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1163 - Invasion der Fairy Queens

Titel: 1163 - Invasion der Fairy Queens
Autoren: Unbekannt
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das verdammte Unkraut hereingelassen?"
    Das Laufende Moos schoß wieder unter dem Tisch hervor, raste im Zickzack über den Teppich aus geflochtenen Kunstblumen und verkroch sich hinter Fegs Servosessel.
    „Es verfolgt mich schon seit Jahren", klagte der Direktor des Psychohistorischen Instituts. Mit einem Seidentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn. „Dieses Moos ist anhänglicher als ein Blutegel. Ich dachte, die Xenoflora hätte diesem Unkraut endlich den Garaus gemacht, aber wahrscheinlich würde es sogar eine Arkonbombe überstehen."
    Lisovich erinnerte sich, daß diese exotische, bewegliche Pflanzenspezies im 27.
    Jahrhundert alter Zeitrechnung auf Terra heimisch geworden war. Genügsam und unschädlich wie sie war, hatte sie sich im Lauf der Zeit immer mehr verbreitet, und heutzutage gab es das Laufende Moos überall auf dem Planeten. Wie einst die wilden Tauben die Städte der Erde bevölkert hatten, lebte die extraterrestrische Pflanze in friedlicher Symbiose mit den Menschen. Nostalgisch dachte Lisovich an seine Kindheit und an Lady Flora, sein eigenes Laufendes Moos, das die Sommer im Garten seines Elternhauses und die Winter in den Blumentöpfen auf der Fensterbank des Wohnzimmers verbracht hatte...
    Fegs Stimme riß ihn aus seinen Erinnerungen.
    „Ich schlage vor", sagte der Sozialingenieur unbeeindruckt von Dolunders Gezeter, „daß das System bis zur Festsetzung des Gerichtstermins in der Obhut von Laus Lisovich verbleibt."
    Blar öffnete den Mund und wollte etwas sagen, verzichtete dann aber resignierend auf einen Kommentar. Dolunder schnaubte. „Damit kommst du nicht durch, Lisovich. Und du auch nicht, Feg! Ich werde Himmel und Hyperraum in Bewegung setzen, um..."
    „Dies ist eine rechtskräftige Entscheidung im Namen des Sozialtechnikums, Direktor", unterbrach der dicke Mann sanft. „Als du das Sozialtechnikum um die Klärung dieser Angelegenheit gebeten hast, bist du die Verpflichtung eingegangen, dich allen meinen Entscheidungen zu unterwerfen."
    „Die Lichtpest soll dich holen, Feg", knurrte Dolunder.
    Blar beugte sich nach vorn. „Aber natürlich", warf er ein, „bleibt es uns unbenommen, auf eigene Faust nach dem Verbleib des Systems zu forschen, nicht wahr?"
    Feg zögerte und nickte schließlich.
    Lisovich lächelte. Forscht nur, dachte er. Ihr werdet Hirni niemals finden. Er erhob sich. „Kann ich gehen?" fragte er.
    „Geh nur", stieß Dolunder hervor. „Und laß dich hier nicht mehr sehen! Du hast ab sofort Hausverbot. Ich..."
    Er wurde erneut von Feg unterbrochen. „Dies verstößt gegen die Arbeitsschutzbestimmungen, Direktor. Nach Ansicht des Sozialtechnikums hat sich Lisovich keines Vergehens schuldig gemacht. Eine Suspendierung käme nur in Frage, wenn der Gerichtshof zu deinen Gunsten entscheidet."
    Dolunder murmelte etwas Unverständliches. Demonstrativ drehte er seinen Sessel um hundertachtzig Grad und sah durch die transparente Kuppelwand auf das Häusermeer von Terrania. Die Regenwolken hatten sich mittlerweile über den halben Himmel ausgebreitet.
    Laus Lisovich neigte grüßend den Kopf, ging zur Tür, die sich automatisch vor ihm öffnete, und trat hinaus auf das Dach des Psychohistorischen Instituts. Schwache Kraftfelder bildeten eine flimmernde Brüstung und hielten den Wind ab, der in dieser Höhe heftig blies. Es war kühl.
    Lisovich atmete tief ein. Er lächelte. „Wir werden siegen, Hirni", murmelte er vor sich hin. „Wir werden diesen Ignoranten beweisen, daß du die gleichen Rechte hast wie jeder andere Mensch."
    Er hörte hinter sich ein Rascheln, und als er den Kopf drehte, sah er das Laufende Moos über den Kunststoffbelag des Daches huschen. Unwillkürlich verdüsterte sich Lisovichs Gesicht. Das Moos erinnerte ihn an die Killerpflanzen und die mörderische Xenoflora der vierten Plage Vishnas, die in den ersten beiden Märzwochen die Erde heimgesucht hatte.
    Nur der florasensitiven Begabung der Öko-Architektin Lai Nurgowa war es zu verdanken gewesen, daß der Xenoforming-Prozeß rückgängig gemacht worden war und die Erde ihr vertrautes Gesicht behalten hatte.
    Mit einem Frösteln fragte sich Lisovich, was die Zukunft bringen würde.
    Die erste Plage war das Babel-Syndrom gewesen, die Verwirrung der Sprache, die zum Zusammenbruch der zwischenmenschlichen Kommunikation und der Verständigung zwischen Mensch und Computer geführt hatte. Die Erde war in den Grauen Korridor gestürzt, in den bizarren Kerker Vishnas, aus dem es kein Entkommen
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