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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest
Autoren: Larry Brent
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Schädel einschlagen. »Er
ist nie hier angekommen. Ich seh’ schon, daß ich O’Sullivan doch noch den Wagen
anbieten muß.«
    »Gestern abend war’s verdammt neblig«, schaltete sich der Zahnlose
ein. Er war kurzatmig, und sein Gesicht war rot wie eine Tomate. Auch als Laie
mußte man sehen, daß der Alte unter einem krankhaft hohen Blutdruck litt und
ihn jeden Augenblick der Schlag treffen konnte.
    Dunk nickte. »Er wird sich verlaufen haben. Wahrscheinlich liegt
er irgendwo im Heidekraut und wundert sich, wenn er unter freiem Himmel
aufwacht.«
    Bei diesen Tröstungen beließ man es erst einmal. Aber am späten
Nachmittag, als der Himmel nicht mehr seidig blau war und dicke Regenwolken
aufzogen, da wurde der Pessimismus von Dunk Hillery wieder größer.
    Er stand draußen vor der Tür und blickte die Straße entlang. Weit
und breit ließ sich niemand sehen.
    »Da stimmt etwas nicht«, murmelte Hillery. Auf seiner Stirn perlte
der Schweiß. Er ging in die Wirtschaft zurück und griff nach dem Telefon. »Ich
ruf die Polizei an. Du hast einen Fehler gemacht, Gil. Du hättest ihn nicht
allein gehen lassen dürfen. Er war fremd hier. Er hat sich verlaufen.«
    Draußen vor dem Gasthaus war ein Geräusch.
    Eine klappernde Pferdekutsche näherte sich. Die Achsen
quietschten, und der Wagen ächzte und schepperte vor Altersschwäche, als wolle
er jeden Moment auseinanderfallen.
    Es gab nur eine Person, die einen solchen. Wagen fuhr. Sioban
Armagh. Die Alte wurde von den Dorfbewohnern auch nur »die Kräuterfrau«
genannt. Sioban Armagh war mindestens so alt wie der klapprige Wagen, mit dem
sie einmal wöchentlich nach Heancliffe kam, um einzukaufen.
    Man erzählte sich allerhand Wunderliches über diese Frau, die wie
Gil Morrison als Einsiedler lebte. Im Dorf und bei den abseits wohnenden Bauern
war sie nicht immer gern gesehen. Die Meinungen über sie waren geteilt. Die
einen lobten sie über den grünen Klee, die anderen fürchteten sie. Man wußte,
daß Sioban Armagh außergewöhnliche Kenntnisse über Pflanzen hatte. Sie kannte
sämtliche Heilkräuter, aber auch krankmachende und todbringende Pflanzen.
Sioban Armagh war noch niemals in ärztlicher Behandlung gewesen. Sie war der
Überzeugung, daß es gegen jedes Leid in der Natur ein Mittel gab. Man mußte es
nur kennen.
    Sioban Armagh trug einen weiten, dunklen Rock, darüber einen
alten, selbstgestrickten Pulli. Das ganze Haar hatte sie zu einem Knoten
zusammengebunden und streng nach hinten gekämmt. Die Frisur gab ihrem Gesicht
etwas Puritanisches.
    Sie sprang mit einer erstaunlichen Wendigkeit vom Kutschbock,
nachdem sie die Bremsen festgestellt hatte.
    Sie sah aus wie sechzig. Aber es gab Leute, die behaupteten, daß
sie nun bald die neunzig überschreiten mußte.
    Sie war klapperdürr. Ihre Hände waren knochig und von einer
verwitterten, mit Pigmentflecken übersäten Haut umgeben.
    Dunk Hillery öffnete die Tür, als der Wagen vor seinem Haus hielt.
    »Wie immer, Dunk«, rief die Alte. Sie hatte eine Stimme wie ein
General und trat selbstbewußt und selbstsicher auf.
    Der rothaarige Wirt riß die Tür weit auf.
    Unter den Blicken der etwa acht Anwesenden stiefelte Sioban Armagh
in den düsteren Schankraum.
    Sie nickte grüßend und nahm an einem Tisch direkt neben der Tür
Platz.
    Dunk Hillery servierte einen kostenlosen Whisky, den Sioban Armagh
mit unbeweglicher Miene in sich hineinschüttete. Wortlos holte Hillery auch
eine volle Zweiliterflasche unter der Theke vor, die kein Etikett trug. Sioban
Armagh zahlte sofort. Sie kam einmal wöchentlich hier vorbei, bekam ihr Glas
Gratiswhisky und eine Flasche, die sie nach acht Tagen garantiert leer
zurückbrachte. Das war wie ein Gesetz.
    Während Sioban Armagh anwesend war, verstummten die Gespräche
zwischen den Männern.
    »Eine Frage, Sioban«, wandte der fette Wirt sich an die
Besucherin.
    »Schieß los, Dunk«, entgegnete sie rauh und blinzelte ihm zu. Sie
war etwas kurzsichtig. »Bist du krank? Du trinkst zuviel, mein Junge. Und du
ißt vor allen Dingen zuviel. Zu fett. Da geht die beste Leber vor die Hunde.
Wenn ich nächste Woche komme, bring ich dir einen Saft mit. Davon trinkst du
dreimal täglich ein Likörgläschen voll, klar?« erklärte sie, noch ehe er sich
überhaupt äußern konnte.
    »Es geht nicht um meine Gesundheit, Sioban. Es geht um einen Mann,
um einen jungen Mann, der sich möglicherweise in der Gegend verlaufen hat. Er
ist ein Gast von mir. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um ihn. Ist
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