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1140 - Der Eindringling

Titel: 1140 - Der Eindringling
Autoren: Unbekannt
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Erpressung."
    „Er hat auf dich gewartet Er wußte, daß du kommen würdest. Aber zweifellos wußte er auch, daß du ihm nicht freiwillig helfen würdest, zu mir zu gelangen."
    „Und warum sollte er ausgerechnet zu dir gewollt haben?"
    „Weil ich seine letzte Prophetin bin", erklärte Tina in einem Tonfall, als versuche sie, einem begriffsstutzigen Kind etwas völlig Selbstverständliches klarzumachen. „Ich wußte - oder besser: ich ahnte -, daß er kommen würde. Natürlich kannte ich nicht den genauen Zeitpunkt, aber ich war sicher, daß es noch innerhalb dieses Jahres geschehen würde."
    „Dann hättest du mich warnen sollen", bemerkte Hurt sarkastisch. „Ich hätte mit Freuden das Haus für ihn und dich geräumt. Ich wollte nämlich schon seit langem Mildred und das Kind besuchen."
    „Mildred wird mit der Kleinen zu uns kommen. Ich erwarte für die nächsten Tage ihren Besuch."
    „Hast du mit ihr gesprochen?" fragte Hurt überrascht.
    „Nein", erwiderte Tina hochmütig. „Aber ihr Kommen wurde mir im Traum angekündigt."
    Sie stand auf, um den Tisch abzuräumen, und jede ihrer Bewegungen teilte Hurt mit: So, da hast du es. Du hast mir ja nie glauben wollen, aber diesmal wird dir gar nichts anderes übrigbleiben. Hurt nahm seine Sammeltasche und ging hinüber ins Wohnzimmer. Sim folgte ihm auf den Fuß. Als Hurt die Tür hinter sich schließen wollte, erklang prompt die krächzende Stimme des Tanks.
    „Offenlassen!"
    Hurt öffnete wütend die Tasche und stellte zu allem Überfluß fest, daß er vergessen hatte, seine Beute gleich am Strand gründlich abzuwaschen. Wenn er das Zeug so liegen ließ, würde es binnen zwei Tagen stinken wie eine halbe Fischfabrik - auch wenn Hurt grundsätzlich keine lebenden Tiere einsammelte, saßen stets genug organische Überreste und Kleinlebewesen an und in den Schalen.
    „Ich muß dieses Zeug im Garten abwaschen", sagte er in Richtung Tank. „Ich rate dir in deinem eigenen Interesse, mir das zu erlauben - sonst brauchen wir alle binnen kurzem Gasmasken."
    Das war natürlich übertrieben - aber vielleicht half es.
    „Du darfst hinausgehen", erlaubte der Tank, beziehungsweise der Fremde, der darin steckte. „Aber deine Frau bleibt solange im Haus. Wenn du irgend jemandem etwas von meiner Anwesenheit verrätst, stirbt Tina!"
    „Wie gefällt dir dein hochverehrter Meister?" rief Hurt seiner Frau zu. „Ist er nicht ein wirklich charmanter Gast?"
    „Das Werk und der Meister sind wichtiger als eine Prophetin", erwiderte Tina fatalistisch.
    „Verdammter Cr...", stieß Hurt wütend hervor und verstummte abrupt, als seine Frau an der Türöffnung erschien.
    „Hör auf damit", zischte sie wütend. „Wie kannst du es wagen, ihn zu verfluchen. Selbst wenn er jetzt geschwächt ist - er kann dir einen Fluch anhängen, der tödlich wirkt!"
    Und ich, dachte Hurt, kann ihn aus seinem verdammten Tank ziehen, solange er noch geschwächt ist, und ihm ein für allemal die Gurgel umdrehen. Und - bei Gott! - ich werde es tun, wenn ich Gelegenheit dazu haben sollte!
    Und dann wurde ihm bewußt, daß er mit diesem Gedanken zumindest die vage Möglichkeit eingestand, daß Tina recht hatte.
    Erschüttert über sich selbst nahm er die Tasche und verließ das Haus. Sim folgte ihm wie ein Schatten und legte sich neben ihn, als er sich auf dem Rasen niederließ, seine Sammelstücke dem Grad ihrer Verschmutzung nach sortierte und dann begann, sie unter einem dünnen Wasserstrahl zu bürsten und zu reinigen.
    „Er ist es natürlich nicht", sagte er zu dem alten Hund, der mit trüben, fast erblindeten Augen treu und traurig zu ihm aufsah. „Es ist einfach nur ein Verbrecher, der sich bei uns verstecken will. Wahrscheinlich ist er verletzt und traut sich darum nicht aus dieser Kapsel hervor. Wenn er bloß herauskommen wollte! Vielleicht würde Tina dann endlich wieder zu sich kommen."
    Er nahm eine Drahtbürste, um einen hartnäckigen Belag aus Kalkalgen von einer Muschelschale zu entfernen. Mitten in der Arbeit hielt er inne. Er sah sich um. Er und Sim befanden sich hinter dem Haus, wo Tina sie weder sehen, noch hören konnte. Außerdem plätscherte das Wasser ziemlich laut. Und wenn er mit der Drahtbürste arbeitete und nur vor sich hinmurmelte, würde auch der Kerl im Tank ihn nicht mehr verstehen können. Was also sollte ihn daran hindern, jetzt seinen Namen auszusprechen und ihm damit sämtliche Dämonen der Finsternis auf den Hals zu hetzen?
    Nichts, erkannte er. Bis auf eines: Wenn
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