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1152 - Gespensterwelt

Titel: 1152 - Gespensterwelt
Autoren: Unbekannt
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Bewußtseinssplitter in die Sphäre seines Flüsterhemdes ein. Er ließ den Geist sich austoben, bis dieser die Aussichtslosigkeit seines Tuns einsah.
    Taurec war nun fast eins mit dem fremden Bewußtseinsteil, das hieß, er war ihm so nahe wie möglich, ohne Gefahr zu laufen, mit ihm zu verschmelzen. Nur das Flüsterhemd war zwischen ihnen. Taurec verstärkte die Sphäre, bis der fremde Geist erkennbare Gestalt annahm.
    Er war männlich, mittelgroß, bärtig und hatte um die Mitte Wohlstandsspeck angesetzt.
    „Ich bin Taurec", stellte sich der Gesandte der Kosmokraten vor. „Ich weiß, daß du nur die Reflexion eines menschlichen Bewußtseins bist. Aber ich will dich als vollwertiges Wesen betrachten. Als Gleichgestellte können wir uns besser unterhalten. Ich möchte von dir erfahren, wie es zu diesen vielen Bewußtseinsabsplitterungen gekommen ist. War das gesteuert?"
    „Wie kann man ohne Körper vollwertig sein", klagte die Manifestation des Bärtigen.
    „Wenn man uns Körper gegeben hätte, vielleicht wären wir dann lebensfähig gewesen.
    Wir hätten auch Bestand haben können, wenn man die Träger unserer Bewußtseine in unserer Nähe gelassen hätte. Aber nun entfernen sie sich von uns, und wir werden dadurch immer schwächer."
    „Wie heißt du?" fragte Taurec.
    „Arton Faynam, ich war im Millenium beschäftigt", sagte die Projektion. „Darum zog es mich immer wieder hierher. Aber es gab auch noch einen anderen Grund. Hier lebten körperliche Wesen."
    „Warum wurdet ihr von diesen wie magisch angezogen?"
    „Was für eine Frage! Es genügt doch, daß sie körperlich waren. Sie waren der einzige Bezugspunkt zur Realität auf dieser ganzen Scheinerde."
    „Ihr wart bestrebt, euch ihre Körper zu holen, stimmt das?" sagte Taurec. „Du glaubtest doch auch, in meinem Körper Zuflucht finden zu können."
    „Du klagst mich an, aber du kannst mich nicht richten."
    „Ich möchte nur erfahren, welchem Umstand ihr eure Existenz zu verdanken habt", sagte Taurec.
    „Unsere Scheinexistenz!" berichtigte Arton Feynam. „Wir sind aus dem PSI-Stoff jener Menschen entstanden, die einst auf der echten Erde in die Transmitter gingen, um Pseudoerde zu erschaffen. Dadurch strahlten manche soviel von ihrem Bewußtsein mit ab, daß ihre Mentalprojektionen ein Eigenleben entwickelten. Nun, da unsere Bewußtseinsträger mit Terra im Grauen Korridor entschwinden und wir den Kontakt zu ihnen verlieren, werden wir allmählich vergehen. Bis auf eine einzige Ausnahme war keiner von uns stark genug, sich so zu manifestieren, daß er körperlich wirkte."
    „Wer ist diese Ausnahme?" fragte Taurec.
    „Tanya Oycka, ein achtzehnjähriges Mädchen und besonderes PSI-Talent", antwortete Feynam. „Dies hier ist ihr Garten. Sieht er nicht wie die Wirklichkeit aus? Früher haben wir es ängstlich vermieden, ihr zu nahe zu kommen. Aber jetzt ist dieser Ort unsere letzte Zufluchtsstätte. Je ferner Terra wird, desto instabiler wird Pseudoerde ..."
    Taurec gab den Geist von Arton Feynam frei. Er hatte sich so etwas Ähnliches längst schon gedacht und nun die Bestätigung für seine Vermutung erhalten. Es konnte nur so sein, daß jene Terraner, die mit ihrer Mentalkraft Pseudoerde erschaffen hatten, dieses Scheingebilde allein durch ihre Nähe stützten. Ihr Engagement war schließlich auch so stark gewesen, daß sie Bewußtseinssplitter an diese Pseudoerde abgaben. Und nun, da diese Menschen mit der Erde verschwunden waren, sich immer weiter entfernten, war der Himmelskörper aus Mentalenergie der Auflösung preisgegeben.
    Taurec hatte nicht nach solcher Bestätigung gesucht, ihm ging es eigentlich nur um das Wohl von Asco Chipon. Er glaubte zu wissen, wo der zur Schwärmerei neigende junge Mann zu finden war.
     
    *
     
    Tanya stand hingebungsvoll da. Mit geschlossenen Augen und halbgeöffnetem Mund erwartete sie seine Umarmung. Ihr Körper bebte leicht.
    Asco streckte die Arme nach ihr aus. Aber plötzlich öffnete sie die Augen und wich zurück.
    „Nicht, Asco!" rief sie. „Ich brauche dein Opfer nicht."
    Asco war wie vor den Kopf geschlagen. Er versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, aber in seinem Geist war alles, was er über mimische Ausdrucksweisen wußte, wie ausgelöscht.
    Er wollte etwas sagen, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    „Ich habe geglaubt, daß ich nicht so fleischlich werden kann wie du", erklärte sie ihm.
    „Darum meinte ich, daß wir nur zueinander fänden, wenn du so wirst wie ich. Das wäre passiert,
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