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1158 - Kalt wie der Tod

1158 - Kalt wie der Tod

Titel: 1158 - Kalt wie der Tod
Autoren: Jason Dark
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darüber gemacht, was dieses Monstrum denn überhaupt von Heiner Freese gewollt hatte?«
    »Nein, kann ich nicht. Freese hatte ihm ja ein Messer in die Brust gerammt, ohne ihn töten zu können.«
    »Kann das ein Test gewesen sein, um Freese auf die Stärke und Macht des anderen aufmerksam zu machen?«
    »Damit rechne ich mittlerweile auch. Der perfekte Test, um zu beweisen, dass ein Mensch nicht unbedingt tot sein muss, wenn man ihm ein Messer in die Brust stößt.«
    »Mensch ist gut«, sagte ich.
    »Die Kreatur der Finsternis eben. Ich habe doch deutlich das zweite Gesicht unter dem ersten gesehen. Ein reptilartiges Aussehen, schuppig und schillernd zugleich. Dazu hat auch die lange Zunge gepasst, mit der er mich fing. Er hätte mich sogar töten können. Dass er es nicht getan hat, wundert mich noch jetzt.«
    »Manchmal hat man eben einen Schutzengel, Harry.«
    »Oder man passt nicht in die Pläne einer anderen Person hinein. Das ist auch möglich.«
    Irgendwie stimmte das. Ich schaute auf das Seitenfenster. Über dessen Glas huschte das schattige Bild der nahen Umgebung hinweg. Da malten sich Büsche und Bäume ab, die in der Geschwindigkeit unseres Wagens immer wieder an der Seitenscheibe entlanghuschten und auch die Windschutzscheibe nicht ausließen.
    Wir befanden uns auf dem platten Land. Mark Brandenburg. Märkische Heide. Viel Natur, die aus Wiesen, kleinen Seen oder Teichen, Bächen und Bäumen bestand.
    Letztere säumten die schmale Straße, über die wir unserem Ziel entgegenfuhren. Ich wusste von Harry, dass es ein Dorf war. Aber keines, in dem Trubel herrschte. Er selbst hatte es als verschlafenes Kaff bezeichnet. Die Zeiten waren an der Ansiedlung irgendwie vorbeigegangen oder hatten sie höchstens am Rande berührt. Da hatte auch niemand investiert. Weder ein Westler noch ein Ausländer. Die Menschen und der Ort waren sich selbst überlassen worden. Selbst die Hauptstadtnähe hatte da nicht viel gebracht.
    »Aber du bist mit den Leuten zurechtgekommen - oder?«
    Harry lächelte. »Natürlich. Ich bin zwar keiner von ihnen, aber ich stamme ebenfalls aus dem Osten. Da haben wir mehr Vertrauen.«
    »Existiert der Unterschied denn noch immer?«
    »Und ob. Er hat sich in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt. Das wird leider noch eine Weile so bleiben. Davon bin ich einfach überzeugt.«
    Ich widersprach nicht. In seinem Land kannte sich Harry Stahl besser aus als ich.
    Die Straße führte schnurgerade durch das flache Land, als hätte man sie mit dem Lineal nachgezeichnet. Rechts und links standen die Bäume wie Wächter. Ich hatte Birken erlebt, sah aber jetzt Pappeln.
    »Tja, John, hier ist die Welt noch in Ordnung.«
    »Nicht mehr so ganz!«, widersprach ich.
    »Den Rest bringen wir in Ordnung.«
    »Bist du sicher?«
    »Du nicht?«
    »Abwarten.«
    Weiter vorn sah ich bereits die Umrisse der Häuser in der klaren Luft. Es war wirklich ein Himmel wie aus dem Bilderbuch und dazu kam das Bilderbuch-Wetter, die Sonne, die ihre Strahlen über das Land schickte und schon für frühsommerliche Temperaturen sorgte. Hinzukam der warme Wind aus Südosten, der ebenfalls die Botschaft einer wunderbaren Jahreszeit mitbrachte.
    Die Bäume lichteten sich. Stattdessen ragten Büsche in die Höhe. Manche noch recht kahl, andere wiederum blühten und bildeten schon kleine Wände.
    Hin und wieder gab es reichlich breite Lücken. Wir sahen auf das Gelände dahinter, in dessen Grün hin und wieder braune Flecken erschienen wie Muster auf den Rücken der Kühe. Damit hatten die Tümpel nicht viel gemein, und Harry sah, wie ich meine Stirn runzelte. Deshalb fragte er: »Was hast du?«
    »Das ist hier recht sumpfig.«
    »Habe ich auch nicht gewusst. Aber warte noch zwei Monate, dann kannst du normal laufen, ohne in Gefahr zu geraten, in dem Sumpf zu versinken oder in einem der Löcher zu ertrinken.«
    Zwar war das Gelände flach und sumpfig, aber zugleich auch mit Buschwerk bewachsen. Ich wunderte mich über die Regelmäßigkeit des Wuchses und fand wenig später, als der Blick frei war, eine Lösung. Diese Büsche folgten einem Bach, dessen Wasser sich kringelnd und schnell vorbewegte.
    »So etwas gehört eben dazu«, sagte Harry.
    »Du meinst den Bach?«
    »Klar, denn ohne ihn wäre eine Idylle nicht ländlich sittlich.«
    Ich konnte das Lachen nicht an mich halten. »Humor hast du. Das muss man dir lassen.«
    »Klar. Was bleibt einem sonst?«
    Wir brauchten nicht über eine Brücke zu fahren, denn der Bach blieb an der
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