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1164 - Die Wolfsfrau

1164 - Die Wolfsfrau

Titel: 1164 - Die Wolfsfrau
Autoren: Jason Dark
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»Wieso Schwester? Wo kommt sie her? Das kann nicht sein. Du bist ein Mensch. Und der Hausbewohner ist es nicht. Ich kann ihn riechen. Er gehört zu einer anderen Gruppe, die ich gut kenne.«
    »Nein, ich weiß es nicht…« Judy hatte die Worte mit einem hilflosen Unterton ausgesprochen, und so fühlte sie sich auch. Hilf- und ratlos.
    Beau Leroi fragte nicht weiter. Er merkte, dass Judy tatsächlich nichts wusste. Sie hätte ihm immer die Wahrheit gesagt. So stark war sein Einfluss.
    »Wie sieht deine Schwester aus?«, fragte er.
    »Sie hat blonde Haare. Im Gegensatz zu mir.«
    »Das will ich nicht wissen.«
    »Was dann?«
    »Ist sie ein Mensch?«
    »Ja, ja«, erwiderte Judy Carver erstaunt. »Was sollte Alice denn sonst sein?«
    Der Vampir wollte noch eine Frage stellen, als er plötzlich erstarrte. Er hatte etwas gehört, und dieser Laut war von innen her durch die Tür gedrungen.
    Vielleicht ein Schritt, ein Kratzen oder Schleifen. Jedenfalls war der Laut nicht zu überhören gewesen, und nur einen Moment später wurde die Tür von innen geöffnet.
    Es brannte kein Licht, und trotzdem war es hell genug. Der Mond schien in seinem Innern eine zweite Laterne eingeschaltet zu haben, denn er schien plötzlich kräftiger zu leuchten. So schaffte es der Schein, die drei Gestalten zu erfassen.
    Judy und Beau sahen, aber auch Alice starrte sie an.
    Sie war kein Mensch mehr.
    Vor ihnen stand einen Wölfin!
    ***
    Es war die Sekunde der Überraschung, des Erkennens und Begreifens. Nicht nur für Beau Leroi, sondern auch für Judy, die einfach nicht glauben wollte, was sie sah. Die Gestalt vor ihr konnte einfach nicht ihre Schwester sein. Dennoch war sich Judy sicher, dass es sich bei dieser Bestie nur um Alice handeln konnte. Sie war zu einem lebenden Albtraum geworden, und Judy hatte den Wunsch, zu schreien und gleichzeitig wegzulaufen.
    Sie tat beides nicht.
    Sie blieb einfach nur stehen und glotzte die Gestalt an, die auf zwei Beinen hoch aufgerichtet stand, obwohl sie auch auf vier Läufen hätte stehen können, denn das war aus ihren Armen und auch den Beinen geworden.
    Von einem menschlichen Körper war nichts mehr zu sehen. Sie hatte sich vom Kopf bis zu den krallenbewehrten Füßen verwandelt. Es war keine Haut zu sehen, nur Fell, das vom Licht des Mondes einen seidigen Glanz erhalten hatte.
    Ein Gesicht war auch nicht mehr vorhanden. Es hatte sich in eine Schnauze verwandelt, die zu dem Wolfskopf gehörte. Die Schnauze bestand aus zwei Kiefern, die offen waren. Durch die Lücke schimmerten die gelblichen Reißzähne, und gelblich, aber intensiver, leuchteten Judy auch die Augen entgegen.
    An der Vorderseite schimmerte die Schnauze feucht, wie die eines Hundes. Sie zitterte auch, und tief im Rachen wurden leicht keuchende Laute geboren.
    War das Alice?
    Das musste sie einfach sein. Es gab keine andere Lösung, aber Judy wollte sie nicht akzeptieren.
    Nach einer unendlichen Zeitspanne - so erschien es ihr zumindest - schaffte sie es, sich zu bewegen.
    Und sie schüttelte den Kopf, als könnte sie durch diese Geste den Anblick verschwinden lassen.
    Sie wollte etwas sagen, hatte auch schon Luft geholt, als sich Alice plötzlich bewegte. Das geschah unwahrscheinlich schnell. Judy war gar nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun, denn Alice schnappte blitzschnell zu.
    Das tat sie nicht mit ihren Händen, sondern mit den krallenbewehrten Pranken.
    Judy wusste nicht, wie ihr geschah. Die Wölfin riss sie nach vorn. Sie prallte gegen den harten Körper mit dem seidigen Fell, und einen Moment später schwebte sie in der Luft.
    Auch jetzt drang kein Laut aus ihrem Körper. Bei ihr war einfach alles erstarrt, und Alice riss den Körper ihrer Schwester herum. Auch sie drehte sich, um Judy danach loszulassen.
    Judy flog in die Hütte hinein. Sie schlug mit den Füßen zuerst gegen den Boden und war nicht in der Lage, diesen Schwung zu stoppen.
    So krachte sie gegen ein Regal. Der Schmerz tobte durch ihren Rücken wie eine Schwertklinge, als wollte sie den Körper in zwei Hälften teilen.
    Judy Carver bekam keine Luft mehr. Zumindest nicht in den ersten Sekunden. Als sie sich dann wieder erholt hatte und auch besser sah, da hatte sie das Gefühl, in einem Kinosessel zu sitzen, wobei die Welt um sie herum nur aus einer Leinwand bestand. Auch das hier kam nicht hin, sie selbst war ein Teil dieser Welt, die ihre Lautlosigkeit verlor, als die Wölfin plötzlich einen Laut ausstieß, den sie noch nie zuvor gehört hatte.
    Der Laut war
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