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1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

Titel: 1133 - Der Mönch mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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Sinn.
    Das scharfe Lachen der Frau riß ihn wieder aus seinen Gedanken. Es hatte nichts Verbindliches mehr an sich. Es klang böse und gemein.
    »Habe ich ihn euch nicht versprochen?« höhnte sie. »Habe ich euch nicht gesagt, daß er es mit mir treibt? Er, ausgerechnet er, der zu eurem Orden gehört, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Böse in der Welt zu vernichten? Ihr habt es gesehen. Ihr habt zuschauen können, und jetzt frage ich euch, ob ihr euren Bruder noch erkennt. Ist er nicht ein anderer geworden?«
    Die Ankömmlinge gaben keine Antwort. Das brauchten sie auch nicht, denn Aslan spürte die Gefahr, die von ihnen ausging mehr als deutlich. Sie starrten ihn nur an, und ihre Blicke waren wie scharf geschliffene Dolche. Gnade oder Vergebung konnte er von ihnen nicht erwarten, das war einfach so.
    Wie auf eine geheimes Kommando hin streckten zwei von ihnen ihre Arme aus. Kalkigbleiche Hände schauten aus den Ärmeln der Kutten hervor und packten zu.
    Sie waren wie Krallen, und Aslan wehrte sich zu spät. Er schaffte es nicht mehr, zurückzuweichen und sich loszureißen. Die Griffe waren stärker.
    Und er sah den Abt, der sich in die Hütte hineinschob. Er trug einen dunklen Knüppel in der rechten Hand.
    Noch zwei packten nach ihm. Gegen vier Männer hatte Aslan erst recht keine Chance. Sie wuchteten ihn herum und stießen ihn so hart gegen die Wand der Hütte, daß der gesamte Bau vibrierte. Er war mit der Stirn gegen die Wand geprallt, spürte den stechenden Schmerz durch seinen Kopf rasen, riß einen Arm hoch, um seinen Kopf zu schützen, aber die fremde Hand war schneller und zerrte ihn zur Seite.
    Sein Abt hatte freie Bahn.
    Er schlug zu.
    Hart traf der Knüppel den Kopf des Mönchs. Ein Feuerwerk aus Blitzen und Sternen funkte hoch.
    Es war ihm nicht mehrmöglich, aus eigener Kraft zu stehen. Er fiel zu Boden. Er stöhnte. Blut aus einer Platzwunde rann über sein Gesicht.
    Aslan wurde nicht bewußtlos. Er hörte noch, was um ihn herum passierte. Auch wenn er selbst nicht mehr eingreifen konnte, aber die Worte waren zu verstehen.
    Der Abt hatte das Kommando übernommen. »Wir werden ihn mitnehmen. Sie aber nicht.«
    »Sollen wir es hier machen?«
    »Ja, tötet sie!«
    Die Frau hatte alles mitbekommen. Plötzlich erkannte sie, daß ihre Rechnung nicht aufging. Sie hatte geglaubt, mit anderen spielen zu können wie mit Puppen. Das paßte jetzt nicht mehr, und so suchte sie fieberhaft nach einem Ausweg.
    Zur Tür konnte sie nicht. Dort versperrten ihr die Mönche den Weg. So blieb ihr nur die Flucht zurück, zu den Fenstern hin, die glücklicherweise groß genug waren.
    »Ihr Schweine!« brüllte sie die Mönche an, die auf sie zukamen. »Ihr verdammten Schweine! Ihr habt mir alles versprochen. Ich habe mich geirrt. Ihr seid nicht besser oder schlechter als die schlimmsten Verbrecher!« Ihre Worte überschlugen sich. Sie war außer sich vor Wut, aber die Mönche kannten kein Pardon.
    Wie die Henker kamen sie näher.
    Schritt für Schritt und in einer Reihe. Ihre Blicke waren klar, kalt und gnadenlos.
    Die Frau wich zurück. Sie dachte an das Kind, und plötzlich jagten die Strahlen der Wut und des Hasses in ihr hoch. Zugleich aber wuchs auch ihr Widerstand.
    »Nein!« brüllte sie. »Nicht so. So nicht!« Auf der Stelle flirrte sie herum. Noch waren die Mönche weit genug entfernt, und sie setzte alles auf eine Karte.
    Sie stieß sich ab. Sie streckte die Arme vor, und plötzlich war die Fensterscheibe vor ihr. Mit den Armen und den Ellenbogen wuchtete sie das Glas nach außen.
    Dann folgte ihr Körper.
    Daß sie sich an den noch festhängenden Scherbenstücken schnitt, war ihr gleichgültig. Der Stoff wurde aufgeschlitzt, die Haut darunter ebenfalls. Egal, sie kam weg, das zählte.
    Kopfüber war sie aus dem Fenster gefallen. Sie wollte nicht mit dem Gesicht aufschlagen und schaffte es noch, sich zu drehen. Mit der rechten Schulter landete sie auf einem relativ weichen Boden. Das Gras in der Ufernähe federte sie ab, und trotzdem zog ein stechender Schmerz durch ihre Schulter.
    Kein Problem. Sie war zäh wie eine Katze oder wie eine Hexe. Die Mönche waren von der Flucht der Frau überrascht worden und zögerten aus diesem Grund mit der Verfolgung.
    Das konnte für sie nur von Vorteil sein. Sie raffte sich auf, nahm sich sogar noch die Zeit zur Rückseite zu blicken und wilde Flüche auszustoßen.
    Zum See hin war es nicht weit. Im Sommer war das Wasser auch nicht kalt. Hohes Gras und kleine
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