Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
auf, Freund!" grollte der Haluter. „Komm zu dir!"
    In einer instinktiven Bewegung versuchte der Kommandant, sich aus dem Griff zu befreien. Aber Tolot ließ nicht locker.
    Aus der Tiefe des Schiffes drang schrilles Heulen in die Zentrale. Der Ton schmerzte in den Ohren, dann flachte er zu leisem, dumpfem Wummern ab ... und erstarb wieder. Auf dem Monitor, der die Ereignisse aus Sektion 10 übertrug, waren die Störungen verschwunden, aber der Mann mit dem blutverschmierten Gesicht schrie noch immer nach Hilfe. Hinter ihm loderten Flammen.
    Tanwalzen schloß die Augen. Er konnte es nicht länger mit ansehen. Rings um ihn brandete Stimmengewirr auf. Einige Leute gaben Kommandos, andere redeten auf Verletzte ein. Schotte fuhren auf, und das Surren emsiger Medo-Robots war zu hören.
    Es dauerte eine Weile, bis Tanwalzen bewußt registrierte, daß die Geräusche, die den Untergang verkündeten, in den Hintergrund getreten waren. Die Stöße und Erschütterungen, unter denen die PRÄSIDENT eben noch fast geborsten wäre, drangen immer seltener durch, und ihre Wirkung wurde stetig schwächer.
    „Komm zu dir!" wiederholte Icho Tolot. „Es ist vorbei."
    Er löste den Griff um Tanwalzens Schulter, während der Kommandant die Augen aufschlug. Das Schiff verhielt sich ruhig, kein Schütteln war mehr zu spüren, kein ungewöhnlicher Laut zu hören. Die Gefahrenanzeigen waren erloschen. Ungläubig, als erwache er aus einem bösen Traum, starrte Tanwalzen auf seine blutenden Fingerkuppen.
    „Wahrhaftig ...", murmelte er verwirrt und zugleich erleichtert. „Wahrhaftig..."
    Ein Medo-Robot schwebte heran und behandelte seine Hände. Schon nach kurzer Zeit würde die Verletzung ohne Narben verheilt sein. Tanwalzen atmete tief durch. Die übermächtige Spannung und der psychische Druck fiel von ihm ab. Seine Gedanken klärten sich.
    Er drehte den Sessel und blickte sich im Rund der Zentrale um. Sie bot ein Bild der Verwüstung. Die meisten Arbeitskonsolen waren deformiert oder regelrecht aufgeplatzt, viele Eingabeelemente hatten sich selbständig gemacht und lagen überall verstreut, zwischen umgekippten und aus ihren Halterungen gebrochenen Kontursesseln und herabgefallenen Leuchtplatten. Menschen mit zum Teil lebensgefährlichen Verletzungen krümmten sich am Boden und wurden von den Medo-Robots zunächst notdürftig versorgt, andere erhoben sich jetzt schwerfällig und taumelten benommen umher. Zwei Besatzungsmitglieder hatten das Chaos nicht überlebt. Ihre Leichname lagen bereits auf Antigravbahren; eine Maschine dirigierte sie durch ein geöffnetes Schott.
    Tanwalzen biß die Zähne aufeinander. Der Verlust von Menschenleben wog schwerer als alles andere; er überschattete die glückliche Rettung mit sinnloser Tragik. Aber so sehr es ihn persönlich schmerzte: der Kommandant wußte, daß er es hinnehmen mußte.
    Er durfte sich nicht beklagen. Wie leicht hätte es noch schlimmer werden können!
    In buchstäblich letzter Sekunde war die PRÄSIDENT der sicher geglaubten Vernichtung entronnen. Die Triebwerke lagen still, die Schutzschirme waren abgebaut. Lediglich die internen Lebenserhaltungssysteme und Kommunikationsanlagen arbeiteten noch. Dem Energiefeld, in dessen Fesseln das Schiff geraten war, wurde somit kein Widerstand mehr entgegengesetzt. Icho Tolot hatte als einziger erkannt, daß nur mit dieser Maßnahme das drohende Ende verhindert werden konnte.
    Aus verschiedenen Abteilungen liefen jetzt die ersten Schadenmeldungen ein. Von der Kommandomannschaft brauchte sich niemand darum zu kümmern. Die Berichte wurden automatisch aufgezeichnet und ausgewertet. Um die wichtigsten Maßnahmen sorgte sich der Bordcomputer unmittelbar.
    Wenn er noch funktionierte! dachte Tanwalzen skeptisch.
    Er wollte den Panoramaschirm aktivieren, doch bereits dabei schienen sich seine Befürchtungen zu bestätigen. Die Bildfläche blieb dunkel. Lediglich einige holographische Diagramme bauten sich vor ihm auf. Er war noch zu aufgewühlt, um sie im einzelnen zu studieren.
    „Kann mir jemand sagen, wie es draußen aussieht?" fragte er statt dessen. Allmählich fand er zu nüchterner Pragmatik zurück. „Wie verhalten sich die Fremden?"
    Die Mitverantwortlichen, soweit sie von den Auswirkungen der Katastrophe verschont geblieben waren, arbeiteten fieberhaft an der Auswertung der unterschiedlichen Rechnerdaten. Gordana Ujlaki, zwei Plätze links von Tanwalzen sitzend, beantwortete die Frage des Kommandanten ebenso kurz wie treffend.
    „Sie sind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher