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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod
Autoren: Jason Dark
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seinen Freund und atmete auf, als er sah, dass dies nicht eingetreten war.
    Dort lag John nicht.
    Es war eine Frau, die quer vor ihm den Boden bedeckte. Harry kannte sie nicht. Er ging davon aus, dass sie mit Walter Pohland zu tun hatte. Wahrscheinlich war sie seine Gattin.
    Er musste noch einen Schritt näher an sie heran, um zu sehen, dass man sie niedergeschlagen hatte.
    In ihrem Haar klebte das Blut, das aus der Kopfwunde gequollen war.
    Harry wollte weiter und wieder in das Dunkel vor ihm abtauchen. Er kam zunächst nicht dazu, die Frau zu übersteigen, denn als er den Fuß angehoben hatte, meldete sie sich.
    Zuerst mit einer schwachen Bewegung, dann mit einem Stöhnen. Eine Hand und ein Arm wurden vom Boden angehoben. Die Hand bewegte sich dabei auf das Gesicht zu, als wollte sie darüber hinwegwischen.
    Harry verharrte.
    »Bitte… bitte«, hörte er die leise Stimme. »Was… was… wo bin ich denn?«
    »In ihrem Haus.«
    Die Frau schloss die Augen. »Mein Gott, es tut so weh. Der Kopf - die Schmerzen. Ich… ich halte das nicht aus. Es ist so schlimm, wissen Sie?«
    »Sie können mich erkennen?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie mich auch?«
    »Weiß nicht.« Die Lippen der Frau zitterten. »Vielleicht habe ich Sie mal hier im Ort gesehen.«
    »Aber Sie sind Frau Pohland - oder?«
    »Bin ich.«
    Harry überlegte, ob er weiter nach oben gehen oder sich erst kundig machen sollte. Er kannte seinen Freund John, und deshalb wusste er auch, dass sich dieser nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen ließ.
    »Können Sie sich daran erinnern, was hier passiert ist?«, fragte Harry mit leiser Stimme.
    »Jemand kam ins Haus.«
    »Wer war es?«
    »Ein Fremder.«
    »Ach. Ein Mann.«
    »Ja. Ich habe ihn nie gesehen. Er war plötzlich da, und er hat mich niedergeschlagen.«
    »War er allein?«
    Frau Pohland stöhnte, und Harry tupfte ihr mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Ja, er ist allein gewesen«, flüsterte sie dann. »Ich… ich… glaube es zumindest. Er muss eigentlich allein gewesen sein - oder?«
    »Das frage ich Sie.«
    Sie wollte aufstehen, was Harry verhinderte. Er drückte sie wieder zurück. »Nein, Frau Pohland, Sie müssen jetzt liegen bleiben.«
    Sie unternahm auch keinen zweiten Versuch, aber sie sprach flüsternd eine Frage aus: »Was ist mit meinem Mann - mit Walter?«
    »War er auch hier?«
    »Ja.«
    Harry traute sich nicht mehr, der Frau in die Augen zu sehen. Er drehte seinen Kopf weg. Damit hatte er genau das Falsche getan. Mit erstaunlicher Kraft umklammerte sie sein Handgelenk.
    »Sagen Sie mir, was mit Walter geschehen ist!«
    »Er ist nicht mehr im Haus.«
    »Wo dann?«
    »Draußen.«
    Harry wurde die schlimmste Nachricht abgenommen, denn Frau Pohland sagte: »Dann ist es gut. Ja, das ist gut. Es geht ihm bestimmt besser als mir. Bestimmt…« Schon die letzten Worte waren regelrecht versackt, und vor Harrys Blicken fiel sie wieder zurück in die Bewusstlosigkeit, was für sie im Augenblick das Beste war.
    Ein Mann also war in das Haus eingedrungen. Das ging Harry beim Aufstehen durch den Kopf. Ein Fremder. Er kannte zwei Fremde im Ort.
    Zum einen John Sinclair und zum anderen war er selbst ebenfalls ein Fremder.
    Aber es existierte noch ein dritter!
    Harrys Rücken erhielt eine Gänsehaut, als er an ihn dachte. Dieser Fremde musste derjenige gewesen sein, den er als eine Kreatur der Finsternis angesehen hatte.
    Er folgerte daraus, dass sich dieses Geschöpf noch im Haus befinden musste. Vielleicht oben unter dem Dach. Er war es dann auch gewesen, der Walter Pohland letztendlich getötet hatte.
    Und John Sinclair?
    Harry musste nicht weit denken. Er vermutete, dass John den Speicher betreten hatte und dort auf diese verfluchte Kreatur getroffen war.
    Harry wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Luft im Haus war nicht nur verbraucht, sie hatte sich durch die starke Sonneneinstrahlung auch aufgeheizt. Je höher er ging, umso wärmer wurde es.
    Er näherte sich einer ziemlich dunklen Stelle. Die Stiege, die von dort aus nach oben führte, war nur schwach zu erkennen, aber sie war genau der richtige Weg zum Ziel.
    Harry hatte sie sehr bald erreicht. Er duckte sich leicht, als er hochschaute. Sie endete dicht vor einer offenen Tür, und jetzt hörte er aus dem Speicher Geräusche. Sie waren nicht laut, er hörte keine Stimmen, vielleicht ein leises Schaben.
    Harry setzte seinen rechten Fuß auf die unterste Sprosse der Stiege. Im gleichen Moment rann es ihm eiskalt den Rücken hinab.
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