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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest
Autoren: Larry Brent
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die Erde öffnete sich wie der Rachen eines Ungeheuers, und
der tapfere Kämpfer, der es gewagt hatte, das verzauberte und vom Bösen
beherrschte Land zu betreten, verschwand mit einem Aufschrei. Der abgetrennte
Kopf des letzten Drudenpriesters rollte mit in die Tiefe. Der Kopf war noch
lebendig und sagte: Es wird nur eine Pause sein. Du irrst, wenn du glaubst,
großes Unheil von den Menschen abgewendet zu haben. Dieser Ort, auf den du
deinen Fuß gesetzt hast, wird allezeit verflucht sein. Und unser vergossenes
Blut wird nach Rache schreien, und wir werden wiederkommen und schrecklicher
unseren Blutdurst stillen, als deine schlimmsten Gedanken es sich ausmalen
können! Und die Erde schloß sich. Über dem Blutaltar, auf dem die
Drudenpriester ihre Opfer darbrachten, wölbte sich der Hügel. Der Hügel ist
tausendmal größer als der Altar, der ihnen einst als Opferstätte diente.
Schrecklich muß der Tag sein, an dem sie wiederkehren, um ihr Leben dort
fortzusetzen, wo es durch Gewalt abgebrochen wurde. Der Altar ist groß genug,
um Tausende auf einmal sterben zu lassen. Meidet diesen Ort! Weckt nicht die
bösen Geister!«
    Er hatte sich hier niemals gefürchtet.
    Ungesehen erreichte er den Hügel.
    Mächtig ragten die Bäume vor ihm empor. Es waren tausendjährige
Eichen darunter. Aber es gab auch junge Pflanzen, die noch schwach und anfällig
waren und die der nächste Sturm knicken konnte.
    Der Weg zum Hügel hoch war nicht steil. Es gab eigentlich
überhaupt keinen richtigen Weg. Alles war überwachsen und verwildert.
    Der »unheilige Hügel« war tabu.
    Furchtlos brachte Morrison seinen Karren an die Stelle, die ihm
für seinen Zweck geeignet schien.
    Die letzte Leiche, die er vergraben hatte, lag dreihundert Meter
weiter links.
    Horst Tenker war sein achtzehntes Opfer.
    Und noch immer hatte niemand Verdacht geschöpft, daß er es war,
der die Menschen verschwinden ließ. Es gab Stimmen, die sich gegenseitig
zuflüsterten, daß das Verschwinden auf den Fluch der Drudenpriester
zurückzuführen war.
    Das leise, dumpfe Aufschlagen der Erde und das Geräusch der
Schaufel, die sich gleichmäßig in den Boden schob, waren die einzigen Laute m
der Nacht.
    Morrison arbeitete wie ein Roboter.
    Da zuckte er zusammen.
    Etwas berührte ihn, jemand stand in seiner Nähe!
    Siedendheiß durchfuhr es seinen Körper.
    Der Alte warf den Kopf herum, riß die Schaufel hoch und stand zur
Abwehr bereit.
    Ein Ast hatte ihn berührt.
    Morrison schüttelte den Kopf und stieß hörbar die Luft aus der
Nase.
    »Verrückt«, murmelte er und drückte den Zweig zurück. »Jetzt wird’
ich langsam komisch. Ich seh’ schon Gespenster.«
    Er ging einen Schritt vorwärts und ließ seinen Blick über den
gewaltigen Stamm mit der ausladenden Krone und den tief herabreichenden Zweigen
gleiten.
    Er verstand nicht, weshalb ihn nicht vorhin beim Ausheben der
Grube der Zweig berührt hatte. Eine merkwürdige Frage tauchte in ihm auf:
konnte ein Baum sich bewegen?
    »Die Nerven lassen nach«, beschimpfte er sich im Selbstgespräch
und setzte seine Arbeit fort.
    Er verschloß die Grube. Er verteilte trockenes Laub und Moos über
der Stelle. Aus Erfahrung wußte er, daß in ein paar Stunden überhaupt nichts
mehr zu sehen sein würde.
    Ständig hatte er das Gefühl, daß ihm etwas nachstarrte und
belauerte.
    Aber da konnte doch gar nichts sein.
     
    ●
     
    Und doch gab es da etwas.
    Unter der Erde entwickelte sich dort ein monströses Lebewesen.
    Rund drei Meter unter der Oberfläche lag ein Koloß, der eine
entfernte Ähnlichkeit mit einem Engerling hatte.
    Doch dieser Engerling hatte menschliche Formen.
    Das monströse Wesen, das sich hier entwickelte, war eine Mischung
von Insekt, Mensch und Pflanze. Aus dem grauweißen Panzer, der die wirkliche
Form wie eine halbdurchsichtige Haut umgab, ragten zahlreiche feine
Verästelungen hervor, die ebenso Adern wie Wurzeln sein konnten.
    Durch diese Verästelungen strömten die Lebenssäfte: Blut und
Chlorophyl.
    Was immer sich hier auch entwickelte, es war mit bekannten
Maßstäben nicht zu messen.
    Der riesige Leib, der in seinem Chitinpanzer pulsierte, ernährte
sich von den Nährstoffen des Bodens, vom Saft der Bäume und von dem Gewebe und
den Blutresten der hier verscharrten Leichen.
    Die zahllosen Verästelungen hatten sich in die Leichen gebohrt und
entzogen dem Gewebe die Kernzellen und dem Blut die Nährstoffe.
    Das haardünne Geflecht der Adern und wurzelähnlichen Auswüchse
schlängelte sich
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