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1164 - Die Wolfsfrau

1164 - Die Wolfsfrau

Titel: 1164 - Die Wolfsfrau
Autoren: Jason Dark
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dass ich nicht mehr komme, verflucht. Ich muss mich daran halten, denn ich habe es ihr versprochen.«
    Er blickte nur einmal zu Judy hinab. Es reichte aus, um ihr zu zeigen, wer der Herr war. Judy senkte den Kopf. Dabei stellte sie fest, dass ihre Bluse in Fetzen am Körper herabhing. Plötzlich schämte sie sich. Sie zog die Stoffteile hoch und musste sie miteinander verknoten, um wenigstens einen Teil ihrer Blößen bedecken zu können.
    Allmählich drängte sich die Realität wieder in ihren Kopf hinein. Sie fing an nachzudenken. Der genaue Ablauf des Geschehens war ihr nicht mehr geläufig, wie hinter einer Nebelwand verschwunden, aber das, was sie hier erlebte, war nicht mehr normal. Sie fühlte sich wie aus dem Leben herausgerissen und hineingestellt in eine fremde Welt. Sie zu verlassen, traute sich Judy Carver nicht, denn es gab jemand, der diese Welt beherrschte.
    »Wir werden zum Haus gehen!«
    »Nein, Alice…«
    »Hör auf mit deiner Alice.« Bei den nächsten Worten wurde Lerois Stimme beinahe sanft. »Alice ist bestimmt wichtig für mich, Judy. Ebenso wichtig wie du.«
    Er ging auf Nummer Sicher und umfasste ihre linke Hand wie eine Klammer. Judy konnte nicht anders. Sie musste mit dem Mann gehen und wurde von ihm weitergezerrt.
    Beau Leroi war vorsichtig. Auch einer wie er musste stets auf der Hut sein, denn selbst für ihn gab es Feinde.
    In der Hütte konnte so ein Feind lauern. Je näher er herantrat, um so deutlicher war diese Feindschaft zu spüren. Trotzdem war es eine andere als die zwischen einem Vampir und einem normalen Menschen. Hinter der Tür befand sich jemand, der ebenso auf das Licht des Mondes vertraute. Gab es noch jemand, der auf das Blut eines Menschen scharf war und es ihm streitig machten wollte?
    Ein zweiter Vampir? Ein Bruder im Sinne? Was immer auch passierte, er würde sich nicht vertreiben lassen, denn in diesem Gebiet konnte es nur einen König geben.
    Ob sie von der Hütte her beobachtet wurden, war auch nicht festzustellen, als sie näher an den Bau herangelangt waren. Er musste sich nach wie vor auf den gehörten Schrei verlassen und natürlich auf seinen Instinkt.
    Judy tat nichts mehr. Sie protestierte auch nicht. Wie ein braves Mädchen ging sie neben dem Blutsauger her, gehalten von dessen kalter Totenhand.
    Auch als sie nur wenige Schritte von ihrem Ziel entfernt waren, bewegte sich nichts an der Tür und hinter den dunklen Scheiben.
    Beau Leroi war misstrauisch geworden. Man konnte es auch an seiner Haltung ablesen. Er ging und er »witterte« zugleich. Jede Bewegung deutete an, unter welch einer Spannung er litt. Zu atmen brauchte er nicht, und deshalb waren nur die Geräusche zu hören, die seine Füße im Gras hinterließen.
    Dass er nicht atmete, gehörte einfach zu einem Blutsauger dazu. Es war eines der Phänomene, die mit seiner Existenz zusammenhingen. Die neben ihm gehende Judy hätte es zur Kenntnis nehmen und misstrauisch werden müssen.
    Sie kommentierte dies nicht. Es war demnach fraglich, ob sie es überhaupt bemerkt hatte. Der Einfluss des Vampirs war einfach zu groß. Dabei brauchte er sie nicht einmal unmittelbar anzuschauen.
    Als sie nahe genug an das dunkle Steinhaus herangekommen waren, drückte Beau kurz Judys Hand.
    »Bleib hier stehen!«, befahl er ihr und ließ sie dann los.
    »Ja. Wie du willst.«
    Er warf ihr noch einen Blick zu, unter dem Judy erschauerte, dann trat er noch dichter an das Haus heran. Er beugte den Kopf leicht vor. Dabei bewegte er ihn von rechts nach links, wie jemand, der an einem bestimmten Objekt schnüffelt, um den Geruch sehr deutlich wahrzunehmen.
    Er schaute auch in die Fenster, wandte sich danach nach rechts und blieb vor der Tür stehen. Auch hier schnüffelte er wie ein Tier. Deutlich spürte er die andere Aura, obwohl sie in seine Richtung passte. Wer immer sich hinter den Mauern aufhielt, er war kein direkter Feind. Er passte sogar zu ihm, und trotzdem sah er ihn als einen Konkurrent an.
    Als er nach einer gewissen Zeit den Kopf drehte, sah er Judy unbewegt auf dem Platz stehen. Ihre Arme hingen nach unten. Die Hände hatten sich vor ihrem Körper getroffen, und sie wirkte in dieser Haltung wie ein steinerner Engel.
    Wieder ein knapper Wink mit der Hand. Judy gehorchte sofort und ließ auch die restlichen Schritte hinter sich. Bevor sie den Vampir erreichte, streckte er ihr einen Arm entgegen und legte die Hand auf ihre Schulter.
    »Es ist jemand im Haus…«
    »Meine Schwester!«
    Leroi verengte die Augen.
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