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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod
Autoren: Jason Dark
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Finger an der alten Kordhose ab. Dann reichte er mir die Hand. Er hatte schon hart gearbeitet, und auf der Stirn standen Schweißtropfen.
    Mit einer abwinkenden Bewegung deutete er auf die restlichen Kisten. »Die Arbeit kann warten. Kommen Sie, meine Herren, wir gehen in den Gastraum und nehmen einen Schluck. Wie wäre es mit einem frisch gezapften Pils?«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte ich.
    Harry war ebenfalls dafür, und so gingen wir hinter Illig her. In der Gaststube standen die Stühle noch auf den Tischen, und auch die Gläser waren von der Theke abgeräumt worden. Durch die geputzten Scheiben fiel das Sonnenlicht und verteilte sich im Raum.
    Harry und ich stellten drei Stühle neben den Tisch und warteten darauf, dass uns der Wirt das frisch gezapfte Pils brachte. Er ließ sich Zeit damit. Als er die drei Gläser abstellte, strahlte er über das ganze Gesicht.
    »Ist das nicht eine Blume? Besser bekommt man sie auch in der Werbung nicht zu sehen. Und die Typen arbeiten bekanntlich mit allen möglichen Tricks.« Er hob sein Glas an. »Prost und wohl bekomm's!«
    Er hatte nicht gelogen. Das Pils war nicht nur gut gezapft, es schmeckte auch.
    Wir stellten die Gläser ab, und Harry wischte etwas Schaum von seinen Lippen. »Jetzt habe ich eine Frage, Herr Illig.«
    »Bitte, ich warte.«
    »Wie geht es Ihrer Tochter?«
    Hans Illig, der recht gesprächig gewesen war, verstummte. Zugleich wurde er blass.
    »Nun?«
    »Tja, wenn ich das wüsste.«
    Anscheinend machte er sich mehr Sorgen als seine Gattin. »Ihre Frau ist der Meinung, dass Maja noch nicht nach Hause gekommen ist, wäre nicht so neu. Deshalb sah sie es nicht als zu tragisch an.«
    »Da hast sie ja im Prinzip Recht«, gab Illig zu. »Nur sollte sie anders darüber denken, nachdem sie selbst erlebt hat, was hier geschehen ist. Das war ja nicht normal. Dieser Killer, der sich bei uns einmietete, dieses Monstrum mit uns zusammen unter einem Dach zu wissen, das hat uns schon erschüttert. Und die anderen Dorfbewohner ebenfalls. Das können Sie mir glauben. Auch wenn es kein großes Spektakel gibt und die Leute zumeist schweigen, sind sie ziemlich schockiert. Zum Glück ist noch keine Reporterhorde hier eingetroffen. Das hätte uns noch gefehlt. Aber es wird bestimmt noch kommen.«
    »Haben Sie denn schon bei einer Freundin oder Bekannten Ihrer Tochter angerufen?«, erkundigte ich mich.
    »Nein. Ich will auch nicht. Noch mal, Maja ist erwachsen. Da käme ich mir lächerlich vor. Sie wird schon kommen. Außerdem ist sie in der Nacht gesehen worden, als sie an der Bushaltestelle gestanden hat. Walter Pohland hat es mir erzählt, als er mit seinem Wagen vorbeikam. Wie es aussieht, ist alles in Ordnung.«
    Harry Stahl und ich tauschten einen Blick. Wir hatten die gleichen Gedanken.
    Harry trank noch einen kräftigen Schluck, bevor er sich wieder an den Wirt wandte. »Ich weiß nicht, ob es stimmt, wir können uns auch geirrt haben, aber John Sinclair und ich haben eine weibliche Person nahe des Bachs gesehen. Das war kurz vor dem Dorf. Ich habe Ihre Tochter am gestrigen Abend kurz gesehen und bin mir auch nicht hundertprozentig sicher, aber die Person, die wir gestern gesehen haben, könnte durchaus Maja gewesen sein. Meine ich.«
    Illig runzelte die Stirn. »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Wir haben auch nicht mit ihr gesprochen, obwohl wir es vorhatten. Sie ist dann sehr schnell verschwunden. Nur haben wir nicht gesehen, dass sie in Richtung Dorf ging. Sie ist einfach sehr schnell weggewesen.«
    Der Mann wurde noch unruhiger. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Es tut mir wirklich Leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Ich hätte gern auch für mich eine Aufklärung gehabt. Aber es ist alles zu schwer. Ich weiß nicht, was in Maja gefahren ist. Mein Gott, ich kann Maja auch irgendwie verstehen. Sie ist eigentlich zu jung für dieses Kaff. Hier muss sie einfach nur versauern. Jobs für junge Leute gibt es hier nicht. Auf den Festen hat sie zudem Kontakte knüpfen können. Sie will noch in diesem Jahr nach Berlin gehen und dort ihre Chance suchen. Das tut ihrer Mutter und mir zwar weh, doch aufhalten können wir sie nicht. Wir hatten damals die Chance nicht.«
    »Da haben Sie Recht!«, erklärte Harry voller Überzeugung. Er kannte die Verhältnisse gut, da er ebenfalls aus der DDR stammte. Jetzt wirkte er wie ein Mann, der nicht mehr wusste, was er noch sagen sollte.
    Das Problem nahm ihm Illig ab. »Wenn Sie bis zum Abend nicht hier ist oder sich
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