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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne
Autoren: Unbekannt
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weg."
    Es klang so ungeheuerlich, daß es Tanwalzen für einen Moment den Atem verschlug.
    Sein Oberkörper richtete sich bolzengerade auf.
    „Das gibt es nicht!" rief er dann. „Diese gewaltige Ansammlung von Raumschiffen kann sich nicht einfach auflösen!"
    „Es ist so", bekräftigte Gordana in einem Tonfall, als müsse sie sich für die Beobachtungen entschuldigen. „Die Armada ist verschwunden. Keine Ortungsimpulse, keine Tasterechos - nichts!"
    „Unglaublich", knurrte Tanwalzen kopfschüttelnd und versuchte abermals, den Panoramaschirm einzuschalten, wiederum ohne Erfolg. Zornig hieb er mit der Faust auf die Lehne. „Warum funktioniert das verdammte Ding nicht?"
    „Es funktioniert", sagte Icho Tolot ruhig. Er stand schräg hinter dem Kommandanten und deutete mit einem Arm auf die entsprechende Kontrollleuchte. „Die Außenoptik wird durch die Sicherheitsautomatik blockiert."
    Tanwalzen bewies, daß er mittlerweile wieder schnell und logisch zu kombinieren vermochte. Er ahnte die Zusammenhänge. Langsam lehnte er sich zurück.
    „Damit wir nicht erblinden ..." riet er.
    „Ganz recht. Was uns beim Sturz aus dem Frostrubin blendete, war keine Explosion. Die Helligkeit, die wir wahrnahmen, ist dauerhaft - und so intensiv, daß die Filter sie nicht auf ein erträgliches Maß reduzieren können."
    Tanwalzen schluckte hart. An den Geräuschen hinter sich erkannte er, daß die Behandlung der Verletzten zügig fortschritt und die ersten Aufräumungsarbeiten begannen. Die Verhältnisse außerhalb der PRÄSIDENT wurden dagegen immer unklarer und verworrener.
    „Woher kommt dieses grelle Licht?" fragte er verunsichert. „Irgend etwas muß es aussenden ..."
    Er drehte den Kopf und blickte wie nach Unterstützung heischend an dem Haluter hoch.
    Icho Tolot rührte sich nicht. Wie ein Denkmal stand er da - eine steinerne Statue, in der nur die drei Augen intelligentes Leben verrieten.
    Er weiß etwas! durchfuhr es den Kommandanten. Er weiß, was da draußen los ist! Aber er sagt es nicht!
    Tanwalzen kannte den Metabolismus des Haluters. Eines seiner zwei Gehirne, das sogenannte Planhirn, war leistungsfähiger als manche terranische Positronik.
    „Warum schweigst du? Sind deine Erkenntnisse so entsetzlich, daß du es nicht verantworten willst, sie uns mitzuteilen?"
    Tolot knurrte wie ein gereiztes Raubtier.
    Konnte es sein, dachte Tanwalzen erschüttert, daß selbst dieser hartgesottene Bursche mit dem, was er kombiniert und errechnet hatte, nicht fertig wurde ...?
    „Spektralanalyse!" rief ein Mitglied der Zentralemannschaft und unterbrach die Gedanken des Kommandanten. „Die Untersuchung des einfallenden Lichts ergibt eine chemische Zusammensetzung aus 70 Prozent Wasserstoff, 30 Prozent Helium sowie geringen Spuren schwererer Elemente."
    „Aber draußen herrscht ein absolutes Vakuum!" warf Gordana Ujlaki mit sich überschlagender Stimme ein. „Null Grad Kelvin, keinerlei feststellbare chemische Elemente!"
    „Das muß kein Widerspruch sein", brummte Tolot. Selten hatte man ihn so leise sprechen gehört. „Im Gegenteil - es paßt alles zusammen."
    Ein fremdes Universum? schoß es Tanwalzen unwillkürlich in den Sinn.
    Er erschauerte. Kalter Schweiß brach ihm aus den Poren.
    Ein weißer Kosmos!
    „Mein Gott", flüsterte jemand voller Entsetzen. „Wo sind wir ...?"
     
    2.
     
    „Du warst lange fort. Hat dir dieser Verrückte wieder Geschichten erzählt?"
    Forrler setzte sich an den Eßplatz und trommelte mit den Fingern der Schulterhand nervös auf die Tischplatte. Nrla lehnte ihm gegenüber in einem bequemen Sessel, umgeben von dem warmen Lichtschein einer Leselampe. Er musterte die Silkrine abschätzend. Sie würde das wohl nie begreifen.
    „Er ist nicht verrückt. Er ist weise. Er kennt Dinge, von denen wir uns keine Vorstellung machen. Es ist interessant und aufschlußreich, ihm zuzuhören."
    „Und ich behaupte, daß er nicht ganz richtig im Kopf ist", beharrte Nrla. „In seiner Einsamkeit spinnt er sich phantastische Märchen zurecht und meint, sie seien wahr.
    Vergiß nicht, wie alt er ist. Alter und Weisheit sollte man nicht miteinander verwechseln."
    „Du hast ja keine Ahnung", sagte Forrler unwirsch. „Würdest du dich etwas näher mit ihm beschäftigen, könntest du ihn auch verstehen. Statt dessen hast du nur deine Arbeit im Sinn. Du lebst nur für das Institut, und abends verkriechst du dich in deine Bücher.
    Was den Altweisen angeht, kannst du überhaupt nicht mitreden."
    In Nrlas drei
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