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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten
Autoren: Jason Dark
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ich konnte die Wahrheit auch nicht aus ihr herausprügeln.
    Bevor ich startete, schaute ich länger als gewöhnlich in die Spiegel. Die Gegend hinter uns blieb dunkel. Kein Scheinwerfer erhellte die Straße. Überhaupt war kein Licht zu sehen. Obwohl die Nacht noch nicht eingebrochen war, war es verdammt finster.
    Ich startete wieder.
    Mir fiel auf, daß sich Nora nicht angeschnallt hatte. Sie drehte sich auf dem Sitz, sagte aber nichts.
    Ich fuhr weder schnell noch langsam. Der Rover rollte ruhig über die Fahrbahn. Der kleine Crash hatte den Wagen nicht beeinträchtigt. Wir sprachen nicht miteinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    Die nächste Kurve, die der Geraden folgte. Es war eine Serpentine, die wieder in die Tiefe führte.
    Dahinter war das Gelände recht frei, weil wir hier ein enges Tal verließen. Ich war sicher, daß wir von dieser Stelle aus schon den Ort Lauder sehen konnten. Zumindest dessen Lichter.
    Aus dem Hochmoor, durch das wir uns bewegten, stiegen immer mehr Nebelschwaden in die Höhe.
    Die Lichtlanzen des Fernlichts bohrten sich in sie hinein, und ihr lautloses Treiben sah aus, als wären Erdgespenster dabei, das Kommando zu übernehmen. Manchmal hingen die Tücher wie fahle Wäschestücke über der Fahrbahn, die dann zerrissen wurden, wenn wir hindurchrollten.
    Ich drehte mich zu Nora hin. »Und?«
    »Er kommt.«
    »Wo?«
    »Ich spüre es.«
    »Hinter uns ist nichts.«
    »Du hast recht. Aber rechne bei ihm mit allen Tricks. Einer wie er kann sich auch im Dunkeln bewegen und braucht nicht unbedingt die Straße zu benutzen.«
    »Falls seine Maschine noch okay ist.«
    »Das wird sie sein. Er ist ein Teufel, und diese Teufel sind nicht so leicht zu töten.«
    Sie schien ihn besser zu kennen, und ich widersprach ihr nicht. Noch eine recht enge Rechtskurve, dann lag praktisch das Tal vor uns, in dem sich auch der Ort Lauder in einer leicht hügeligen Gegend ausbreitete. Ich hatte mich darauf eingestellt, die Lichter sehen zu können, doch da wurde ich enttäuscht. Sie waren zwar da, mußten strahlen, aber der Dunst über der Stadt hatte eine regelrechte Decke gebildet, so daß ich nichts von ihnen zu Gesicht bekam.
    Bisher hatte uns der Killer in Ruhe gelassen. Es war zu hoffen, daß es so blieb, doch weder Nora noch ich glaubten daran. Ich schaute auf den Himmel. Er war nicht völlig dunkel geworden. Aber das Licht des Tages breitete sich dort nicht aus. Es war der immer voller werdende Mond, der seinen gelben Schein gegen die Wolken schickte.
    Sterne waren nicht zu sehen. Dafür war es einfach noch zu dunkel. Die Straße war nicht breit, und ich verzichtete darauf, links zu fahren, denn es kam uns von Lauder her niemand entgegen. So war die Straßenmitte am besten für mich.
    Nora sagte nichts. Sie steckte nur voller Spannung. Auf ihrem Gesicht sah ich sogar in der Dunkelheit den Schweiß und hatte das Gefühl, daß von ihr etwas Bestimmtes abstrahlte, mit dem ich jedoch nicht zurechtkam. Es war eine seltsame Kraft. Nicht sichtbar - leider, sondern einfach nur zu fühlen.
    Ich wagte nicht, eine Frage zu stellen, aber ich hörte ihre Stimme, die plötzlich fremd klang.
    »Es gilt!« flüsterte sie.
    »Bitte?«
    »Wir werden ihn gleich sehen.«
    Ich hütete mich, über diese Bemerkung zu lachen, denn Nora wußte immer, was sie sagte.
    »Gib acht, John.«
    »Okay.«
    »Und versprich mir, daß du nichts unternimmst, wenn etwas geschieht, das einfach gegen deine Natur geht. Hast du gehört?«
    »Ja, das schon.«
    »Hältst du dich daran?«
    »Ich würde gern mehr wissen.«
    »Nein, John, nicht jetzt. Laß es mich machen. Es ist jetzt meine Sache. Was immer auch geschieht, tu mir den Gefallen und halte dich aus allem heraus.«
    Es gefiel mir nicht, das Heft aus der Hand zu geben. Aber hatte ich es in diesem verdammten Fall schon jemals in der Hand gehalten? Wenn ich ganz ehrlich war, nicht.
    »Achtung…«
    »Wieso?«
    »Hinter uns.«
    Plötzlich war das Licht wieder da. Ich schaute in den Spiegel, aber ich sah es nicht auf der Fahrbahn. Als heller Streifen flog es an der rechten Seite die Böschung hinab, geriet dann in eine Kurve, und wenig später flutete es über die Straße, und zwar genau auf uns zu.
    Jetzt war er wieder hinter uns.
    Ich zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen und hörte wieder das Röhren des Motors.
    »Fahr langsamer, John!«
    »Bitte?«
    »Langsamer, verdammt!« Nora stand wie unter Strom, und ich tat, was mir geraten wurde.
    Der Killer hing fast an den
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