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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten
Autoren: Jason Dark
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den Nebel wandert und nur hin und wieder etwas ertastet. Verstehst du?«
    »Klar.«
    »Was ist also mit meinem Vater?«
    Sie stöhnte auf, sah eine etwas breitere Stelle am Straßenrand und lenkte den Rover in diese Bucht.
    Neben uns stieg das Gelände wie eine dunkle Mauer schräg an. Kiefern hatten sich mit ihrem Wurzelwerk in den Boden hineingekrallt und neigten sich dabei der Fahrbahn entgegen. »Ich habe ihn nicht persönlich gekannt, wenn dich das beruhigt.«
    »Davon hätte ich auch erfahren, denke ich mal. Trotzdem gibt es zwischen euch eine Verbindung.«
    »Nein.«
    »Auch keine indirekte?«
    »Ich weiß nicht, was du damit meinst, und wahrscheinlich weißt du es selbst nicht genau. Mir ist klar, daß es den Killer gibt, der mit einer Kettensäge unterwegs ist.«
    »Ja, das haben wir gesehen.«
    Ihr Gesicht nahm einen starren Ausdruck an. »Er tötet«, erklärte sie. »Er hat schon getötet. Er hat eine blutige Spur hinterlassen, aber sie ist nicht bekannt geworden.«
    »Was heißt das?«
    »Die Polizei weiß von alldem nichts. Er hat die Leichenteile gut versteckt.«
    »Aber du weißt Bescheid.«
    »Ja.«
    »Obwohl du keine Polizistin bist.«
    »Nein, nicht so wie du. Aber ich jage ihn. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht. Mehr kann ich dir nicht sagen. Daß er das Gesicht deines Vaters hat, das weiß ich, obwohl ich deinen alten Herrn persönlich nicht gekannt habe.«
    »Dann muß es noch jemand geben, der hinter dir steht und dich mit Informationen versorgt hat.«
    Sie streichelte meine Wange. »Gut geraten.«
    »Das war nicht schwer.«
    Sie zog die Hand weg und schaute durch die Frontscheibe, obwohl nicht viel zu sehen war. Über der Straße breitete sich der dünne Nebel aus, als wollte er sich in den Belag hineinfressen. Das letzte Licht des Tages verzauberte noch den Himmel und gab den dort liegenden Wolken graue, zerfaserte Ränder.
    »Wer ist dieser Jemand?« fragte ich.
    »Du wirst die Person schon früh genug sehen.«
    »Kenne ich sie?«
    »Ja.«
    Die Antwort erschütterte mich nicht, sie überraschte mich auch nicht, denn alles, was ich bisher erlebt hatte, sah nach einem genau eingefädelten Plan aus.
    »Willst du wieder fahren?« fragte sie plötzlich.
    »Warum sollte ich? Im Gegensatz zu dir kenne ich das Ziel nicht.«
    »Denk daran, der Weg ist das Ziel.«
    »Hör auf damit. Okay, laß uns die Plätze tauschen. Du kannst mir dann sagen, wohin du willst.«
    Wir tauschten die Plätze, und Nora hatte sich noch nicht angeschnallt, als sie sagte: »Sei nicht sauer, John, wirklich nicht. Sieh es positiv. Es geschieht alles zu deinem Besten.«
    »Wenn du das sagst.«
    »Ja, das meine ich auch so. Es ist alles okay. Du darfst nur nicht den Überblick verlieren und solltest mir vertrauen. Noch eins«, ihre Stimme bekam einen weichen und etwas wehmütigen Klang. »Ich habe es bedauert, daß die Nacht gestern so schnell vorbei war. Ich hätte gern weitergemacht.«
    »Darüber sollten wir ein anderes Mal reden.«
    Nora ließ mich noch nicht fahren und legte die Hände auf mein rechtes Knie. »John, ich möchte dich um eines bitten. Was immer auch vorgefallen sein mag, ich will, daß du mir vertraust. Es ist zu deinem Besten. Es gibt leider Kräfte und Mächte, denen wir ausgeliefert sind. Es ist ein Wahnsinn, das weiß ich, und zugleich ist es eine Gefahr, zu der auch der Killer mit dem Gesicht deines Vaters gehört.«
    »Der kein Mensch ist, nicht wahr?«
    Nora Thorn schloß für einen Moment die Augen, als fiele ihr das anschließende Nicken schwer. »Ja, wenn du das so siehst, dann hast du völlig recht.«
    »Er gehört also zu einer anderen Macht?«
    »Leider.«
    »Und die hat ihn kugelfest gemacht?« fragte ich verwundert. »Wie ist das möglich?«
    Sie verdrehte die Augen. »Bitte, John, gerade du solltest es akzeptieren. Es wird eine Lösung geben, auch für dich. Davon bin ich nicht nur überzeugt, das verspreche ich dir auch. Und jetzt sollten wir fahren.«
    »Dann sag mir das Ziel.«
    »Erst mal in Richtung Lauder. Da kennst du dich doch aus, wenn ich mich nicht irre.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Bitte, fahr.«
    Nora hatte nichts von ihrer Sicherheit verloren, aber ihr Tonfall hatte sich schon anders angehört.
    Sie schien unter einem gewissen Druck zu stehen oder wirkte wie jemand, dem die Zeit unter den Fingern weglief.
    Je länger ich sie kannte, um so rätselhafter wurde sie mir. Die große Frage war geblieben. Was hatte Nora Thorn mit meinem verstorbenen Vater zu tun gehabt? Und welche
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