons
Autoren: Jason Dark
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eine flache und nicht zu große Geldbörse. Die Tasche ließ er fallen. Jetzt kümmerte er sich nur um den letzten Fund. Er öffnete das Portemonnaie, sprach dabei flüsternd mit sich selbst und holte einige Münzen hervor, die er in die Tasche seiner weiten Cargo-Hose steckte. Er fand auch Scheine. Dann schleuderte er die Geldbörse weg und begann die Scheine zu zählen.
    Er fluchte. Er schlug mit der freien Hand durch die Luft. Wahrscheinlich hatte er eine größere Beute erwartet, doch die konnte er nicht aus dem Hut zaubern.
    »Die Alte hat bestimmt noch mehr«, sprach er so laut vor sich hin, dass Alina ihn verstehen konnte.
    »Ich hole sie mir. Ich werde mit ihr nach Hause fahren und sie fertigmachen…« Er nickte sich selbst zu, drehte sich herum - und da geschah es.
    Er sah Alina Wade!
    Sie hatte sich um keinen Millimeter von ihrem Platz weggerührt und sah aus wie das ängstliche Mädchen, denn sie hatte zudem noch ihre Hände in den Schoß gelegt.
    Das sah auch der junge Mann. Was immer er auch vorgehabt hatte, von nun an war alles vergessen, denn das Schicksal hatte ihm ein zweites Opfer vor die Füße gespült.
    Die Scheine stopfte er in die andere Hosentasche, drehte seine Kappe mit dem Schirm nach hinten und riss den Mund auf, aus dem ein hässliches Lachen strömte.
    »Ach, wen haben wir denn da so lieb und nett sitzen?«
    Alina gab ihm keine Antwort. Sie schaute nur in das Gesicht, dessen Haut rote Flecken zeigte. Die wiederum waren der Beweis für seine Hektik und Nervosität. Er hatte eine hohe Stirn. Darauf malte sich ein Tattoo ab. Es war ein Totenkopf, der lila schimmerte.
    Sich in den Hüften wiegend kam er auf Alina zu. Einen Schritt vor ihr stoppte er. Die rechte Hand hatte er vorgestreckt und bewegte Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »Du kannst es dir aussuchen, Süße. Wenn du mir die Kohle freiwillig gibst, hast du keine Probleme. Solltest du störrisch sein, dann…«, er griff hinter sich und zog aus seiner Rückenscheide ein Messer hervor, »werde ich dich damit kitzeln. Und ich weiß, dass es verdammt schmerzhaft sein kann.«
    Alina breitete die Arme aus. »Ich habe so gut wie nichts bei mir. Wirklich nicht.«
    Davon ließ sich der Typ nicht beeindrucken. »In drei Sekunden hast du mir deinen Rucksack gegeben. Ist das klar?«
    »Ja, ich habe verstanden.«
    »Okay, aber flott.«
    Alina Wade blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Sie stand bei ihrer Aktion nicht auf, blieb auf der Bank sitzen und wunderte sich nur über sich selbst, weil sie alles so gelassen nahm. Das wäre ihr vor einem Tag nicht passiert. Sie war die Ruhe selbst, und sie ruhte in sich selbst. Ein ungewöhnlicher Kraftstrom durchfloss sie, über den sie allerdings nicht näher nachdachte.
    Der Typ war nervös. Er tänzelte von einem Bein aufs andere. Er starrte sie an, und Alina schaute zurück, während sie ihm den Rucksack reichte. Dabei machte sie eine Erfahrung, die sie nicht begriff. Der Typ vor ihr veränderte sich. Sie sah ihn als einen anderen. Sie schaute sogar hindurch, denn es stand kein normaler Mensch mehr vor ihr, sondern ein Skelett.
    Sie sah jeden Knochen. Sie sah auch den hässlichen Schädel hinter der dünnen Gesichtshaut, es war einfach widerlich, und sie konnte diese Entdeckung nicht so einfach übergehen. Sie schüttelte den Kopf und flüsterte: »Das darf nicht wahr sein.«
    »He, was ist nicht wahr?«
    »Du bist ein Skelett!«
    Der junge Gangster zuckte zusammen. Er hatte schon einige Raubüberfälle hinter sich. Dass ihm jemand so etwas gesagt hatte, das war ihm noch nie passiert.
    »He, was bin ich?«
    Alina ließ den kleinen Rucksack fallen. »Du bist kein Mensch mehr. Du bist ein Skelett. Ich sehe jeden Knochen hinter deiner Haut. Alles. Sogar deinen hässlichen Schädel.«
    Der Typ wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Er grunzte, er duckte sich und wirkte trotz des Messers in seiner Hand sehr unsicher.
    »Du bist irre!«, flüsterte er.
    »Möglich. Ja - vielleicht.« Alina stand auf, und der andere ließ sie gewähren. »Du bist ein Schwein. Du bist ein Verbrecher. Ich habe dich erkannt. Aber du bist auch ein armer Mensch, der mit sich und seiner Umwelt nicht mehr zurechtkommt. Ich könnte dich sogar vernichten. Geh jetzt. Hau ab, sonst werde ich es tun.«
    Ein offener Mund. Weit geöffnete Augen. Das alles starrte Alina an, deren Blick so eiskalt geworden war. Der Gangster schaute genau in die Augen der Frau, und er sah darin etwas, das ihm Angst machte. Es lag ein
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