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1164 - Die Wolfsfrau

1164 - Die Wolfsfrau

Titel: 1164 - Die Wolfsfrau
Autoren: Jason Dark
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konnten.
    Jemand heulte wie ein Hund. Es war die alte Lena, die am Boden hockte. Judy Carver blieb stumm und war auch entsetzt, denn als sie mich anschaute, da sah sie das Kreuz in meiner Hand.
    Es war warm. Es spürte die Nähe des Bösen, und ich wusste, dass ich meine Pflicht erfüllen musste.
    Es gab keinen Ausweg für Judy. Sie konnte mir nicht entkommen. Zwar versuchte sie, wegzukriechen, aber auch das gelang ihr nicht, denn ich war schon zu nahe.
    »Du darfst nicht mehr leben, Judy Carver. Du hättest auch nicht mehr leben können. Nicht bei Beau Leroi. Er hätte dich getötet. Er wollte nur einmal dein Blut!«
    Sie hatte mich verstanden. Eine Antwort erhielt ich trotzdem nicht. Mit einer Geste der Verzweiflung streckte sie mir ihre gespreizte rechte Hand entgegen.
    Somit fasste sie an das Kreuz!
    Ein wahnsinniger Schrei gellte durch das Verlies. Die Untote zuckte wie von elektrischen Schlägen getroffen. Immer wieder schlug sie mit dem Kopf gegen die Wand, während ihre Hand allmählich zu verkohlen begann und die Haut dabei immer schwarzer wurde.
    Schließlich sank der Arm nach unten. Die Hand prallte auf den Boden und fiel ab.
    Nicht nur sie fiel. Auch die Blutsaugerin kippte zur Seite. Ich glaubte, noch ein Stöhnen zu hören, dann war sie still. Judy Carver würde nie mehr jemand beißen.
    Ich drehte mich wieder um. Irgendwo im Haus hörte ich das Splittern, als wäre eine Scheibe zu Bruch gegangen. Darauf konnte ich jetzt nicht achten, denn es gab noch eine zweite Feindin.
    Alice Carver lag auf dem primitiven Bett. Sie hatte die Arme zu den Seiten hingestreckt und rührte sich nicht. Ich schaute sie mir genauer an.
    Das Gesicht war nicht so gezeichnet wie das ihrer Schwester. Dafür schimmerten am Hals dunkle Flecken, die mich an Würgemale erinnerten. Und auch die Bissstellen malten sich deutlich auf der helleren Haut am Hals ab.
    Aus den beiden kleinen Wunden war Blut gesickert.
    Ich überlegte, wie lange Judy schon das Blut gesaugt haben konnte. War die Wölfin bereits zu einem Vampir geworden? Oder war sie jetzt beides?
    Sie selbst gab keine Antwort. Sie lag flach vor mir, den Mund leicht geöffnet, aber zwei typische Blutzähne waren ihr noch nicht gewachsen. Es würde dauern.
    Oder lebte sie etwa noch?
    Der Gedanke ließ mich nicht los. Ich wollte es genau wissen und beugte mich über sie. Das Kreuz hatte ich weggesteckt, um beide Hände frei zu haben.
    Es war ein Fehler gewesen.
    Urplötzlich schnellte sie hoch. Es war nur ein Huschen zu sehen gewesen, und ich hatte es nicht geschafft, den Kopf rasch genug zur Seite zu drehen.
    Ihre Stirn knallte gegen meine. Es war ein Treffer, der Blitze vor meinen Augen entstehen ließ. Ich torkelte zurück, war benommen und erhielt einen Treffer in die Magengrube, der mich zu Boden warf. Zugleich hörte ich das Kreischen der alten Lena, die Alice Carver anfeuerte, doch die Gestalt kümmerte sich nicht um mich.
    Sie rannte auf die offen stehende Tür zu. Flucht erschien ihr das einzig Sinnvolle zu sein. Ich war nicht schnell genug, zudem hatte Lena die Gunst des Augenblicks genutzt. Sie hatte noch immer nicht genug, und stellte sich mir in den Weg.
    Da hörte ich einen Schuss!
    Alles veränderte sich. Der folgende Schrei erreichte auch uns. Ich bekam wieder besser Luft, und auch Lena kümmerte sich nicht mehr um mich. Sie hatte sich gedreht und blickte jetzt auf die offene Tür. Dahinter sahen wir eine Bewegung.
    Die Wolfsfrau kehrte zurück.
    Aber sie ging nicht normal. Sie bewegte sich rückwärts. Sie taumelte dabei. Ihr Gang glich den Bewegungen von Kegeln, die von der Kugel getroffen worden waren und sich nicht entscheiden konnten, ob sie umkippen sollten oder nicht.
    Normal gehend folgten ihr zwei Männer.
    Suko und Bill Conolly!
    Der Reporter hielt seine Beretta in der rechten Hand. Bestimmt hatte er auf die Wölfin geschossen und sie in die Brust getroffen, denn Alice drückte beide Hände gegen die Wunde.
    Sie brach so plötzlich zusammen, als wären ihr die Beine weggetreten worden. In der Mitte des Raumes blieb sie liegen, vom Licht eingefangen wie von grauen Schleiern.
    Bill sah mich und hob die Schultern. »Tut mir leid, aber es gab keine andere Möglichkeit.«
    Ich winkte ab und sagte: »Schon gut…«
    ***
    Lena hatte sich auf das Bett gesetzt. Sie sah aus wie eine dem Wahnsinn verfallene Frau. Sie kaute auf ihren Fingern und stieß dabei kichernde Laute aus.
    Das hatte unsere Unterhaltung gestört. Ich ging zu ihr und schaute auf die Frau herab.
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