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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod
Autoren: Jason Dark
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Freese über die Lippen leckte und dabei eine helle Speichelschicht hinterließ.
    »Du bist ein armes Schwein!«, flüsterte er Harry zu, »denn du weißt nichts, gar nichts.« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Arme Schweine wie fast alle Menschen.«
    »Du nicht?«
    »Nein!«
    »Das sehe ich anders.«
    »Ich bin ein Wissender. Ich bin hier in dieser miesen Drecksbude ein Wissender geworden. Kurz bevor du hereingestolpert bist, hat es mich erwischt. Und diese Erkenntnis ist der reine Wahn. Es ist super gewesen. Ich fühle mich erhaben. Ich weiß jetzt, wo es langgeht. Niemand kann mir etwas anhaben - niemand.«
    »Komm weiter. Dann dreh dich um, Freese.«
    »Schade, dass du nicht verstehen willst.« Er lächelte bedauernd.
    Harry Stahl musste zugeben, dass ihn Freeses Worte durcheinandergebracht haben. Es waren vielleicht nicht so sehr die Worte, sondern dass Freese diese mit einer so großen Überzeugung gesprochen hatte.
    Plötzlich sackte der Mörder zusammen. Blitzschnell lief das ab. Es war auch der letzte Punkt, an dem er hätte reagieren können. Er ließ sich einfach fallen, und sein Arm glich dabei einer angriffswütenden und vorschnellenden Schlange, denn mit einem zielsicheren Griff bekam er das Messer zu fassen.
    Er schleuderte es aus dem Handgelenk und hätte Harry sicherlich getroffen, wenn der nicht schneller gewesen wäre. Er schoss den berühmten Sekundenbruchteil früher. Das Messer befand sich noch nicht in der Luft, als die Kugel schräg in die Hand des Mörders schlug.
    Freese kippte zurück. Eine Blutfontäne spritzte in die Höhe, weil eine Ader getroffen war. Harry hörte einen röchelnden Laut, dann lag die Gestalt wieder zwischen Bett und Wand. Die Beine hatte sie gestreckt, so dass Stahl auf die beiden schmutzigen Schuhe schauen konnte.
    Er stand noch immer wie eingefroren. Der kalte Schweiß lag auf dem Gesicht. Er sah aus wie jemand, der noch unter einem Schock litt. Auch bleich im Gesicht.
    Sekunden vergingen. Es war totenstill geworden. Harry hob beide Arme mit der Waffe an, die ihm plötzlich so schwer vorkam.
    Er hatte Freese nicht erschießen wollen, aber es hatte keine andere Alternative gegeben. Dass die Kugel den Hals erwischt hatte, war Freeses Pech gewesen.
    Tief saugte er den Atem ein und war endlich wieder in der Lage, sich zu bewegen. In seinem Kopf schwirrte es. Er hatte plötzlich das Gefühl, aus dem Zimmer zu müssen und warf der Gestalt auf dem Bett nur einen kurzen Blick zu. Sie war mit einer Jeans, einem grauen Jackett und einem Hemd bekleidet. Im Gegensatz zu Freeses Schuhe waren seine blank.
    Wie jemand, der nach einem langen Aufenthalt im Bett erst noch das Gehen lernt, bewegte sich Harry Stahl aus dem Zimmer. Sein Blick war starr. Er schien die Umgebung nicht wahrzunehmen und war letztendlich froh, Halt an der Flurwand zu finden.
    Er zitterte. Darüber ärgerte er sich selbst, doch er bekam es nicht in den Griff.
    Okay, es war ein harter Job gewesen. Das lag in der Natur der Sache, denn jemand wie er hockte nicht den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch und zählte irgendwelche Akten. Er hatte sich den Job zudem selbst ausgesucht. Damit musste er leben. Dass er ihn manchmal hart an die Grenzen führte, war ihm schon klar. Doch diesem Mörder gegenüberzustehen, hatte ihn schon mitgenommen. Als wäre der andere ein verfluchter Dämon gewesen.
    Nach einer halben Minute ging es Harry wieder besser. Die Schüsse hatte wohl niemand gehört.
    Jedenfalls rührte sich unten nichts, und es kam auch keiner die Treppe hoch.
    Er senkte den Kopf, räusperte sich die Kehle frei und dachte an seinen Auftrag. Eine halbe Stunde hatte ihm der Einsatzleiter vorgegeben. Der Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass die Spanne in fünf Minuten ablief.
    Harry nahm mit Peters Verbindung auf.
    »Sie leben noch!«, sagte Peter.
    »Freut Sie das?«
    »Irgendwie schon. Und? Was ist mit Freese?«
    »Vergessen Sie ihn.«
    Die Antwort hatte Peters sprachlos gemacht. Harry hörte ein scharfes Schnaufen. »Ich habe Sie doch richtig verstanden, nicht wahr? Ich soll ihn vergessen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Er ist tot«, flüsterte Harry.
    »Sagen Sie das noch einmal!«
    »Ich habe ihn erschießen müssen. Eine Kugel durch den Hals. Da war nichts mehr zu machen. Wäre ich nicht schneller gewesen, hätte er mich umgebracht.«
    »Na ja, da kann man wohl nichts machen.« Peters' Stimme klang leicht enttäuscht. »Wir werden dann zu Ihnen kommen.«
    »Sie können sich Zeit lassen und den größten Teil Ihrer
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