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1140 - Der Eindringling

Titel: 1140 - Der Eindringling
Autoren: Unbekannt
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Naturdenkmäler wie den Ayers-Rock. Melville hielt sich etwas darauf zugute, ein Geheimtipp zu sein. Das Städtchen selbst hatte nicht viel zu bieten, wenn man einmal davon absah, daß es hübsch und sauber und ein wenig altmodisch war - die Touristen nannten es „nostalgisch" -, und daß der Strand hier außerordentlich abwechslungsreich war. Melville war selbst jetzt noch ein Ort, auf den der Ausdruck zutraf, daß sich dort Fuchs und Hase gute Nacht sagten.
    Das Dorf hatte nur eine einzige wirkliche Sensation zu bieten: In einer nahegelegenen Höhle hatte man vor rund einhundert Jahren ein ebenso phantastisches wie rätselhaftes Heiligtum der Aborigines gefunden, bis zum Rand angefüllt mit geheimen Zeichen, die niemand mehr zu deuten wußte.
    Die Aborigines als solche existierten längst nicht mehr. Sie waren schon vor langer Zeit im Vielvölkergemisch der Terraner aufgegangen, und selbst wenn es noch ein paar von ihnen gab, die halbwegs reinblütig waren, so wußten diese wenigen nichts mehr von den alten Stammesriten, die den Weg zu diesen Geheimnissen öffneten. Alljährlich kamen ein paar Dutzend Gelehrte, Hobby-Archäologen und okkultistisch angehauchte Spinner, verursachten einen gewaltigen Wirbel, hockten wochenlang in der Höhle herum und zogen irgendwann heimlich, still und leise wieder davon. Finanziell waren sie alle miteinander unergiebig. Die Stadt lebte weit besser von den normalen Besuchern, die hier nach Ruhe und Frieden suchten und den natürlichen Charme des Ortes sowie die unberührt wirkende Natur genossen.
    Da Hurt und Tina Gassner keine Touristen beherbergen konnten und wollten, hatten sie für sich eine Marktlücke entdeckt: Konchilien.
    Sie faßten diesen Begriff nicht gerade wissenschaftlich auf, sondern verarbeiteten alles, was angeschwemmt wurde und sich trocknen ließ, ohne die Form zu verlieren. Selbst Schwemmholz ließ sich verkaufen, wenn man es entsprechend aufmöbelte. Zur Zeit waren terranische Gebirgsmotive besonders beliebt, und die Renner der letzten Jahre hießen Fujijama und Matterhorn. Den ganzen Krempel verkauften sie an die Andenkenläden des weitentfernten Raumhafens. Hurt fuhr alle paar Wochen hin und brachte dann ein paar Flaschen von seinem heißgeliebten Rum mit.
    Hurt Gassner war ein großer, asketisch wirkender Mann, der es fertigbrachte, selbst in Bermuda-Shorts und Strandlatschen noch würdevoll auszusehen. Sein langes, weißes Haar flatterte im Wind, und seine graublauen Augen waren immer noch scharf genug, um auf den ersten Blick zu erkennen, daß dieser Ausflug sich lohnen würde. Nur sein bleiches, von Äderchen durchzogenes Gesicht entsprach nicht dem Bild des wettergegerbten Strandläufers.
    Er begann, seine Sammeltasche zu füllen, während er gemächlich am Strand entlangschritt. Sim lief voraus, schnüffelte an allem möglichen und tat so, als könne er mit den aufgefangenen Gerüchen etwas anfangen. Und plötzlich begann er wütend zu bellen.
    Hurt war so überrascht, daß er seine Sammelei für einen Augenblick vergaß. Er beschattete die Augen und blinzelte, und dann erkannte er ein etwa vier Meter langes Etwas, das halb im Wasser und halb auf dem Trockenen lag.
    „Das ist zu groß für uns!" rief er Sim zu, setzte sich aber dennoch in Bewegung, um dieses merkwürdige Strandgut zu betrachten.
    Es konnte sich um eine Art Tank handeln, oder um ein gestrandetes Mini-U-Boot ohne Besatzung, oder...
    Egal, was es war, für Hurt hatte es keinerlei praktischen Wert. Aber vielleicht wurde dieses Ding von irgend jemandem vermißt. Hurt beschloß, seinen Fund zu melden, sobald er wieder zu Hause war. Wenn er Glück hatte, sprang eine kleine Belohnung dabei heraus. Nur Sims Verhalten gab ihm zu denken. Der alte Bursche hatte sein Rheuma vergessen und hüpfte aufgeregt um das metallene Etwas herum, bellte und knurrte und sträubte dabei sein Fell. Er schien sich nicht recht darüber im klaren zu sein, ob er davonlaufen oder angreifen sollte.
    „Laß das Ding in Ruhe", empfahl Hurt. „Komm schon, alter Junge, wir haben heute noch mehr zu tun."
    Und damit wandte er sich ab, denn sobald er zeigte, daß er kein Interesse an diesem Strandgut hatte, würde auch Sim sich wieder beruhigen.
    Aber Sim bellte nur noch heftiger. Hurt drehte sich ungeduldig nach ihm um - und erstarrte fast zur Salzsäule.
    In dem komischen Etwas hatte sich eine Klappe geöffnet. Eine seltsame Art von Arm kam daraus hervor und tastete wie hilfesuchend über den Sand. Und dann kam aus dem
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