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1161 - Totentanz in M 82

Titel: 1161 - Totentanz in M 82
Autoren: Unbekannt
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um seiner selbst willen. Es hatte keinen Bezug zu seiner Umwelt. Wer wollte die Gedanken und Absichten eines Geschöpfs dieser Art erraten?
    Ich wurde unterbrochen. Atoresk war stehengeblieben und erklärte: „Wir betreten jetzt das Land der Boriden."
     
    *
     
    Es war nicht klar, ob wir das als Warnung zu verstehen hatten. Unser wortkarger Führer wandte sich alsbald wieder um und watschelte weiter. Ich bemerkte allerdings, daß es in der dämmrigen Tiefe des Dschungels lebendig geworden war. Formen und Gestalten aller Art trieben sich im bleichen Gezweig umher. Sie bewegten sich schweigend und flink, so daß im Ungewissen Halblicht Einzelheiten ihrer äußeren Erscheinung nur schwer zu erkennen waren.
    Eine Erinnerung stieg vor meinem geistigen Auge auf. Ich war mit Taurec an Bord der SYZZEL in den Frostrubin eingedrungen. Inmitten der Akausalität eines übergeordneten Kontinuums hielten wir auf einen Planeten zu, landeten dort, sahen uns um - fanden jenes entsetzliche Tal, in dem Zehntausende fremder und vertrauter Körperteile zuhauf lagen.
    Natürlich waren sie nur Projektionen, das hatte Taurec rasch erkannt, Manifestationen der Bewußtseinsfragmente, die Seth-Apophis in ihrem Depot hortete.
    An das Durcheinander von Formen in jenem unwirklichen Tal erinnerte mich, was ich jetzt sah. Die Vielfalt der Gestalten war dieselbe; alles wirbelte ruhelos und anscheinend ohne Sinn durcheinander. Hatte Seth-Apophis einen Teil ihrer Gefangenen aus dem Frostrubin entlassen und hier auf Aitheran angesiedelt? Waren auch diese schattenhaften Kreaturen weiter nichts als Projektionen, geschaffen für meinen verkümmerten Gesichtssinn, der rein geistige Dinge nicht wahrzunehmen vermochte?
    Ich erhielt allzu rasch Antwort auf meine Frage. Ich wandte mich nach dem Armadaprinzen um. Ich wollte mich erkundigen, was er von den blassen Erscheinungen halte. Im selben Augenblick zischte ein Strahl giftgrüner Flüssigkeit unmittelbar an mir vorbei. Hätte ich mich nicht umgedreht, er wäre mir direkt ins Gesicht gefahren.
    Unmittelbar vor mir gellte Atoresks spitzer Schrei: „Vorsicht! Die Boriden greifen an."
     
    *
     
    Dichter, bläulicher Qualm wallte vor mir auf. Das düstere, von bleichen Pflanzen und Gestalten erfüllte Halbdunkel war plötzlich voller Farben. Ich spürte ein Kitzeln im Rachen.
    Die Augen begannen zu tränen. Das Signal war unverkennbar: giftige Gase!
    Fort von hier, das schien mir die vernünftigste Reaktion. Ich hatte keine Absicht, mich mit blassen Schattenwesen herumzuschlagen. Wenigstens hatte ich nun die Gewißheit, daß sie keineswegs immaterielle Projektionen waren. Ich fragte mich, wie mein Gesicht aussähe, wenn mich der Schwall grüner Brühe getroffen hätte.
    Wo, zum Teufel war Atoresk? Der fette Molch war irgendwo im wirbelnden Qualm verschwunden.
    „Nachor, Waylon - zusammenbleiben!" krächzte ich mit wunder Kehle.
    Es kam keine Antwort. Ich drehte mich um. Der blaue Dunst war überall. Er wehte durch die fahlen Ranken des Dschungels und vernebelte die Sicht. Von meinen beiden Begleitern fand ich keine Spur. Der sumpfige Boden schien sie verschluckt zu haben.
    Ein Ding wie ein Ballon, anderthalb Meter im Durchmesser, kam durch den Qualm auf mich zugeschossen. Die Oberfläche war völlig glatt. Ich sah keinerlei Auswüchse. Ich duckte mich. Zur Seite zu springen, getraute ich mich nicht. Atoresks Warnung war mir deutlich in Erinnerung. Überall lauerte der Sumpf.
    Ein Loch entstand in der vorderen Rundung des Ballons. Ein Schwall heißen Brodems fuhr mit entgegen. Die Lungen versagten mir den Dienst. Der Hals war mir zugeschnürt. Ätzender Schmerz überzog die Haut. Im letzten Augenblick wich der Ballen einem Zusammenstoß aus. Er vollführte ein ruckartiges Manöver und schoß seitwärts davon.
    Aber sogleich traten andere an seine Stelle. Drei Ballons stürzten sich gleichzeitig auf mich. Die Atemnot machte mir zu schaffen. Mit letzter Kraft schleuderte ich mich zur Seite.
    Die gequälten Lungen faßten wieder Luft, aber jetzt hatte der Sumpf mich gepackt. Durch den Tränenschleier vor meinen Augen sah ich in unmittelbarer Nähe den bleichen Strang einer Pflanze. Ich warf mich nach vorne und griff danach. Das fremde Gewächs bot mir Halt. Ich befreite mich aus dem Morast und hatte plötzlich wieder festen Boden unter den Füßen.
    Die Ballons waren jeder meiner Bewegungen gefolgt. Unnachgiebig blieben sie mir auf den Fersen. Ich hatte den Strang noch in den Händen und riß ihn mit aller
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