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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten
Autoren: Jason Dark
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war mit Nora gegangen, um mich von ihr zu trennen, obwohl noch viele Fragen unbeantwortet waren. Ich konnte Nora nicht zwingen, bei mir zu bleiben.
    Neben der Fahrerseite blieb sie stehen und kramte nach ihrem Schlüssel.
    »Soll ich sagen, bis zum nächsten Treffen?« fragte ich sie.
    »Nein.«
    »Dann ist das ein Abschied?«
    »Ist es auch nicht, John, ob du willst oder nicht. Schau dir mal den Wagen an. Er liegt verdammt tief. Zu tief.«
    Sie hatte recht. Dann bückte ich mich und sah es mit einem Blick. Jemand hatte die Reifen regelrecht zerfetzt. Und es sah verdammt danach aus, als hätte er eine Kettensäge benutzt.
    Ich bückte mich noch, doch das Bild wurde nicht besser, und Nora nickte mir zu, als ich wieder hochkam. »Ich denke, daß es das Schicksal anders gewollt hat, John. Sorry…«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Jetzt können wir umladen. Dein Gepäck in den Kofferraum des Rovers.«
    »Sofern du nicht allein losfahren willst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Auch wenn du alles mögliche von mir denkst, das kommt nicht in Frage.«
    »Danke.«
    »Vergiß es. Das Schicksal scheint es tatsächlich so zu wollen.«
    »Wer weiß, wozu es gut ist«, erwiderte sie orakelhaft und schloß den Kofferraum auf. Zwei Gepäckstücke paßten auch noch in den Rover hinein. Ich legte sie neben meine Reisetasche, und Nora riet mir wieder, mich umzuziehen. »Ich drehe mich auch um…«
    Sie hatte recht. Die Kleidung klebte an meinem Körper. Ein Handtuch bekam ich von ihr. Ich trocknete mich damit so gut ab wie möglich, ohne den Geruch des Wassers vertreiben zu können. Der blieb mir auch weiterhin erhalten. Ich räumte den Inhalt der Taschen um, während Nora die Umgebung im Auge behielt. »Er ist wie vom Erdboden verschwunden«, sagte sie. »Aber er ist nicht abgetaucht, das weiß ich genau. So einfach gibt er nicht auf.«
    »Du scheinst ihn gut zu kennen.«
    Sie schaute mich nur an und zuckte mit den Schultern. Einen Kommentar verkniff sie sich.
    »Darf ich fahren?« fragte sie.
    »Warum?«
    »Ich fahre gern Auto.«
    »Meinetwegen.«
    »Du kannst dich dann entspannen.«
    »Was ist mit dir?«
    »Ich brauche das nicht.«
    »Ah. Eine Frage noch. Wohin soll die Reise denn gehen? Hast du da ein bestimmtes Ziel im Auge?«
    »Nein, eigentlich nicht, John. Ich werde dich fahren, wohin du willst und wohin es dich treibt.«
    »Mich treibt es zur Wahrheit«, sagte ich.
    »Das ist gut.«
    »Dann rücke endlich damit heraus.« Sie lachte nur und drehte den Zündschlüssel…
    ***
    Ich hatte mich bewußt so passiv verhalten. Mit dieser Taktik hoffte ich, daß Nora mir irgendwann freiwillig erzählen würde, was sie in meine Nähe getrieben hatte. Sie war eine harte, eigensinnige Frau. Mit Fragen würde ich bei ihr nur auf Granit beißen, und so war es besser, ihr den Willen zu lassen.
    Nora war eine gute Autofahrerin. Sie lenkte den Rover locker, aber durchaus sicher. Und sie fuhr nicht zu schnell in die einsetzende Dunkelheit hinein.
    Das Scheinwerferlicht glitt über die graue Straße hinweg. Wir waren in dieser Gegend allein unterwegs. Über sie hatte sich ebenfalls der Schatten der Dämmerung gelegt. Die Berge waren von ihnen eingewoben, und nur die Spitzen stachen noch klar und scharf hervor. Die große Hitze des Tages war verschwunden. Jetzt breitete sich die Feuchtigkeit aus, und die ersten dünnen, grauen Nebelschwaden zogen bereits über den Boden hinweg, als wären sie hineingepustet worden.
    »Hast du wirklich kein Ziel?« fragte ich sie.
    Nora zuckte mit den Schultern. »Der Weg ist das Ziel«, erklärte sie.
    »Das bringt mich nicht weiter.«
    Sie verzog den Mund. »Ich liebe Überraschungen. Du nicht?«
    »Nicht besonders. Vor allen Dingen nicht, wenn man mich mit einem Kettensäge-Killer überrascht, der zudem noch das Gesicht meines Vaters besitzt.«
    »Auch das gehört zum Leben.«
    »Wie nett, aber damit kann ich nichts anfangen. Mal so gefragt, Nora. Kennst du meinen Vater?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und fuhr zunächst in eine Rechtskurve. »Müßte oder sollte ich ihn denn kennen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht.«
    »Das hört sich schon besser an.«
    »Moment. Ich sagte vielleicht. Damit habe ich deine Frage nicht bestätigt.«
    »Keine Spitzfindigkeiten. Ich bin es bald leid. Ich will mehr über dich wissen. Das alles war doch kein Zufall. Du weißt es, ich weiß es. Aber du weißt mehr als ich, und genau das empfinde ich als verdammt ungerecht. Ich komme mir vor wie jemand, der durch
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