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1163 - Invasion der Fairy Queens

Titel: 1163 - Invasion der Fairy Queens
Autoren: Unbekannt
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versteckt. Wenn das nicht kriminell ist - wer ist dann überhaupt noch kriminell?"
    „Niemand", sagte Feg. „Wir kennen keine Kriminellen mehr, wir kennen nur noch Menschen."
    Doluner starrte ihn an, als hätte sich der Sozialingenieur soeben in einen Wurm verwandelt.
    Lisovich nutzte die günstige Gelegenheit. Er beugte sich nach vorn und sah Feg treuherzig in die melancholischen Augen. „Ich frage mich", erklärte er, „ob wir es hier nicht mit einem Fall von Sklaverei zu tun haben. Hirni erhält kein müdes Galax für seine Arbeit.
    Seit Jahren wird ihm jeglicher Erholungsurlaub vorenthalten. Dolunder ist es vollkommen egal, ob der arme Kerl..."
    „Galax?" unterbrach Dolunder. „Erholungsurlaub? Die Lichtpest soll mich holen, wenn ich mir diesen Unsinn noch länger anhöre!"
    Feg sah irritiert von Lisovich zu Direktor Dolunder. „Wer ist Hirni?" fragte er.
    „Das", meldete sich der vierte Anwesende, ein glatzköpfiger Ara in einer knielangen Robe aus Goldgespinst, zu Wort, „das ist das Vario-Psychotische Androiden-System, kurz System genannt. Unserem geschätzten Hausmeister Lisovich beliebt es, das System Hirni zu nennen und entsprechend zu personifizieren. Und das, mein lieber Feg, ist das eigentliche Problem."
    „Das Problem, Blar", wies Dolunder den Ara zurecht, „ist Laus Lisovich."
    Für eine Weile trat bedeutungsschwangere Stille ein. Direktor Dolunder starrte finster vor sich hin. Sozialingenieur Feg nagte an seiner Unterlippe und schien innerlich um eine Entscheidung zu ringen. Der Ara Blar hatte die Arme verschränkt und sah durch die transparente Kuppeldecke des Büros hinauf zu den Spektralfarben des Firmaments.
    Wolken drifteten vom Horizont heran, schwere, dunkle Regenwolken, die die bunten Schlieren aufzufressen schienen und nur noch das Grau übrigließen. Laus Lisovich schauderte unwillkürlich.
    „Hm", machte Sozialingenieur Feg. „Wenn man mich fragt, handelt es sich hierbei um ein moralisches Problem. Laus Lisovich scheint in dem System eine eigenständige Persönlichkeit zu sehen, während die Vertreter des Psychohistorischen Instituts das VPAS für eine Sache halten, die naturgemäß keinerlei Rechte genießt. Ist das richtig?"
    Dolunder nickte.
    Blar sagte: „Das Vario-Psychotische Androiden-System ist eine Biomaschine, ein Produkt der Whistler-Werke, das nach den Plänen unserer Psychohistoriker entworfen wurde. Wie du weißt, Feg, gibt es auf Terra keine jener seelischen Störungen mehr, die man einst mit dem trivialen Begriff Geisteskrankheiten etikettiert hat..."
    „Ha!" machte Dolunder anzüglich.
    „... und dies stellt natürlich für die praktische Arbeit auf dem Gebiet der historischen Psychologie ein unüberwindliches Hindernis dar. Um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden und unseren Studenten Gelegenheit zum anschaulichen Lernen zu geben, entschloß sich die Institutsleitung vor drei Jahren zum Bau des Vario-Psychotischen Androiden-Systems. Am VPAS lassen sich per Knopfdruck alle aus der frühen Menschheitsgeschichte bekannten neurotischen und psychotischen Störungen in biologischhormoneller und in seelischer Hinsicht simulieren. Katatonie, Autismus, Kleptomanie, Aereophobie ... Kurz und gut, alles, was das Herz eines Psychohistorikers erfreut. Per Knopfdruck, Feg!" Der Ara stieß seinen spitzen Zeigefinger in die Luft. „Das VPAS ist ebenso wenig ein sich selbst bewußtes, denkendes Wesen wie ... wie ein Reinigungsroboter. Seine diversen Persönlichkeiten respektive Bewußtseinszustände sind vorprogrammiert und jederzeit abrufbereit. Nur ein Narr könnte auf den Gedanken kommen, daß es sich bei dem VPAS um ein menschliches oder menschenähnliches Wesen handelt!"
    Dolunder lächelte böse. „Genau", bekräftigte er. „Nur ein verdammter Narr und Zeitdieb wie Laus Lisovich."
    „Und deine Meinung?" fragte Feg den Hausmeister des Psychohistorischen Instituts.
    „Hirni ist kein Ding", sagte Lisovich, „auch wenn er in den Whistler-Fabriken zusammengeschraubt wurde und sein Gehirn aus den Genlaboratorien der Hanse stammt. Er kann denken und fühlen. Und was heißt das schon, wenn sich seine Gefühle per Knopfdruck verändern lassen? Mit den modernen Psychopharmaka kann man vergleichbare Phänomene bei jedem von uns hervorrufen. Also sind steuerbare Bewußtseinszustände kein Kriterium, um einen Menschen von einem Ding zu unterscheiden. Wir unterliegen alle hormonellen Steuerungsmechanismen. Wir haben keine bewußte Kontrolle über sie, während Hirni von
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