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1161 - Totentanz in M 82

Titel: 1161 - Totentanz in M 82
Autoren: Unbekannt
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hatte ich geglaubt, daß er Seth-Apophis' mentalem Einfluß würde standhalten können.
    Es gab aber keinen Anlaß zu glauben, daß Waylon Javier dem Jetstrahl gegenüber mehr Widerstandskraft besäße, als irgend jemand sonst. Daß er Hände besaß, von denen eine besondere Ausstrahlung ausging, machte ihn nicht zum mental Immunen. Ich, der ich meine psionische Widerstandsfähigkeit nur einem Zufall verdankte, hatte keinen Grund, mich von ihm enttäuscht zu fühlen.
    Er spürte meinen Blick und sah auf. Ich versuchte ein Lächeln und nickte ihm zu. Das schien ihn zu erschrecken. Verwirrt wandte er den Kopf.
    Ein leiser Stoß fuhr durch den Körper des Bootes. Von der Decke herab sprach eine Stimme im Armadaslang: „Wir sind gelandet. Steigt aus."
     
    *
     
    Die leuchtende Energierampe schien das einzig Wirkliche in dieser Welt der düsteren Schatten. Das Licht, das von ihr ausging, enthüllte eine kleine Fläche matschigen Bodens.
    Lachen und Tümpel schillerten ölig. Die Luft war feucht. Sie machte das Atmen zur Qual.
    Die Temperatur mochte knapp unter zwanzig Grad liegen - gerade niedrig genug, um als kühl empfunden zu werden.
    Es schmatzte unier den Sohlen meiner Stiefel, als ich die Rampe verließ. Ich blieb stehen - ungewiß, was nun von mir erwartet wurde. Hinter mir kam Nachor.
    „Eine Welt, die die Unseligkeit erschaffen hat", sagte er.
    Waylon „Javier machte den Abschluß.
    „Was jetzt, Waylon?" wollte ich wissen.
    Er sah sich ungewiß um und gab keine Antwort. Ein summendes Geräusch ließ uns herumfahren. Die Rampe zerflatterte zu bunten Lichtbahnen und löste sich auf. Das Luk hatte sich geschlossen. Als die Rampe erloschen war, umgab uns totale Finsternis. Ich ahnte mehr, als daß ich sah, wie das Boot abhob und in den treibenden Wolken verschwand. Es war still ringsum bis auf das unaufhörliche Rieseln und Tropfen der Flüssigkeit, die aus der überfeuchten Luft kondensierte. Wasser rann mir in den Kragen und den Rücken hinab.
    Die Dunkelheit war nicht so vollkommen, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Es war das Licht der Rampe gewesen, das uns während der ersten Minuten blendete.
    Allmählich schälten sich Umrisse aus der Düsternis. Wir befanden uns auf einer Lichtung, die ringsum von fahlem Dschungel umgeben war.
    „Was will deine Herrin von uns?"
    Nachor sprach mit kräftiger Stimme. Seine Worte erzeugten ein merkwürdiges Echo, als befänden wir uns in einem geschlossenen Raum. Als Waylon Javier beharrlich schwieg, fuhr der Armadaprinz fort: „Sprich - oder ich mache mich auf eigene Faust auf den Weg."
    „Das wird nicht nötig sein", sagte eine helle, durchdringende Stimme hinter uns.
    Ich wandte mich um. Das Wesen, das ich erblickte, erschien für diese triefende Welt wie geschaffen.
     
    *
     
    Es war bleich und farblos wie alles, was in dieser Dunkelheit gedieh. Der dicke Hinterkörper ruhte auf dem Boden. Er schien aus Ringen zusammengesetzt. Ich nahm an, und diese Annahme bestätigte sich kurze Zeit später, daß das Geschöpf sich durch Verschieben der Ringe gegeneinander fortbewegte, etwa so wie ein terranischer Regenwurm. Der etwas schlankere Oberkörper ragte steil in die Höhe. Er endete in einer Verdickung, die den Schädel darstellte. Sie war mit zwei winzigen Augen und einer breiten Mundöffnung ausgestattet. Sonstige Organe ließen sich nicht erkennen.
    Das Wesen sprach Armadaslang. Es schien, Seth-Apophis hatte die Mühe nicht gescheut, ihre Diener die derzeit am weitesten verbreitete Fremdsprache zu lehren.
    „Ich bin Atoresk", sprach der breite, zahnlose Mund. Im Hintergrund sah ich eine flinke, spitze Zunge sich bewegen. „Ich führe euch."
    „Wohin?" fragte Nachor barsch.
    Jetzt erst sah ich, daß das fremde Wesen ein Paar dünne Ärmchen besaß. Sie ragten dicht unterhalb des Schädels aus dem Oberkörper und endeten in zierlichen Patschhändchen, die jeweils mit vier Fingern ausgestattet waren. Die kleinen Hände zu einer resignierenden Geste spreizend, antwortete die bleiche Kreatur: „Wohin immer die Mächtige mir aufträgt."
    „Was heißt das? Wohin hat sie dir aufgetragen, uns zu bringen?"
    „Nach Süden. An den Rand des großen Sumpfes."
    Die kleinen Augen blieben ausdruckslos. Die Physiognomie verriet nicht, was das fremde Wesen empfand. Es mochte ein Biot sein, eine Art organischer Roboter, logikfreier Empfindungen unfähig. Aber irgendwie fand ich das schwier zu glauben. Die Körperform des Bleichen war alles andere als optimal. Als Produkt
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