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1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer
Autoren: Jason Dark
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Es hing nicht nur damit zusammen, dass sich die Schwärze bewegte - sie rollte praktisch aus sich heraus lautlos umher nein, es waren die beiden dunkelroten Augen, die mich irritierten. Sie bewegten sich, und zwar nicht wie aus eigener Kraft gelenkt. Sie verloren ihre Kraft, und zugleich hüpften sie auf und nieder, wobei sie auch noch zurückwichen und sich im nächsten Moment wieder nach vorn drückten.
    Ich bezweifelte, dass der Spuk dieses Spiel freiwillig durchführte. Er hatte wahrscheinlich von einer anderen Seite her Druck bekommen. Jemand wollte ihm und mir beweisen, wie stark die Welt des Spuks unter der anderen Kontrolle stand und damit hochgradig gefährdet war.
    An meiner Sicht änderte sich nichts. Nach wie vor war ich von dieser absolut schwarzen Watte umgeben. Ich sah nicht einmal den Rand des Boots oder die Planken. Die Finsternis war tatsächlich absolut. Ich hätte auch im Nichts schweben können, es wäre auf das Gleiche hinausgelaufen.
    In die Schwärze war eine Unruhe hineingeraten, die mich erschreckte. Sie warf Wellen, sie brodelte, und alles passierte völlig lautlos. Dann waren auf einmal die Augen weg.
    Zuerst schüttelte ich den Kopf. Nein, das konnte nicht stimmen. Der Spuk hatte keinen Grund, sich zurückzuziehen. Warum sah er mich nicht mehr an?
    Keine roten Löcher mehr. Nichts, das sich bewegte. Statt dessen überkam mich etwas anderes. Ich bezeichnete es als ein Gefühl, das von außen an mich herangetragen wurde. Es war diese völlig andere Kälte, die mir nicht neu war, vor der ich mich jedoch fürchtete. Sie war so fremd, und sie war einfach nicht genau zu beschreiben. Sie zog alles zu sich heran. Sie wollte nichts Positives mehr zulassen. Die Kälte raubte einem Menschen einfach die Gefühle. Er würde das Gute zur Seite schieben und nur das andere sehen.
    Ich fror nicht und zitterte trotzdem. Unsichtbares Eis hatte sich in die Schwärze hineingestohlen und einen Panzer um mich herum gebildet. Wenn sich eine menschliche Seele je zusammenziehen konnte, dann war das bei mir der Fall. Es geschah in meiner Brust, in der sich etwas zusammengeknotet hatte. Man wollte mich meiner positiven Gefühle berauben, mich zum Weinen bringen und dafür sorgen, dass ich die Reise zu den Ufern der Nacht antrat.
    Ich saß wie eine Puppe im Boot. Selbst das leise Klatschen der Wellen war verstummt. Das Boot schaukelte auch nicht. Es schien auf einer Eisfläche zu stehen und nicht mehr auf dem Wasser.
    Das alles erlebte ich, und es war trotzdem irgendwie eine unwichtige Nebensache.
    Etwas anderes traf mich viel schlimmer. Wohin ich auch den Kopf drehte, ich sah immer nur die dichte Schwärze. Aber sie war dabei, etwas aufzureißen. Sie öffnete sich, obwohl sie im Prinzip geschlossen blieb. Sie zeigte mir nur, dass der Spuk mit seinen Erzählungen nicht übertrieben hatte.
    Etwas war da.
    Es hatte sich hineingeschoben. Es war dunkel. Trotzdem nicht so finster wie die Umgebung. Es bestand aus einem besonderen Dunkel und aus einer Farbe.
    Blau! Sehr kalt. Sehr abweisend. Ein Gesicht, in dem sich auch Augen abzeichneten.
    Blaue Augen und zugleich die Hüter der Kälte.
    Ich sah Luzifer!
    ***
    »Und? Bist du jetzt informiert?« erkundigte sich Shao. Sie stand in der Küche und bereitete sich einen Tee zu.
    Suko hielt sich im Wohnzimmer auf.
    Er hielt den Hörer noch in der Hand, als er eine Antwort gab. »Nein, Shao, John meldet sich nicht. Er ist nicht drüben.«
    Erst als Shao das Wohnzimmer betrat, gab sie ihm eine Antwort. »Sollte uns das stören?«
    »Eigentlich nicht.«
    Shao stellte die Kanne auf den Couchtisch und verteilte auch die beiden Tassen. »Ich weiß nicht, was du hast, Suko. John ist kein Kind, sondern ein erwachsener Mensch. Er kann tun und lassen, was er will. Er kann am Abend auch ausgehen und sich amüsieren, und braucht uns keine Rechenschaft über sein Tun zu geben.« Shao schüttelte den Kopf. »Mich wundert es wirklich, dass du dir so große Sorgen um ihn machst. Hast du einen besonderen Grund?«
    Suko zuckte mit den Schultern. »Nein, eigentlich nicht«, gab er zu. »Es gibt keinen Grund, der rational nachzuvollziehen wäre. Das mal vorweg. Es ist einfach das Gefühl und auch eine gewisse Tradition.«
    »Wie soll ich das denn verstehen?«
    »Normalerweise informieren wir uns gegenseitig darüber, was wir am Abend vorhaben. Das ist nie so recht abgesprochen, sondern eine lockere Vereinbarung. Das kennt man ja. Man sagt mehr nebenbei, dass man das und jenes vorhat. Das habe ich
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