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1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

Titel: 1133 - Der Mönch mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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Teilen. Ohne mich hättest du es nicht empfangen können. Ja, ich habe mich von dir täuschen lassen. Ich hatte mich nicht in der Gewalt. Aber ich habe sogar akzeptiert, daß du namenlos bist. Du bist eine wilde und eine sehr schöne Frau, die mich in ihren Bann gezogen hat. Viele meiner Mitbrüder hätten dich sogar als Hexe bezeichnet.«
    »Vielleicht bin ich das auch?« Kokett drehte sie sich auf der Stelle und schleuderte die Haarpracht zurück. »Ja, Aslan, vielleicht hast du es mit einer Hexe getrieben.«
    Es waren Worte, die den Mönch erschütterten. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu behalten. So schwankte er auf der Stelle stehend leicht von einer Seite zur anderen. In seinem Innern tobte ein Gefühl, wie er es nie zuvor gekannt hatte.
    »Eine Hexe?«
    »Schau mich doch an!« lockte sie. Beide Hände strichen über den Körper. »Diesen Körper setze ich ein, um die Männer zu fangen. Einer Hexe würdig oder einer Spinne, die in ihrem Netz sitzt und dort auf die Opfer lauert. Ich habe dich erwischt, Aslan. Du bist mir in die Falle gegangen. Mein Blut hat schon immer gekocht. Ich weiß nicht einmal, wer meine Eltern sind, aber ich weiß, daß meine Urahnen aus Indien kommen. Ich habe dieses Wanderblut in den Adern.«
    »Bist du eine Zigeunerin? Ein weibliches Mitglied des Fahrenden Volkes? Bist du das?«
    »Endlich kommst du dahinter. Ich bin wie der Sommerwind. Ich brause heran, hinterlasse Spuren und verschwinde wieder. Ich löse mich auf, auch für dich.«
    »Nein. Bei mir bist du an den Falschen geraten.«
    »Bitte, Aslan, du kannst mich nicht aufhalten«
    »Doch, ich…«
    »Es geht nicht!«
    Aslan ängstigte die Schärfe der Worte. In ihnen hatte ein Wissen mitgeschwungen, das er nicht begreifen konnte. Allmählich kam ihm der Gedanke, daß er wirklich nicht in der Lage war, sie an sich zu binden. Ihr spöttisches Lächeln traf ihn bis ins Mark.
    »Ich habe alles vorbereitet. Du wirst es nicht mehr schaffen, mich zu halten.«
    »Wie? Was bedeutet das?«
    »Andere wissen über uns Bescheid.«
    »Wer denn?«
    »Deine Brüder.«
    »Nein!« Das Erschrecken war tief und heftig. Plötzlich flirrte Angst in seinen Augen. Er wußte, was es bedeutete, wenn seine Brüder es erfuhren. Sie würden ihn grausam bestrafen. Sie würden ihn fertigmachen. Er würde seines Lebens nicht mehr froh werden, und er fragte sich, ob sie wirklich so weit gegangen war.
    Ja, sie war es. Da brauchte er nur einen Blick in ihr Gesicht zu werfen. Der weiche Zug war daraus verschwunden. Die Augen zeigten jetzt einen harten Glanz, der etwas metallisches abstrahlte. So wie sie konnte nur jemand schauen, der abgrundtief böse war. Da steckte die Kraft des Gehörnten in ihr. Plötzlich verspürte er eine Kälte, die von den Füßen bis zu seinem Kopf hinreichte, und der Schwindel in ihm nahm wieder zu. Er hatte den Wunsch, sich auf die Erde zu legen und mit beiden Fäusten auf den Boden zu trommeln, aber er riß sich zusammen.
    Wissend, kalt und auch irgendwie spöttisch lächelte sie ihn an. Den Kopf hatte sie dabei leicht zur Seite geneigt und nickte jetzt. »Ich sehe dir an, daß Zweifel in dir toben. Aber bitte, geh zur Tür und öffne sie. Dann wirst du sehen, daß ich nicht gelogen habe. Du hast es nicht gemerkt. Wir beide waren abgelenkt, aber ich habe sie eingeweiht. Geh hin und öffne.«
    Aslan überlegte. In seinem Gesicht zuckte es. Sein Herz schlug wie verrückt.
    »Tu es!«
    Langsam drehte er sich um. Jetzt wurde ihm auch klar, daß er in eine Falle gelaufen war. Ob sie eine Hexe war, wollte er dahingestellt sein lassen, aber sie war zumindest eine fremde Person aus einem anderen Kulturkreis.
    Leicht gebückt ging er auf die Tür zu. An dieser Seite gab es keine Fenster, deshalb konnte er auch nicht nach draußen schauen. Und die Ritzen waren für ihn einfach zu schmal.
    Wie immer zerrte er an der Tür. Er wünschte sich, daß sie verschlossen war. Der Gefallen wurde ihm nicht getan. Die Tür war offen, und so konnte er hinausgehen.
    Ein heftiger Ruck, dann hatte er sie offen.
    Aslan ging den ersten Schritt nicht. Wie angewurzelt blieb er auf der Schwelle stehen.
    Die Frau und Geliebte hatte ihn nicht angelogen. Vor ihm standen seine Brüder dicht an dicht wie eine Mauer…
    ***
    Die folgenden Sekunden wurden für ihn so lang wie selten eine Zeit in seinem Leben. Aslan wünschte sich weit weg. Abheben und verschwinden können. Nicht mehr vorhanden sein. Fliegen und fliehen in einem. Etwas anderes kam ihm nicht in den
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