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1147 - Die Spur zu Ordoban

Titel: 1147 - Die Spur zu Ordoban
Autoren: Unbekannt
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hoffentlich nicht alle einzeln kontrollieren wollen", knurrte der Torkrote ungeduldig.
    Brether Faddon hielt es nicht mehr am Fleck. Er stürzte auf eine der Öffnungen zu, fing seinen Schwung mit ausgebreiteten Armen rechts und links des Eingangs an der Korridorwand ab und schaute in den Schlafstock hinein. Es war, als gösse ihm jemand einen Kübel eiskalten Wassers ins Gesicht. Er erstarrte.
    Nach Atlans gelassener Reaktion hatte er angenommen, die Ruhekammern seien nicht belegt. Das war ein Irrtum. An einer Seite des Raumes, auf einem niedrigen Gestell, befand sich ein Armadist im Tiefschlaf.
    Brether atmete tief durch und zwang sich, Nüchternheit zu bewahren. Der nackte Körper des Wesens besaß die Form eines Ovals mit zwei kurzen, gelenklosen Beinen an der Längsseite. In der Mitte des Rumpfes zweigten zwei Arme ab, deren jeweils sieben Finger unterschiedlich lang und breit waren. Eine runde Erhebung, in der ringsum vier Augen und dazwischen Atemöffnungen und Münder verteilt waren, vervollständigte das Bild.
    Zahlreiche Sonden und Sensoren hafteten an der bleichen Haut des Geschöpfs. Zum einen Teil durch Leitungen, die an der Wand verschwanden, zum anderen Teil drahtlos, transmittierten sie die energetischen Impulse, die den Tiefschlaf und die gleichzeitige Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen steuerten. Zwanzig Zentimeter über der höchsten Stelle des Wesens - in seiner jetzigen Lage war dies ein Handrücken - schwebte ruhig die Armadaflamme.
    Brether löste sich aus seiner starren Haltung, als er merkte, daß Losridder-Orn hinter ihn trat. Der Torkrote blickte ihm kurz über die Schulter.
    „Ein Lukyoon", sagte er. „Dieser Schläfer gehört zur Armadaeinheit 4."
    „Weißt du es definitiv, oder vermutest du es nur?" fragte Helen Almeera.
    Der Torkrote brummte geringschätzig.
    „Frauen! So dumm können nur Frauen fragen!"
    Helen stemmte die Fäuste in die Hüften. Nach ihrer zeitweiligen Verwirrung schien sie jetzt wieder ganz bei der Sache zu sein.
    „Hör mir zu, Muskelprotz. Wenn bei euch Barbaren eine Frau nichts gilt, so ist das eure Sache. Bei uns Menschen herrscht jedoch Gleichberechtigung. Daran solltest du dich gewöhnen."
    „Muß das jetzt sein!" stöhnte Brether. „Wir befinden uns auf einem Schiff voll schlafender Lukyoonen, und dort vorn taumelt Atlan ohne Orientierung durch die Gegend! Ist das der richtige Moment für Grundsatzdiskussionen?"
    „Natürlich nicht", schimpfte Helen. „Ich wollte nur wissen, wo er seine Weisheit her hat."
    „Jede Barbarenwelle", ließ sich Orn zu einer Erklärung herab, „kommt innerhalb der Endlosen Armada weit herum. Wir kennen nicht nur die Standorte vieler Armadaeinheiten, wir wissen auch, wie die Bewohner aussehen. So einfältig, wie du meinst, sind wir nämlich nicht." Er streckte einen Arm aus und deutete mit entschiedener Geste in den Schlafstock.
    „Deshalb wiederhole ich: Bei dem da handelt es sich eindeutig um einen Lukyoon!"
    Für Brether wurde das Rätsel dadurch nicht kleiner, im Gegenteil. Wenn die Schlafboje noch in Betrieb war - warum befand sie sich außerhalb der entsprechenden Armadaeinheit? Warum war niemand hier, der die Schläfer weckte, warum kamen keine neuen?
    Verwirrt ging er ein Stück weiter. Etliche Meter vor ihm schwankte der Arkonide durch den Korridor, kontrollierte immer noch einen Raum nach dem anderen. Suchte er das Licht? Brether warf einen prüfenden Blick in den nächsten Schlafstock und wollte sich schon wieder abwenden, als er den seltsamen Unterschied bemerkte. Er stieß einen überraschten Ruf aus.
    Auch hier ruhte ein Lukyoon. Nach der Grundform des ovalen Körpers schien die Identifikation eindeutig.
    Doch dieses Wesen besaß zwei unterschiedlich lange Beine, an einer Hand fehlten die Finger, und anstelle von Gehöröffnungen entdeckte Brether aus Knorpelmasse gebildete Ohrmuscheln.
    „Es sind Aussätzige", schoß es dem Betschiden in den Sinn. „Mutierte, deren äußere Gestalt entartet ist."
    „Blödsinn", urteilte Losridder-Orn gelassen. „Es sind Lukyoonen - das ist alles."
    Er sagte es, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres auf der Welt. Brether dagegen konnte seine Erschütterung nur schwer verbergen.
    „Erkläre uns das", forderte Helen.
    Der Betschide wartete nicht darauf. Er war bereits beim nächsten Schlafstock. Der in dieser Kammer ruhende Lukyoon hatte mit den anderen ebenfalls die Grundgestalt gemein Zwei seiner Augen schienen jedoch verwachsen, als seien sie von
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