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1122 - Raubzug der Armadaschmiede

Titel: 1122 - Raubzug der Armadaschmiede
Autoren: Unbekannt
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befand sich zwanzig Kilometer südlich des Talausgangs. Ein nach Norden ragendes Bein war mit dem Landeteller nur wenige Kilometer außerhalb des Tales zu Boden gegangen. Hol spähte hinab in die Senke. Sein Blick überflog die lange Reihe primitiver Hütten, in denen die Nandiren hausten. Es zeigte sich keine Bewegung. Er fragte sich, was die Eingeborenen in diesen Minuten empfinden mochten.
    Brado Gordon hatte die Hände von den Ohren genommen. Er wirkte ... indigniert - ja, das war der richtige Ausdruck. Er machte ein Gesicht wie einer, dem im besten Restaurant der Stadt eine kalte Suppe serviert worden war. Brado war - und er wußte das - das Idealbild eines Mannes schlechthin: hochgewachsen, breitschultrig, schmalhüftig, mit blondem, kurzem Haar und grauen Augen, die einen Stich ins Grünliche aufwiesen.
    Schon als Kind, behauptete er, habe er den Spitznamen „Flash" erhalten - nach dem fiktiven Raumhelden des 20. Jahrhunderts. Roi Danton hatte ihn insgeheim im Verdacht, er hätte sich das Epithet selbst zugelegt. Brado „Flash" Gordon war intelligent und tüchtig, aber ein wenig von sich eingenommen.
    Er wies mit der flachen Hand hinaus in die Wüste und fragte unwirsch: „Was mag das sein?" So, als wäre es eine Zumutung, ihm ein solches Ding vor die Nase zu setzen.
    „Ein Räumgerät", antwortete Naomi.
    Sie war aufgestanden und klopfte sich den Staub von der Montur. Naomi Phars war eine zierliche Gestalt. Sie ging Flash nicht einmal bis an die Schulter. Sie gab sich zurückhaltend und trug meistens ein ernstes, wenn auch hübsches Gesicht zur Schau.
    Sie war ein echtes „Gehirn", eine Koryphäe auf mehreren Gebieten. Ihr Gehabe wirkte mitunter ein wenig altjüngferlich, aber das täuschte. Roi hatte sie einmal bei Gelegenheit einer ausgelassenen Geburtstagsfeier im wissenschaftlichen Quartier der BASIS erlebt, im Zustand fortschreitender Anheiterung hatte sie das sonst zu einem steifen Knoten gestopfte Haar herabgelassen, die Schuhe in die Ecke gekickt und auf dem Tisch einen Cancan hingelegt, von dem die Männer noch drei Wochen später schwärmten.
    „Woher willst du das wissen?" fragte Flash verwundert.
    „Elementar, mein lieber Gordon", antwortete Naomi ein wenig schnippisch. „Der weiße Rabe hat uns mitgeteilt, daß die Armadaschmiede hier auf Rohstoffsuche sind. Daß sie sich beim Einsammeln der Rohstoffe einer ausgefeilten Technik bedienen, dürfte jedem klar sein." Sie zeichnete mit ausgestrecktem Finger die Umrisse des mammuthaften Gebildes nach. „Eine Gewürzfabrik würde ich das nicht nennen. Eher ein bewegliches Bergwerk."
    „Gewürzfabrik?" echote Flash verständnislos.
    „Arrakis, dritter Planet der Sonne Kanopus", sagte Naomi träumerisch.
    „Quatsch! Kanopus hat überhaupt keine Planeten."
    „Nicht in Wirklichkeit", gab Naomi zu. „Aber in der Literatur. Zwanzigstes Jahrhundert alter Zeitrechnung. Weißt du was davon, oder bist du womöglich nur mit den Comic-Heftchen vertraut, Flash?"
    Brado Gordon schwieg. Er wußte aufgrund mehrmonatiger Erfahrung, daß er in Diskussionen mit Naomi gewöhnlich den kürzeren zog.
    „Ich nehme an, du hast recht", sagte Roi. „Wenn sie das Ding jemals in Betrieb setzen - mein Gott, was soll dann aus dieser Welt werden? Es sieht aus, als könne es ganz Nand in ein paar Tagen abräumen!"
    Ein eigenartiges Geräusch ließ ihn aufhorchen. Er fuhr herum und bemerkte augenblicklich die drohende Gefahr.
     
    *
     
    Sidri, der Mineralsucher, saß auf der Kuppe des Hügels und beobachtete die Fremden. „Die Fremden" hatte er sie genannt, weil sie offensichtlich lebende Wesen waren - wenn auch von grotesker äußerer Erscheinung - und nicht Metalldinge, wie sie in letzter Zeit so oft in der Nähe des roten Buschtals gesehen worden waren. Sidri hatte die Spur der Fremden in den Klippen am Nordrand des Tales aufgenommen und war ihr bis hierher gefolgt. Was ihn trieb, war die Wißbegierde. Wesen wie diese hatte niemand je zu Gesicht bekommen. Sie mußten aus einem weit abgelegenen Teil der Welt stammen. Sidri wollte erfahren, was sie hier suchten. Er hatte keine Angst vor ihnen. Er hielt sich verborgen, weil er zu beobachten gedachte, wie sie sich benahmen, wenn sie unter sich waren.
    Vielleicht würde er sich ihnen später zeigen; darüber mußte er noch entscheiden.
    Er war abgelenkt worden, wenn auch nur vorübergehend. Das riesige Ding, das sich aus dem Himmel herabsenkte, erfüllte ihn mit Schreck. Aber sein Verstand konnte nichts damit anfangen.
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