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113 - Bote der Nacht

113 - Bote der Nacht

Titel: 113 - Bote der Nacht
Autoren: A.F.Morland
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dem Alten mehrmals täglich einen geheimen Trank, dessen Zusammensetzung nur sie kannte, und Rheccman blühte trotz seines hohen Alters noch einmal auf.
    »Die Kraft, die ich ihm einflöße, ist zu stark für ihn«, gestand die Hexe dem Söldner der Hölle.
    »Was heißt das?« wollte Frank Esslin wissen.
    »Daß er nach einer kurzen Zeit der Kraft und des absoluten Wohlbefindens daran zugrunde gehen wird. Aber bis dahin wird er dich tätowiert haben.«
    Esslin grinste. »Was danach mit ihm massiert, interessiert mich nicht. Warum gibst du sein Herz nicht Jeneod?«
    »Weil es zu stark vergiftet sein wird. Ich will Jeneod nicht schaden.«
    In nur drei Tagen fühlte sich Rheccman nur noch halb so alt, wie er wirklich war.
    Kayba verhielt sich so, wie es Frank Esslin von ihm verlangt hatte. Ledagh hockte die meiste Zeit auf dem Boden und starrte unglücklich vor sich hin. Er glaubte nicht, daß ihn Frank Esslin töten würde, und wenn, dann nur, um ihm sein Herz zu nehmen und Jeneod zu geben. Auf den Mord-Magier konnte man sich nicht verlassen. Seine Versprechungen waren nichts wert, aber das behielt der Mumienkönig für sich, denn er wollte nicht, daß Kayba ihn schlug. In seinen Augen war Kayba strohdumm. Dem konnte Frank Esslin alles einreden. Er glaubte dem Söldner der Hölle bereitwillig alles. Nun, er würde auch noch merken, wie er mit Esslin wirklich dran war.
    Am Abend des dritten Tages lag Frank Esslin mit entblößtem Oberkörper auf Seniras breitem Lager.
    »Wohin soll die Tätowierung kommen?« erkundigte sich Rheccman.
    »Auf die Brust«, antwortete der Söldner der Hölle.
    »Und was soll sie darstellen?«
    »Asmodis«, sagte Frank Esslin entschieden. »Den Herrscher des schwarzen Universums!«
    Rheccman nickte. »Gut. Morgen fange ich damit an.«
    Und so geschah es.
    Rheccman ließ sich sehr viel Zeit für die Arbeit. Er tätowierte den ganzen Tag, machte dazwischen Pausen, in denen er das entstehende Meisterwerk streng prüfte, bevor er fortfuhr, Punkt neben Punkt zu setzen und mit immer neuen Nadelstichen ein Porträt des Teufels auf Frank Esslins Brust zu bringen.
    Der Satanskopf war so groß wie ein normaler Menschenkopf, war dunkelblau, fast schwarz, hatte eine dreieckige Form, lief unten am Kinn spitz zu, während aus der Stirn kräftige Hörner ragten.
    Im Blick des Bildes lag ein Ausdruck von Bosheit und Grausamkeit, der nicht zu überbieten war. Die Teufelsfratze schien zu leben.
    Obwohl Rheccman seine Arbeit noch nicht als beendet betrachtete, konnte man bereits meinen, dieses Teufelsgesicht wäre imstande, sich zu bewegen, den Mund zu öffnen, zu sprechen…
    Frank Esslin ließ die Prozedur geduldig über sich ergehen. Er lag mit geschlossenen Augen da und ›genoß‹ jeden einzelnen Stich der Tätowiernadel, weil dieser ihn einen Schritt näher an sein Ziel heranbrachte.
    Der Söldner der Hölle träumte von der nahen Zukunft. Wenn Rheccman mit seiner Arbeit fertig war, brauchte Esslin Tony Ballards magischen Ring nicht mehr, denn er besaß die Kraft und das Wissen, die Satansfratze zu einer gefährlichen Waffe machen zu können.
    Senira trat ein, um nachzusehen, wie weit die Arbeit gediehen war. »Du bist ein Künstler, Rheccman«, lobte sie den Tätowierer.
    »Ich habe noch nie ein so lebensechtes Teufelsgesicht gesehen.«
    »Laß ihn in Ruhe weiterarbeiten«, verlangte Frank Esslin, und die Hexe zog sich zurück.
    Rheccman ging voll in seiner Tätigkeit auf. Er arbeitete konzentriert. Daß dies seine letzte Tätowierung war, ahnte er nicht. Er fühlte sich gut, und er dachte, das würde so bleiben; aber der Verfall würde sich bald einstellen. Frank Esslin hatte nicht die Absicht, den Tätowierer davor zu bewahren. Sobald Rheccman mit der Arbeit fertig war, war er nutzlos für ihn.
    Der Tätowierer setzte die letzten Stiche, dann richtete er sich auf und bewunderte sein fertiges Werk.
    »Es ist mein Meisterwerk«, stellte er zufrieden fest. »Noch nie gelang mir eine Tätowierung so perfekt. Ich hätte nicht gedacht, daß mir das noch einmal möglich sein würde. Ich war alt und verbraucht, meine Hand zitterte, und ich setzte die Stiche unsicher. Heute war mir manchmal, als führte ein anderer meine Hand.«
    Frank Esslin setzte sich grinsend auf. »Vielleicht war es der Teufel persönlich.« Er schaute auf das Kunstwerk hinunter. »Weißt du, was ich dir dafür schenke? Die Freiheit. Du kannst gehen, wohin du willst, kannst dorthin zurückkehren, wo du früher gelebt hast, oder an einen
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