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1137 - Einer gegen Terra

Titel: 1137 - Einer gegen Terra
Autoren: Unbekannt
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gegessen?" fragte er.
    „Nein. Ich nahm an, daß du mich einladen würdest."
    „Mit Vergnügen", rief Caaf voll spontaner Begeisterung. „Wir leben hier zwar in einer gottverlassenen Gegend, aber nicht weit von hier, in Comodoro Rivadavia, weiß ich ein..."
    „Nicht weit von hier!" spottete sie. „Das sind dreihundert Kilometer."
    „Na und?" machte er verdutzt.
    Sie trat an ihn heran und legte ihm die Hand auf den Arm. Aus der Nähe bemerkte er den mit Pheromonen beladenen, pseudounaufdringlichen Duft eines teuren Parfüms, und sein Puls legte weitere fünfzehn Schläge pro Minute zu.
    „Gib dir keine Mühe, Caaf", sagte sie mit sanfter Stimme. „Es hat keinen Sinn, sich meinetwegen in Ausgaben zu stürzen. Ich habe genug an den drei Männern, mit denen ich durch aktiven Ehevertrag verbunden bin. Eure Kantine hier ist völlig ausreichend. Ich bin nicht anspruchsvoll, solange ich mich im Dienst befinde."
    Caaf schluckte hart.
    „Drei Männer?" fragte er. „Gibt's so was? Ich meine, läßt das Gesetz das zu?"
     
    *
     
    Zwei Stunden später saßen sie an der Arbeit. Einundzwanzig Uhr war vorbei. Um 21.30 Uhr sollte der Hypertrop in Betrieb genommen werden.
    Die Aufgabe eines Energieinspektors war die Überwachung der Betriebssicherheit sowie gewisser kommerzieller Aspekte des Zapfunternehmens. Für die Einrichtung von Hyperkon-Zapfstationen galten strenge technische Regeln und Vorschriften; denn man operierte hier mit Leistungen, die nach Dutzenden von Gigawatt zählten. Es war noch nie zu einem ernsthaften Unfall beim Betrieb einer Zapfstation gekommen. Dennoch war sich jeder Beteiligte darüber im klaren, daß ein fehlfunktionierender Hypertrop das Katastrophenpotential einer Kernbombe mittleren Kalibers besaß. Die Regierung der Liga Freier Terraner wollte außerdem sicher sein, daß es unter den zumeist in privater Hand befindlichen Zapfunternehmen – „Energieträger" nannte man sie in der Amtssprache, obwohl sie nicht trugen, sondern erzeugten - keine geheimen preistreibenden oder preisbrechenden Absprachen bestanden. Den einzelnen Unternehmen wurden daher Quoten zugewiesen, die sie im Rahmen einer gewissen Toleranz weder unter- noch überschreiten durften. Daß alle Vorschriften und Gesetze eingehalten wurden, dafür zu sorgen war die Aufgabe der Energieinspektoren, deren Besuche grundsätzlich mit so kurzer Voranmeldung erfolgten, daß der, der gegen die Regeln verstoßen hatte, keine Gelegenheit mehr erhielt, seine Fehltritte zu vertuschen.
    Racquel Vartanian war mit den Unterlagen und Aufzeichnungen, in die sie Einsicht zu nehmen wünschte, vollauf zufrieden. South Patagonian Edison war ein vorbildlich geführter Betrieb. Sie machte eine entsprechende Eintragung in den Speicher des Zentralcomputers der Anlage.
    „Ich hab' noch nie einen Hypertrop beim Warmlaufen gesehen", bekannte sie, nachdem die Inspektion abgeschlossen war. „Hast du was dagegen, wenn ich mir das anschaue?"
    Das war, als wenn man Caaf Siversen gefragt hätte, ob er gerne frische Luft atme. Auf diese Weise behielt er die aufregende Frau noch eine Zeitlang bei sich. Wenn er sich auch auf ihre Gunst keine Hoffnung zu machen brauchte, so wirkte doch allein ihre Anwesenheit wie ein Elixier auf sein von der Einsamkeit demoralisiertes Gemüt.
    „Nicht das geringste", rief er hocherfreut. „Der Überwachungsraum ist gleich nebenan."
    Das Warmlaufen des Hypertrops war im Grunde genommen ein höchst komplizierter Prozeß. Während des Warmlaufvorgangs sandte der Hypertrop energetische Fühler in fremde Kontinua, quasi Paralleluniversen. Interessant waren für den Zapfvorgang nur solche Universen, die dem Stammuniversum energetisch übergeordnet waren oder - was dasselbe ist - ein geringeres Maß an Gesamtentropie besaßen. Man hatte errechnet, daß ein Hypertrop im Durchschnitt 5,3 Durchgriffe vornahm, bevor er auf ein Kontinuum stieß, das sich wirtschaftlich anzapfen ließ. So kompliziert der Vorgang auch sein mochte, er war in den Jahrhunderten seit der Einführung des Hyperkon-Prinzips derart automatisiert worden, daß der Ingenieur einer Zapfstation wenig mehr zu tun hatte, als den Startbefehl zu geben und, wenn ihm die Laune danach stand, die Tätigkeit des Hypertrops auf einem Oszillogramm zu verfolgen.
    Caaf schaltete den Oszillographen ein und gab gleichzeitig den Vorlaufbefehl. Auf dem großen Oszillographenbildschirm erschien eine leuchtende Linie, die zunächst horizontal verlief, jedoch kurze Zeit später, als der
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