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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten
Autoren: Jason Dark
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sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite durch die viereckigen Fenster schauen und nahm mir die zum See liegende Seite zuerst vor. Es war durchaus möglich, daß dieses verdammte Jaulen und Brummen der Säge aus dieser Richtung gekommen war.
    Ich schob mich vorsichtig und von der Seite auf das Fenster zu. Ich traute der Gestalt nicht. Sie brauchte nicht nur die Kettensäge als Waffe zu besitzen. Sie konnte auch einen Revolver oder eine Pistole bei sich tragen und dann durch die Scheibe schießen.
    Unsere erste echte Begegnung hatte im nächtlichen Nebel stattgefunden. Es waren zwar noch sommerliche Temperaturen, doch in der Nacht stiegen dann die Nebelschwaden aus den feuchten Böden oder lagen dick über den Seen.
    Ich blieb neben dem Fenster stehen. Der Blickwinkel war schräg, mit dem ich nach draußen schaute.
    Die Rückseite der Blockhütte endete nicht am Rand des Stegs. Es gab da noch einen Sims, über den man gehen konnte. Erst dahinter begann das Wasser, das auch am Tage recht dunkel aussah. Da verteilte sich eine dichte grüne Farbe, die an bestimmten Stellen schwarze Flecken bekommen hatte.
    Klar war das Wasser an keiner Stelle des Sees. Der See inmitten dieser schottischen Einsamkeit wirkte verwunschen auf den Betrachter. Wie ein Gewässer, um das sich Märchen, Legenden und Geschichten rankten. Auch der Wind hielt sich zurück. Er streichelte die Oberfläche, so daß nur schwache Wellen entstanden. Ab und zu sprang ein Fisch aus dem Wasser und schnappte nach einem Insekt.
    Mein Blick streifte das andere Ufer. Auch dort war nichts zu sehen. Keine Bewegung im dichten Wald, wo Bäume und Büsche ineinander wuchsen und beinahe eine dichte Wand bildeten.
    Ich ging zum anderen Fenster. Ein neuer Blickwinkel, aber das gleiche Bild.
    Die Stille kam mir jetzt noch bedrohlicher vor als die Musik der Kettensäge. Ich wußte ja, daß in ihr etwas auf einen günstigen Moment lauerte.
    Aus dem Bad, dessen Tür nicht geschlossen war, drangen ebenfalls keine Geräusche. Ich warf einen kurzen Blick hinein und sah, daß Nora Thorn in ihre Turnschuhe schlüpfte, die eine sehr weiche und hohe Sohle hatten. Dazu trug sie hellblaue Jeans, ein dünnes schwarzes T-Shirt und eine leichte Lederweste darüber.
    Ich spähte durch die Fenster an der Vorderseite. Hier hatte der Killer mehr Platz, doch zu Gesicht bekam ich ihn nicht. Da standen ebenfalls die Bäume nebeneinander, wenn auch nicht so dicht wie am anderen Seeufer. Meinen Rover hatte ich ein Stück entfernt abgestellt und mich anschließend an die Hütte herangeschlichen.
    Es gab keinen Weg. Es gab keine Spuren. Gras und Unkraut bildeten den natürlichen Teppich vor dem Haus, und die Sonne besaß auch nicht mehr die Kraft wie am Mittag. Sie war dabei, sich nach Westen hin zurückzuziehen, so daß die Gegend allmählich eindunkelte, obwohl das Licht des Tages noch hell genug war.
    Egal, durch welches Fenster ich auch schaute, von der Gestalt mit der Kettensäge war nichts zu sehen. Hinter mir meldeten sich die Bohlen durch ein leichtes Knarren.
    Ich drehte mich um und sah Nora Thorn vor mir stehen. Ihr fragender Blick war auf mein Gesicht gerichtet. »Sorry, ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Kann ich mir denken.«
    Ich mußte einfach lachen und schüttelte dabei den Kopf. »Ist dir eigentlich klar, in welcher Lage wir uns befinden? Daß man uns an den Kragen will, Nora?«
    »Uns?«
    »Ja, uns.«
    »Ich bin nur gestürzt.«
    Ich winkte ab. »Ach, hör auf damit. Ja, du bist gestürzt, aber mich hat es nicht grundlos hier hergetrieben, und dich auch nicht, davon gehe ich aus.«
    »An einen Zufall glaubst du nicht?«
    »Nein, Nora, bestimmt nicht. Es kann kein Zufall sein, daß wir uns hier getroffen haben. Da kannst du sagen, was du willst. Dahinter steckt Methode. Und es war auch kein Zufall, daß wir uns im Hotel begegnet sind. Du bist, ich will es mal so ausdrücken, auf mich angesetzt worden. Daran glaube ich fest.«
    Sie lächelte spöttisch. »Und wer, meinst du, sollte mich auf dich angesetzt haben?«
    »Das weiß ich leider nicht. Aber ich kann dir versichern, daß ich es herausbekommen werde.«
    Die blonde Frau veränderte ihre Haltung und stemmte die Hände in die Hüften. »Wenn ich den Faden weiterspule, dann denkst du wahrscheinlich, daß ich mit diesem Kettensäge-Mann unter einer Decke stecke. Oder sehe ich das falsch?«
    »Ich würde es mir nicht wünschen, Nora«, antwortete ich spontan. »Ich gebe zu, daß ich diese Möglichkeit durchaus in Betracht
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