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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest
Autoren: Larry Brent
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durch den morschen wie von riesigen Regenwürmern
aufgelockerten Boden.
    Die langen Sehnen waren wie Nervenstränge, welche das Wurzelwerk
der Bäume anzapften und im Innern des durchlöcherten Stammes bis in jeden Ast
reichen konnten. Jeder bewegte sich dann, als hätte er Leben.
    So regte sich das unheimliche, riesenhafte Wesen. Erde bröckelte
ab, und man glaubte die Erschütterung bis in die oberste Schicht zu spüren.
    Die tentakelartigen Auswüchse durchstachen den Boden und fanden
mit traumwandlerischer Sicherheit die Leiche Horst Tenkers. Die elastischen,
spitzen Wurzeln fraßen sich durch das brüchige Gewebe des Lakens und rissen es
förmlich auseinander.
    Die Nervenenden saugten die Gewebeflüssigkeit auf wie ein Schwamm.
Andere wurzelartige Auswüchse suchten den Kopf, fanden ihn. Die hochsensiblen
Nervenspitzen registrierten die Nähe des Hirns. Ein Zucken lief durch die
wurmartigen Fäden. Wie selbständige Lebewesen schienen sie aufs äußerste
erregt. Der noch vom Chitinpanzer umgebene Körper räkelte sich, als fühle er
sich besonders wohl. Die aufgesägte und fugengenau wieder aufgesetzte
Schädeldecke Tenkers klappte auf die Seite.
    Das Ungetüm unter der Erde saugte die Hirnmassen heraus.
     
    ●
     
    Pfeifend stand Morrison an diesem Morgen auf.
    Von seinem Schlafzimmer aus warf er einen Blick auf das weite
Heideland, das sich vor der Ruine ausdehnte.
    Im Hintergrund ruhig und friedlich der Hügel mit dem dichten
Waldbestand.
    Vögel sangen, die Blumen hinter dem Gemäuer duftete.
    Was für ein Morgen!
    Beschwingt stieg Morrison ein Stockwerk tiefer. Er stellte sich
Wasser auf und goß sich einen Tee auf. In aller Ruhe frühstückte er.
    Um die Mittagszeit machte er einen Spaziergang. Dabei achtete er
besonders auf seine Umgebung. Er ging einen Teil des Wegs, den er letzte Nacht
gegangen war, und suchte nach Spuren, die er gerade in der Nähe des Gemäuers
und des Rundturms hätte hinterlassen können.
    Aber wie immer war er sehr vorsichtig gewesen.
    Dann machte er sich auf den Weg zum Wirtshaus.
    Um die Mittagsstunde waren schon ein paar Stammgäste da, die ihr
Bier oder ihren Whisky trinken mußten.
    Morrison wurde mit lautem Hallo empfangen.
    Dunk, der sommersprossige Wirt mit den breiten Schultern, wischte seine
Hände an der schmuddeligen Schürze ab.
    »Zeit, daß ihr kommt«, meckerte er. Er gab seinem Gesicht einen
betont ernsten Ausdruck. »Hab’ schon Verbindung zu O’Sullivan aufgenommen,
Morrison.«
    O’Sullivan kannte jedes Kind. Der kaufte und verkaufte alles.
    »Hab’ gedacht: wenn der Deutsche nicht mehr kommt, dann biete ich
O’Sullivan das Auto an mitsamt dem, was drinsteckt. Ihr habt gestern eine ganz
schöne Zeche gemacht. Ihr müßt stockblau gewesen sein.« Die letzten beiden
Sätze sagte er grinsend und fletschte sein gelbes Pferdegebiß.
    Morrisons Miene verzog sich nicht. »Verstehe nicht, was du da
quasselst. Der Deutsche ist nicht hier?«
    Dunk strich den Schaum von einem Bierglas und knallte es
geräuschvoll auf die Theke, wo ein zahnloser Ire in Morrisons Alter aufatmend
danach griff, als hätte er seit Monaten kein kühles Blondes mehr gesehen.
    »Nein.« Dunk sah sich um, heftete seinen Blick zur Tür, als
erwarte er, das dort jeden Augenblick jemand hereinkam. Aber das war nicht der
Fall.
    Ist er denn nicht bei dir?«
    Gil Morrison war ein perfekter Schauspieler. »Aber nein. Wie
sollte er? Gestern abend noch hat er sich auf den Rückweg gemacht.«
    »Gestern abend?« knurrte Dunk und schlug mit der flachen Hand auf
die Theke, daß die dort stehenden Gläser einen Sprung machten. »Das wird wohl
heute morgen gewesen sein. Als ihr hier beide weg seid, hattet ihr ’ne ganz
schöne Schlagseite. Und ich war der Meinung, der Deutsche hätte die Nacht bei
dir verbracht und ihr hättet bei dir ordentlich weiter gebechert, so daß keiner
mehr in der Lage war, auch nur noch einen Finger zu rühren.«
    »Verstehe ich nicht.« Morrisons Gesicht war jetzt sehr ernst. »Gib
mir neu Doppelten, Dunk. So blau war ich nun auch wieder nicht, um nicht zu
wissen, wann er wegging.«
    »Wann ging er denn weg?« Der Wirt holte geräuschvoll eine halbe
Flasche seines Selbstgebrannten unter der Theke vor.
    »Gegen halb zwei. Weiß das ganz genau. Wollte ihn noch begleiten,
hat es aber abgelehnt. Tenker meinte, daß er den Weg wohl allein finden würde.«
    »Und du hast ihn auch prompt gehen lassen?« Dunk klatschte sich an
die eigene Stirn, daß man glaubte, er wollte sich den
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