Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
dir vielleicht
etwas aufgefallen?«
    »Nein«, lautete die einsilbige Antwort.
    Die Kräuterfrau öffnete die Geldtasche, die sie unter ihrem
Pullover um den Hals trug, legte den Preis für die Whiskyflasche auf den Tisch
und ging hinaus. Dunk Hillery folgte ihr mit der Flasche nach.
    An der Tür meinte Sioban Armagh. »Danke, du bist ein netter
Junge.« Schwungvoll stieg sie auf den Kutschbock. In dem kleinen, zweirädrigen
Wagen hinter ihr stand eine Kiste, in der zahlreiche Utensilien und
Lebensmittel lagen, die sie in Heancliffe erstanden hatte. Dunk Hillery legte
wortlos die Whiskyflasche dazu. »Ich wird die Augen offenhalten. Wenn ich etwas
höre oder sehe, geb’ ich dir Bescheid. Du könntest mir auch einen Gefallen
tun.«
    »Wenn es in meinen Kräften steht, gern«, antwortete Hillery steif.
Sioban Armagh gegenüber fühlte er sich stets etwas unbeholfen.
    »Dann würde ich dich nicht fragen, Quatschkopf«, entgegnete die
Alte rauh. Und der Tonfall paßte zu ihren Worten. Aber sie meinte es nicht so,
wie sie es sagte. »Ich erwarte zwei Besucher. In den nächsten Tagen. Einer ist
ein Professor aus Glasgow. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Herren hier
vorbeikommen und sich nach mir erkundigen. Zeige ihnen den Weg! Ich möchte
nicht, daß sie erst lange herumsuchen müssen.«
    »Mach ich, Sioban.«
    Die Alte nickte, zog ihren Rock zurecht und sagte: »Und was deinen
Gast anbelangt, Dunk: ich hoffe ernsthaft, er hat sich nicht da vorn irgendwo
verlaufen.« Sie bezeichnete die Stelle nicht genau, aber sie blickte in eine
bestimmte Richtung. Sie meinte den verfluchten Hügel. »Im Berg geht etwas vor«,
sagte die Alte und zum erstenmal seit langer Zeit sah Dunk Hillery wieder
einmal den Anflug eines Lächelns auf den schmalen, knittrigen Lippen.
     
    ●
     
    Sioban Armagh hielt die Zügel locker.
    Der Gaul vor der Kutsche lief auch so. Er kannte den Weg.
    Der Wagen hüpfte auf der holprigen Wegstrecke. Sioban Armagh wurde
ordentlich durchgeschüttelt.
    Der Pfad machte – wie die Menschen – einen großen Bogen um den
verfluchten »Witch’s Hill«, wie der Hügel im Volksmund genannt wurde.
    Mit glänzenden Augen blickte sie hinüber. Ihr Gesicht war gerötet
und ein beinahe froher, glücklicher Ausdruck lag auf ihrer Miene, als sie dem
Hill näherkam.
    Da wurden ihre Lippen hart, und ihre Augen verengten sich zu
schmalen Schlitzen.
    Sie sah eine Rauchsäule neben dem Hügel aufsteigen.
    Sofort hielt sie die Kutsche an. Zwei Sekunden lang überlegte sie,
dann fuhr sie wieder los.
    Die Kutsche schaukelte hin und her wie ein Boot auf einer
wildbewegten See. Sioban Armagh sah ein, daß sie ihrem Gaul zuviel zumutete. So
hielt sie wieder an, stieg vom Kutschbock und ging zu Fuß zum Hügel.
    Schon von weitem erkannte sie, daß sieh vier junge Leute
unmittelbar vor der Baumgrenze niedergelassen hatten. Zwei junge Männer waren
damit beschäftigt, ein Zelt aufzubauen. Zwei junge Mädchen mit strammsitzenden
Hosen hockten vor einem Grill und brutzelten Bratwürste.
    Die vier Camper sahen Sioban Armagh kommen.
    Die alte Irin sprach die jungen Menschen an, forderte sie auf, ihr
Lager abzubrechen und weiterzufahren.
    »Warum?« fragte einer der jungen Männer. Es war Steven Rawler. Er
war neunzehn, von kräftiger Gestalt. Sein dichtes kastanienbraunes Haar trug er
schulterlang. Rawler erklärte der Kräuterfrau, daß sie bereits seit vierzehn
Tagen unterwegs waren. Sie waren Engländer und wollten mit dem Rad eine
Sechswochentour durch Irland machen. Überall hatten sie bisher frei zelten
können, niemand hatte es ihnen verboten. »Wenn dies hier Ihr Grundstück sein
sollte, Mam«, fuhr Rawler fort, »dann bitten wir Sie gerne um Erlaubnis. Wir
sind auch bereit, etwas für das Zelten zu bezahlen. Wir bleiben nur eine Nacht.
Der Platz hier erschien uns günstig. Er liegt geschützt. Es sieht nach Regen
aus. Wir haben heute schon einhundert Kilometer hinter uns.«
    Er war nett und höflich.
    Sioban Armagh versuchte die vier Engländer dazu zu überreden, sich
einen anderen Platz zu suchen. Irgendwo. »Hier geht es nicht mit rechten Dingen
zu, Jungens. Dies ist der ›Witch’s Hill‹.«
    »Der Hexenhügel?« Winters grinste. »Mit Hexen werden wir fertig.«
    Die Alte schien ihn gar nicht zu hören. »Kommt mit mir, da habt
ihr ein Dach über dem Kopf. Meine Hütte ist nicht sehr groß, aber für eine
Nacht bringe ich euch unter, hmm?«
    Sie blickte sich in der Runde um.
    »Wir bleiben hier. Und morgen früh, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher