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1134 - Alissas Vater

1134 - Alissas Vater

Titel: 1134 - Alissas Vater
Autoren: Jason Dark
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hat?«
    Sie nickte.
    Bill schaute mich an. »Was sagst du dazu?«
    »Nun ja, Franca, Sie werden Ihre Gründe gehabt haben, denke ich mir.«
    »Das stimmt«, murmelte sie und schaute an uns vorbei, den Blick nach innen gerichtet.
    Als ich erkannte, daß sie nichts mehr hinzufügen wollte, sprach ich sie mit einem anderen Thema an. »Ihrem Namen könnte ich entnehmen, daß Sie Italienerin sind.«
    »Sie haben recht.«
    »Wohnen Sie schon lange hier in London?«
    Plötzlich verengten sich ihre Augen. »Was hat das mit der Gestalt zu tun?«
    »Vielleicht nichts. Vielleicht auch jede Menge. Das muß man abwarten.«
    »Länger als zwanzig Jahre jedenfalls.«
    »Sie sind allein nach London gekommen?«
    »Si, Signore!« zischte sie mir zu. »Ich bin Junggesellin gewesen, als ich Italien verließ. Rudy lernte ich dann hier kennen. Ich konnte gut kochen. Wir haben jahrelang ein Lokal in Soho gehabt. Italienische Küche. Nicht unbedingt fein, mehr Pizza und kleine Gerichte, aber es ernährte uns. Dann wurde plötzlich in Soho gebaut, umgebaut und renoviert. Wir sind diesem Wahn zum Opfer gefallen. Das Lokal hier sollte nur eine Übergangslösung sein. Jetzt hängen wir schon fast zehn Jahre hier und kommen einfach nicht weg. Wer einmal hier einen Schuppen betrieben hat, der ist für die besseren Gegenden nicht mehr gut genug. So sind die Menschen nun mal.«
    »Eine gute Geschichte«, lobte ich sie. »Ich denke mir, daß es da noch eine zweite gibt.«
    Franca sagte nichts. Sie blickte Herby an, der zur Seite sah und die Achseln zuckte, als wollte er sagen, du hast es nicht anders gewollt.
    »Welche soll es noch geben?«
    »Es geht uns um den Mönch mit den Totenaugen. Sie wußten, daß er sich an einem bestimmten Ort hin und wieder aufhält. Woher hatten Sie die Informationen? Sind Sie hin und wieder nächtens über den Güterbahnhof gelaufen, um dort nachzuschauen?«
    »Kann sein.«
    »Dann müssen Sie einen Grund gehabt haben.«
    Das »Ohr« mischte sich ein. »Los, Franca, tu dir keinen Zwang an. Es muß doch mal raus. Du hast lange darunter gelitten. Eigentlich habe ich nur deinetwegen die Sache ins Rollen gebracht, damit du wieder normal durchatmen kannst und nicht mehr unter diesen verdammten Erinnerungen und Depressionen leidest.«
    Auch Bill stand Looks bei. »Sie können uns wirklich vertrauen, Franca.«
    »Ja, das denke ich mir.« Sie schloß für einen Moment die Augen. »Aber es ist so schwer.«
    Ihr Mann kam wieder an den Tisch. Er sah die Haltung seiner Frau und fragte: »Ist alles in Ordnung?«
    »Super, Rudy, wirklich«, sagte Herby.
    »Dir habe ich noch nie geglaubt, Herby.« Der Wirt zog sich trotzdem zurück, denn man rief bereits nach ihm.
    Franca atmete noch einmal durch und trank ihr Glas leer. Sie war aufgeregt und zitterte. Rote Flecken tanzten über ihre Gesichtshaut hinweg. »Ich bin nach London gekommen, und es war für mich wie eine Flucht«, erzählte sie. »Ich wollte einfach nicht mehr in Italien bleiben. Ich haßte das Land plötzlich.«
    »Warum?«
    Sie schaute Bill an. »Der Grund ist ganz einfach. Ich habe ein Kind ausgetragen. Eine kleine Tochter. Aber ich konnte sie nicht behalten«, sagte sie schnell und zündete sich mit hastigen Bewegungen eine Zigarette an. »Ich kam mir vor wie jemand, der auf der Flucht ist.«
    »Ist denn außerdem noch etwas Ungewöhnliches vorgefallen?« erkundigte ich mich.
    »Nein oder ja. Wie Sie es nehmen«, sagte sie leise. »Die Geburt ist schon außergewöhnlich gewesen.« Sie nickte vor sich hin. »Alles andere dann auch. Es war mir nämlich klar, daß ich das Kind nicht behalten konnte. Es wäre nichts anderes als eine Schande gewesen, und damit wollte ich nicht leben. Deshalb habe ich es kurz nach der Geburt, bei der mir eine alte Frau half, die kurz danach gestorben ist, abgegeben.« Sie lächelte versonnen, als sie weitersprach. »Ich wickelte es in warme Tücher und legte es vor die Tür eines mir bekannten Waisenhauses in Rom. Ich wußte, daß meine kleine Tochter dort gut versorgt werden würde. Die Schwestern ließen kein menschliches Wesen sterben. Sogar einen Namen hatte ich schon für die Kleine gefunden. Ich habe ihn auf einen Zettel geschrieben und in die Tücher gesteckt. Der Zettel wurde auch gefunden, und das Kind heißt seit diesem Zeitpunkt Alissa.«
    Genau das war der Punkt!
    Bill und ich schauten uns an. Mir rann es etwas kalt den Rücken hinab. Das konnte kein Zufall sein.
    Die Alissa, die ich kannte, war mit dem Baby dieser Franca
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