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1161 - Totentanz in M 82

Titel: 1161 - Totentanz in M 82
Autoren: Unbekannt
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und von einer Starre des Ausdrucks, an die man sich erst gewöhnen mußte.
    „Nachor, willst du mein Begleiter sein?" fragte ich in der Sprache der Armadisten.
    „Ich wußte, daß du dich so entscheiden würdest", antwortete er mit tiefer Stimme.
    Von neuem wandte ich mich dem Transmitter zu. Hinter mir hörte ich Nachors festen Schritt. Das letzte, was ich sah, bevor ich durch die Öffnung des Transportfelds trat, war die stämmige Gestalt Jercygehl Ans, des Cygriden. Er war, wie alle Träger der Armadaflamme, immun gegen Seth-Apophis' Einfluß. Ich ahnte, als ich an ihm vorbeischritt, die Intensität des Grimms, der ihn erfüllte.
    Ob er sich an die Worte erinnerte, die ich zu ihm gesprochen hatte, als feststand, daß nur noch die sofortige Kapitulation uns vor der Vernichtung durch die Kräfte der Superintelligenz retten konnte?
    Unser Tag wird kommen.
    Fast mochte ich selbst nicht mehr daran glauben.
     
    *
     
    Das fremde Boot hatte den Umfang eines zweistöckigen Wohnhauses. Es wirkte wahllos aus Kuben und Quadern zusammengesetzt und hatte die aerodynamische Effizienz eines Windfangs. Zweifellos bewegte es sich bei atmosphärischen Flügen innerhalb eines Energiefelds, wodurch die Wechselwirkung mit der Luft unterdrückt wurde.
    Ein Luk stand offen. Eine Rampe aus schimmernder Formenergie führte hinauf. Wir gelangten in eine Schleuse und von dieser in einen kahlen Raum, an dessen Wänden sich gepolsterte Bänke entlangzogen.
    Wortlos nahmen wir Platz. An einer der Wände leuchtete eine Videofläche auf. Ich sah die hell erleuchtete Umgebung des Wannen-Hangars. Ein hohes Schott glitt auf. Eine halbe Minute verging, während die Luft abgepumpt wurde. Schwärze lag vor uns. Das Boot schob sich hinaus in den Raum. In unserer Kammer war von der Bewegung nicht das mindeste zu spüren. An Bord herrschte normale Schwerkraft. Hatte Seth-Apophis das uns zuliebe so eingerichtet, oder traf es sich zufällig, daß Aitherans Gravitation dieselbe war wie die der Erde? Normalerweise hätten wir darüber Bescheid gewußt. Aber seit die gegnerische Super Intelligenz die Mannschaften der Galaktischen Flotte in ihren Bann geschlagen hatte, waren keine Messungen mehr angestellt worden.
    Das Bild wies in Fahrtrichtung.
    Finstere Wolkenklüfte taten sich vor uns auf. Das Boot schob sich zwischen sie hinein.
    Es war etwas Bedrückendes, Unheimliches an den düsteren Wolkenmassen, das das Gemüt einengte und ein Gefühl endloser Trostlosigkeit heraufbeschwor. Je tiefer wir sanken, desto dunkler wurde es. Die Wolken verwandelten sich in Ungewisse Schatten, die Gespenstern gleich über die Sichtfläche glitten.
    Frustriert in ihrem Bemühen, die Dunkelheit zu durchdringen, begannen die Augen zu schmerzen. Ich lehnte mich zurück, soweit es die schmale Bank gestattete, und starrte zur kahlen Decke hinauf. Meine Gedanken wanderten. Sie machten bei den Mutanten halt, die auf Seth-Apophis' Geheiß in energetisch abgesicherte Unterkünfte gesperrt worden waren, so daß sie ihre besonderen Fähigkeiten nicht mehr einsetzen konnten. Ich sorgte mich um sie.
    Atlan kam mir in den Sinn. Der Arkonide war mit seiner Horde von Armadabarbaren auf der Suche nach der Armadaeinheit 1. Für Sekundenbruchteile flackerte ein winziges Flämmchen der Hoffnung im Hintergrund meines Bewußtseins. Atlan war immun: Er trug die Armadaflamme ebenso wie ich. Immun waren auch die Armadabarbaren. Wenn es die SOL und die Barbarenflotte zufällig in diesen Raumsektor verschlüge, könnten wir daran denken, Seth-Apophis Widerstand zu leisten.
    Wie sinnvoll aber war es, an einen derart unwahrscheinlichen Zufall zu glauben? Und was, wenn die SOL tatsächlich hier aufkreuzte und Seth-Apophis eine weit überlegene Hilfsvolkflotte auf sie ansetzte?
    Mein Blick glitt zu Nachor. Der Armadaprinz, der sich den Beinamen „von dem Loolandre" gegeben hatte, war mir noch immer ein Rätsel. Das Loolandre, so sagte er, war seine Heimat. Es mochte ein Bezirk im Innern der Endlosen Armada sein, womöglich eine der Armadaeinheiten. Zum Loolandre waren wir unterwegs gewesen, als Seth-Apophis nach uns griff.
    Waylon Javier war die Ruhe in Person. Bisher hatte er keinen einzigen Blick auf den Bildschirm geworfen. Er starrte seine leuchtenden Hände an, die er mit weit abgespreizten Daumen auf die Oberschenkel gestützt hatte. Mit aller Kraft versuchte ich, die Enttäuschung zu unterdrücken, die bei seinem Anblick in mir aufsteigen wollte. Ich tat ihm unrecht. Bis zum letzten Augenblick
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