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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne
Autoren: Unbekannt
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Augen blitzte es auf. Zornig griff sie nach dem Buch, das sie bei seinem Eintreten beiseite gelegt hatte.
    „Ich habe es nicht nötig, mich von dir beschimpfen zu lassen", zischte sie. „Wenn meine Meinung für dich nicht mehr diskussionswürdig ist, behalte ich sie in Zukunft für mich."
    „Da siehst du, was ich meinte", schimpfte Forrler. „Man kann kein vernünftiges Gespräch mit dir führen."
    Aus der Küche drang die Stimme des dritten Familienmitglieds in den Wohnraum.
    „Was ist los mit euch?" rief Llrrt. „Zankt ihr euch schon wieder?"
    „Wir zanken nicht!" versetzte Nrla, ohne von ihrer Lektüre aufzublicken. „Dein Silkrin hat Flausen im Kopf, das ist alles!"
    Llrrt knallte ein Glas geräuschvoll auf die Arbeitsplatte.
    „Was soll das heißen: mein Silkrin?"
    „Laß dich doch nicht provozieren, Liebes", beschwichtigte Forrler. „Sie wird sich schon wieder beruhigen."
    „Das ist die Höhe!" Nrla klappte das Buch zu und erhob sich brüsk. „Ihr habt es auf mich abgesehen! Ihr wollt mich hinausekeln!"
    „Unsinn", rief das Silkrinum aus der Küche. „Er meint es nicht so."
    „Ich meine, was ich sage", knurrte Forrler.
    Nrla warf wortlos den Kopf in den Nacken und verließ den Raum. Hart flog die Tür hinter ihr ins Schloß.
    „Da hast du's." Llrrts Tonfall bewies, daß seine Stimmung nun wohl ebenfalls verdorben war. „Sie ist beleidigt und wird sich für den Rest des Abends nicht mehr blicken lassen.
    Warum koche ich überhaupt noch für drei, wenn einer von euch regelmäßig ausflippt?"
    Forrler antwortete nicht darauf. Durch die offene Verbindungstür beobachtete er, wie sich das Silkrinum in der Küche bewegte.
    Es war hübsch, verdammt hübsch sogar. Trotz der langen Jahre, die ihre Gemeinschaft schon dauerte, hatte es von der Anziehungskraft und erotischen Ausstrahlung für Forrler nichts verloren. Manchmal, in romantischen Stunden oder wenn sie miteinander schliefen, wünschte er sich nichts sehnlicher als ein Kind ... aber das war ein Traum, der sich wohl nicht erfüllen würde. So gut er und Llrrt sich verstanden - zur Zeugung eines Nachkommens gehörten drei, und nach Nrla verspürte das Silkrinum höchst selten, wenn überhaupt, ein sexuelles Verlangen. Die Wahrscheinlichkeit, daß zu irgendeinem Zeitpunkt befruchtungsfähige Eizellen - von Nrla erzeugt und während der Vereinigung an Llrrt abgegeben - im Gebärorgan des Silkrinums eingebettet waren, belief sich auf nahezu Null.
    Warum Llrrt die Silkrine immer wieder abwies, wußte Forrler nicht. Vielleicht war sie zu grob oder besaß einfach nicht das nötige Einfühlungsvermögen. Früher, zu Beginn, war die Beziehung zwischen den beiden wesentlich besser und harmonischer verlaufen, aber damals hatten sie sich einen Nachkommen finanziell nicht leisten können. Heute dagegen schien die Situation in der Familie verfahren. Die Zuneigung, die Llrrt ihm, Forrler, entgegenbrachte und die gleichzeitige Abneigung, mit der es Nrla bedachte, wurden mehr und mehr zum Problem.
    Wahrscheinlich lag darin auch der Grund, daß Nrla immer zänkischer und unzufriedener wurde. Wenn die zwischensilkrinesischen Beziehungen nicht funktionierten, wirkte sich das zwangsläufig auf den Seelenfrieden aus - und das um so mehr, als Nrla das Verständnis unter den beiden anderen Geschlechtern natürlich nicht verborgen blieb.
    Mitunter vermochte sich Forrler recht gut in die Lage der Silkrine hineinzuversetzen; dann wieder ging ihm jedes Mitgefühl für sie ab.
    Llrrt kam aus der Küche und unterbrach seine Gedanken. Auf den Hüft- und Schulterarmen trug es je ein Tablett, eines mit Geschirr und Bestecken, das andere mit Schüsseln, in denen wohlriechende Speisen dampften. Forrler lächelte und blinzelte dem Silkrinum vertraulich zu. Mit einem seiner drei Augen blinzelte es zurück.
    Es hatte schöne Augen, stellte er fest. Völlig ohne kosmetische Hilfsmittel strahlte dieses Wesen eine faszinierende Anmut aus. Er musterte es fast verträumt, während es schweigend den Tisch deckte. Der weit vorgewölbte Oberschädel, die drei blauen Augen, der sanft gerundete Nasenhöcker, ein vollwulstiger Mund, schmale Schultern mit zwei zarten und eine ebenso schmale Hüfte mit zwei etwas kräftigeren Armen, dazu zwei lange, schlanke Beine - er schätzte sich glücklich, solch ein Silkrinum zum Lebensgefährten zu haben. Auf den Straßen der Stadt pflegten sich männliche und weibliche Silkrinen bewundernd danach umzudrehen. Es aber gehörte zu ihm!
    Zu ihm und Nrla,
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