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1124 - Aus dem Reich der Toten

1124 - Aus dem Reich der Toten

Titel: 1124 - Aus dem Reich der Toten
Autoren: Jason Dark
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ich an den Rand der Straße. Erst dann konnte ich abbremsen und hörte, wie die Reifen über den Belag scheuerten.
    Endlich stand der Rover.
    Ich war wie der berühmte Blitz aus dem Wagen, rannte aber nicht sofort los, weil ich mir zunächst einen Überblick verschaffen wollte.
    Beide hatten sich getrennt.
    Der Killer lag mehr dem linken Straßengraben zugewandt, während Nora auf der Straßenmitte lag und dabei war, sich zu erheben. Praktisch zwischen den beiden lag die verdammte Kettensäge, und sie brummte noch immer, wobei sie sich leicht zitternd auf dem Asphalt bewegte.
    Für mich war die Chance gekommen.
    Ich lief hin und nahm die Säge an mich. Zum erstenmal fühlte ich mich besser, auch deshalb, weil sie jetzt in meinem Besitz war und nicht von dem Killer mit dem Gesicht meines Vaters gehalten wurde.
    Nora richtete sich auf. Ich hatte es aus dem rechten Augenwinkel mitbekommen und schaute zu, wie sie breitbeinig stehenblieb und den Kopf schüttelte.
    »Bist du verletzt?«
    »Nein.«
    »Aber…«
    »Kein aber, John, es geht um andere Dinge. Du hast die Säge, okay, behalte sie, aber tu, was du tun mußt.«
    »Und das wäre?«
    Sie streckte den Arm aus und deutete auf den Killer, der ebenfalls nicht bewußtlos geworden war und sich nun bewegte. Er rollte sich auf die Seite und richtete sich dann auf.
    Licht genug war vorhanden. Die Scheinwerfer des Rovers leuchteten die Szene aus, so daß Nora und mir rein gar nichts verborgen blieb. Der Killer kroch noch auf allen vieren ein Stück vor und wollte sich dann völlig aufrichten.
    »Bleib!« schrie Nora ihn an, als er eine kniende Haltung erreicht hatte.
    Der Befehl ließ ihn starr werden. Er hob nur ein wenig den Kopf an, das war alles.
    »Geh zu ihm, John!«
    »Okay. Und dann?«
    »Himmel, was fragst du?« schrie sie. »Du wirst gleiches mit gleichem vergelten. Mach mit ihm das, was er mit uns vorhatte. Nur so kannst du ihn vernichten.«
    »Ich soll ihn zersägen?«
    »Ja, verdammt!«
    ***
    »Warum ißt du nichts?« fragte Shao.
    Suko zuckte mit den Achseln. »Warum wohl?«
    »Es ist wegen John, nicht?«
    »Klar.«
    Shao schüttelte den Kopf und schob ihren leergegessenen Teller zur Seite. »Wie lange kennt ihr euch jetzt?« fragte sie mit leiser Stimme.
    »Ewig.«
    »Gut, das habe ich hören wollen. Dann weißt du auch, daß John kein kleines Kind ist und seine Angelegenheiten, die nur ihn etwas angehen, selbst regeln kann. Nichts anderes hat er gewollt. Wäre es anders gewesen, Suko, hätte er dich eingeweiht. Aber das hat er nicht getan, und sicherlich nicht grundlos. Also mach dir keine zu großen Sorgen um ihn, ja?«
    Der Inspektor hob den Blick und schaute auf die ihm gegenübersitzende Shao, deren Gesicht ebenfalls sehr ernst wirkte. »Das sagst du nur dahin, denn es ist nicht deine Überzeugung. Du machst dir doch Gedanken. Keiner weiß genau, um was es geht. John war bei Terrence Bull, aber er hat ihn nicht in die Einzelheiten eingeweiht. Er ist dann zur Ruine seiner Eltern gefahren und auch sicherlich zum Doppelgrab. Jetzt frage ich mich natürlich, was er dort zu suchen hat. Welches Geheimnis um den Tod seiner Eltern existiert noch, das nicht gelüftet werden konnte? Jedenfalls bis gestern nicht.«
    »Ich kenne es nicht.«
    »Eben.« Suko nickte ihr zu. »Keiner von uns kennt es. Aber wir alle erinnern uns noch verdammt gut an den Tod seiner Eltern. Ich erinnere mich noch, wie ich vor Horace F. Sinclairs Leiche stand und in seine braunen Augen schaute. Wie ich gesehen habe, was damals im fernen Äthiopien passierte, wie John vor der Bundeslade stand, wie das silberne Skelett des Hector de Valois verging, das alles ist mir noch so im Gedächtnis, und die gesamten Vorgänge waren nicht normal. Diese braunen Augen, eine Erinnerung an den König der Bienen, an Lalibela, und dann die Ereignisse, die später noch passierten, das alles ist wohl nicht beendet. So sehe ich es mittlerweile.«
    »Du hast ja recht.«
    »Danke, Shao, aber was nutzt mir das?«
    »Nichts.«
    »Für diese Antwort hätte ich dich erst nicht zu fragen brauchen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber wir sollten uns nicht streiten. Ich will nur wissen, was da genau passiert ist.«
    »Sir James hat dir auch nichts gesagt?«
    »Nein, nicht direkt. Aber ich weiß, daß John eine Person sucht, die ein bösartiger Killer ist, und dieser Killer sieht so aus wie sein Vater. Er ist zu einer Hütte am See gefahren, Terrence Bull hat es mir erzählt. Die Hütte wird sich leicht finden lassen, und wir
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