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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater
Autoren: Jason Dark
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immer damit rechnen. Die Blicke waren weder freundlich noch feindlich, sondern mehr gleichgültig.
    Auch der Mann von der Mauer betrat die Kneipe. Er ruderte mit fuchtelnden Armen an uns vorbei und rief dem Wirt zu: »Jetzt paßt wieder was rein. Und wie.«
    Der Wirt nickte nur. Er paßte hierher. Bei diesem Geschäft mußte man eine gewisse Gleichgültigkeit bewahren, und die brachte er tatsächlich mit. Er war sehr dick. Die Hose wurde von grünen Trägern gehalten. Ein helles Hemd und eine glänzende Lederweste vervollständigten seine Kleidung. Er hatte einen recht kleinen Kopf mit wenigen Haaren.
    Ich stieß gegen Bills Rücken. »Wenn du deinen Kumpel nicht gesehen hast, solltest du mal den Wirt fragen. Dessen Augen haben sich besser an den Qualm hier gewöhnen können.«
    »Ist okay.«
    Es gab noch eine Lücke am Tresen, in die sich Bill hineindrängte. Ein Schluckspecht mit feuerroten Haaren schaute ihn für einen Moment böse an, widmete sich dann jedoch wieder seinem Whisky.
    So schläfrig wie der Wirt aussah, war er in Wirklichkeit nicht. Er hatte Bill sofort gesehen und wußte auch, daß er mehr wirkte wie jemand, der sich verlaufen hat. Die kleinen Augen verengten sich noch mehr, als er sich vorbeugte.
    »Suchen Sie jemand, Mister?«
    »Ja.«
    »Bulle?«
    »Nein. Ich suche einen Bekannten, der hier sein soll. Es ist Herby Looks.«
    Der Wirt grinste breit. »Da haben Sie Glück. Er ist hier und sitzt mit Franca da hinten in der Ecke.«
    »Wer ist Franca?«
    »Meine Holde.«
    »Ähm, wie bitte?«
    »Meine Frau, Mensch. Sie hat irgendwie einen Narren an Herby gefressen.« Er hob die Schultern.
    »Das verstehe ich auch nicht. Dabei sieht er nicht besser aus als ich. Aber der kann reden. Da passen die beiden zusammen.«
    »Wer kennt schon die Frauen«, sagte Bill. »Danke, Meister.« Er drehte sich um.
    »He, wollt ihr nichts trinken?« Mich hatte er als Bills Begleiter eingestuft.
    »Ja, zwei Bier.«
    »Wird erledigt.«
    »Aber Dosen.«
    »He, du bist pingelig.«
    »Deshalb lebe ich noch.«
    Wir mußten in den Hintergrund der Kneipe. Hier war wirklich alles vertreten. Ein Querschnitt der unteren und auch mittleren Zehntausend.
    Herby Looks saß am letzten Tisch in der Ecke. »Es ist der, der gerade eine Zigarette auf dem Steinboden austritt«, sagte Bill. »Typisch für ihn.«
    Herby Looks war ein Bartmensch. Viel sah ich von seinem Gesicht nicht. Daß er das ›Ohr‹ genannt wurde, lag nicht an seinen Ohren, denn die waren normal gewachsen.
    Ihm gegenüber saß eine Frau, deren Haare hellblond gefärbt waren. Das sah ich mit einem Blick. Ihr Alter mochte so zwischen 45 und 50 liegen. Der grellrote Lippenstift fiel auf und auch die helle Schminke im Gesicht. Sie hielt die Hände hoch und fuchtelte damit herum, so daß ich ihre rot lackierten Fingernägel sah. Heftig redete sie dabei auf Herby Looks ein. Für ihre Umgebung hatten die beiden keinen Blick.
    Bis sich Bill durch ein Räuspern bemerkbar machte. Er war direkt neben dem Tisch stehengeblieben.
    Franca verstummte, schaute uns an, und auch Herby drehte langsam den Kopf. Die Zeitspanne des Erkennens dauerte nur kurz. Dann begann er so laut zu lachen, daß die Gäste es selbst an der Theke mitbekamen. »Das darf nicht wahr sein, Conolly!«
    »Wieso?«
    »Ich habe mit Franca von dir gesprochen.«
    »Wie schön.«
    »Ja, ich habe ihr gesagt, daß du bestimmt noch hier erscheinen würdest. He, Franca, das war eine Wette.« Er streckte ihr das Kinn entgegen. »Die nächste Runde bezahlst du.«
    »Klar.« Sie schaute uns an und lächelte. Nur ihre Augen lächelten nicht, das sah ich sofort, und ihr Blick war auch auf mich gerichtet. »Wer bist du denn?«
    »Ein Freund«, sagte Bill.
    »Hat der auch einen Namen?«
    »Ich heiße John.«
    »Okay, reicht mir. Ihr könnt euch setzen, wenn ihr wollt.« Sie deutete auf zwei übereinander gestapelte Stühle. »Holt sie her, der Tisch ist groß genug.«
    Das Bier brachte uns der Wirt persönlich. »Und bring noch zwei doppelte Whisky auf Kosten des Hauses«, sagte Franca. »Ich habe leider eine Wette verloren.«
    »Mach ich doch glatt.«
    Zwar stand der Tisch hier ziemlich abseits, aber er hatte auch seinen Vorteil. Das meiste Stimmengewirr glitt an uns vorbei. Man konnte sich einigermaßen unterhalten.
    Ich öffnete die Dose und trank einen Schluck. Dabei fiel mir auf, daß Herby mich fixierte. »Bill hat nur den Vornamen genannt. Ich weiß, wer Sie sind.«
    »Toll.«
    »John Sinclair, wie?«
    »Das kann ich nicht
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