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115 - Die Herrin des Sumpfes

115 - Die Herrin des Sumpfes

Titel: 115 - Die Herrin des Sumpfes
Autoren: A.F.Morland
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sich der unheimliche Nebel in zwei große Klammern verwandelte, die die Siedlung umschlossen. Ein Knirschen und Kratzen drang aus dem Nebel, als befänden sich Wesen darin, die um die schäbigen Hütten schlichen.
    Der Erdboden zitterte leicht. Das Beben ließ Gläser und Flaschen klirren, doch die Garimpeiros merkten nichts davon. Hundemüde waren sie nach der Arbeit auf ihre Lager gefallen, und ein paar Schnäpse hatten sie rasch einschlafen lassen.
    Nur Manolo Pelo schlief erst nach Mitternacht ein. Schließlich hatte er Saboa zum erstenmal in seinem Bett gehabt, und Joao hatte den Dicken lange keuchen und stöhnen gehört. Joao war zufrieden mit seiner Schwester. Solange sie so gehorsam war, brauchte er sich um seine Bequemlichkeit keine Sorgen zu machen. Er war davon überzeugt, mit Manolo besser auszukommen als mit Nico.
    In einer der Hütten wohnte Ian Wayne mit seinen beiden Freunden Thomas Ford und Barry Mitchell. Sie waren Amerikaner - Abenteurer, die es in die Ferne gezogen hatte. Afrika, Australien…
    Und in Sao Paulo hatten sie dann gehört, daß Männer bettelarm in den Urwald gegangen und steinreich herausgekommen waren.
    Sie kratzten das ganze Geld zusammen, das sie noch hatten, und nun lebten sie seit neun Monaten hier. Und von Reichtum keine Spur.
    Man sah es Wayne nicht an, daß er der sensibelste von den drei Amerikanern war. Er war groß, hatte breite Schultern und sah aus wie ein Holzfäller.
    Deshalb setzte man vorwiegend ihn ein, wenn es darum ging, mächtige Bäume zu fällen. Er rückte den dicksten Riesen mit seiner Axt zuleibe und brachte sie schneller als jeder andere Garimpeiro zu Fall.
    Die Amerikaner hatten sich gut in die Gemeinschaft eingefügt. Sie hatten niemals Streit mit den Einheimischen, gehörten einfach dazu und beugten sich dem Diktat des Capos.
    Die Hütte der Amerikaner hatte - wie alle anderen - keine Tür. Vor der Öffnung hing eine schäbige braune Decke, die der Wind langsam hin und her bewegte. Da sie nicht bis auf den Boden reichte, konnte der unheimliche Nebel darunter in die ärmliche Behausung kriechen. Ein Wispern und Raunen befand sich in ihm, und eine Kraft, die sich nicht beschreiben läßt, schien die grauen Schwaden auf Ian Wayne zuzudrücken. Nur auf ihn!
    Der Nebel erreichte das Feldbett, auf dem Wayne schlief. Er türmte sich auf, wuchs hoch und legte sich wie ein transparenter Schleier auf den Schlafenden. Von Kopf bis Fuß war Wayne eingehüllt, und mit jedem Atemzug pumpte er etwas von jener unheimlichen Energie in seine Lungen. Von dort wurde die schwarze Kraft an das Blut weitergereicht, und dieses überschwemmte damit den ganzen Körper des Mannes, ohne daß er es bemerkte.
    Sein Schlaf wurde unruhig, und ihm war, als würde eine zentnerschwere Last auf seiner Brust liegen. Atemnot befiel ihn, und er riß erschrocken die Augen auf.
    Der Geisternebel zog sich sofort zurück, verließ die Hütte und ließ von der kleinen Siedlung ab. Er hatte seine Aufgabe erfüllt.
    Way ne rieb sich verschlafen die Augen und gähnte herzhaft.
    Was war das vorhin gewesen? Wieso hatte er plötzlich keine Luft bekommen?
    Die Arbeit im Urwald war kein Honigschlecken, Vielleicht hatte er sich heute zuviel zugemutet.
    Wayne hörte die tiefen, regelmäßigen Atemzüge seiner Freunde. Er grinste. Die sind noch mehr groggy als ich.
    Wayne horchte in sich hinein. Mit ihm schien alles in Ordnung zu sein. Er bekam wieder genug Luft, und sein Herz schlug beruhigend regelmäßig.
    Er legte sich wieder hin und dachte an Saboa, die nun mit Manolo Pelo zusammenlebte. In seinen Augen war Manolo ein Dummkopf. Und ebenso blöd war Nico Vega gewesen. Saboa war alles andere als eine Schönheit, und wer sie in sein Haus nahm, bei dem quartierte sich automatisch auch ihr Bruder, dieser Taugenichts, ein.
    Wayne schloß die Augen. Mit mir könnten sie so etwas nicht machen, dachte er und versuchte, nicht weiter zu denken, denn der morgige Tag würde wieder hart werden…
    Jemand flüsterte plötzlich seinen Namen.
    Er setzte sich ruckartig auf.
    »Jan!«
    »Wer ist da?« fragte er.
    »Ian…!«
    Er stand auf und zog seine Shorts an. Dann schlug er die Decke zur Seite und trat vor die Hütte, Niemand war zu sehen. Der Nebel hatte sich inzwischen in den Wald zurückgezogen, war nicht mehr zu bemerken, aber er hatte Ian Wayne für das vorbereitet, was nun geschehen sollte.
    »Jan!«
    Der Amerikaner zuckte zusammen. Die Stimme war ganz nahe - als würde jemand vor ihm stehen. Er hatte den
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